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Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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344 Die Institution: Struktur & Werte In der dadurch seitens einiger politischer Strömungen des Kronlandes gezielt geför- derten Vermischung von sozialen mit nationalen Belangen gelang  – wie auch in an- deren Teilen der Monarchie  – eine allmähliche Mobilisierung der bäuerlichen Bevöl- kerungsschichten zugunsten moderner Massenparteien. Der Religionsfonds musste hier geradezu in einer Zwitterstellung bestehen : zum einen als Grundherr und Groß- grundbesitzer und zum anderen als Verwalter eines vermeintlich historisch legitimier- ten national-rumänischen kulturellen Erbes mit enormer wirtschaftlicher Potenz und dementsprechend, freilich nur für die eigene Nationalität, einzusetzendem politischen Kapital. Die Akteure innerhalb wie außerhalb des Fonds konnten kaum einer konsis- tenten Argumentationslinie folgen, sondern waren mehr oder weniger gezwungen, ihre Positionen situationsbezogen anzupassen ; ein Umstand, der auf Dauer wiederum in der politisch ohnedies bereits sensibilisierten Öffentlichkeit weder ihrer persönlichen noch der institutionellen Glaubwürdigkeit gut tat. Insofern geben  – aus einer resümieren- den Betrachtung heraus  – die Prozesse des institutionellen Wandels und der nationalen Frage innerhalb des Religionsfonds nicht nur einen Gutteil der das Kronland weithin vor 1914 bestimmenden politischen Diskurse wider, sondern sie selbst gehörten aktiv, mit unterschiedlicher Intensität, zu ihren jeweils treibenden Kräften. Die Prozesse des institutionellen Wandels des gr.-orient. Religionsfonds sind jedoch nicht allein mit der eben angesprochenen nationalen Frage des Kronlandes und ihrer Entwicklung abzudecken. Regionale (wirtschaftliche) Modernisierung der Bukowina und der Fonds standen in einem ebenso engen Wirkungszusammenhang. Insgesamt lässt sich festhalten, dass der Religionsfonds bzw. seine mit der Zeit wachsenden Mittel und Möglichkeiten auf unterschiedlichste Weise wesentlich zur Verbesserung der öko- nomischen Struktur des Kronlandes beigetragen haben. Das Spektrum reichte dabei von der nicht ganz freiwilligen Übernahme der maroden Bergwerke in Jakobeny bis hin zur vereinzelten (und aus der historischen Betrachtung zunächst unerwarteten) Unterstüt- zung jüdischer Gemeinden u. ä. Die verständliche anfängliche Skepsis von Hackmann in Sache der Bergwerke und die selbstverständliche Zusage kostenloser Materialbereit- stellung für eine kleine Dorfsynagoge durch Bischof Repta skizzieren indes eine weitere, über das rein Wirtschaftliche hinausgehende Facette dieses Wandels, die dem noch an- zusprechenden Aspekt des Landesbewusstseins näher steht. Der erwähnte Wirkungszusammenhang sollte sich in der Frage der Grundentlas- tungspolitik als Konsequenz des Jahres 1848 deutlich herausstellen. Strukturell gesehen begünstigte die alleinige wirtschaftliche Dominanz des Fonds durch seinen enormen Grundbesitz (und der damit verbundenen Möglichkeit eines unmittelbaren staatlichen Durchgriffes bis auf die lokale Ebene) eine derartige Reform. Das belegt ein Blick auf das benachbarte Kronland Galizien-Lodomerien, wo sich die Umsetzung der Grundentlas- tung durch zersplitterte Besitz- und Eigentumsrechte auf Jahrzehnte hinaus verzögerte. Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Title
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Subtitle
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Author
Kurt Scharr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
447
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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