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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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346 Die Institution: Struktur & Werte seitens der Grundherrschaften (›manorial reaction‹) rechnen, die dem Reformansinnen zumeist entgegenlief oder es zumindest abzuschwächen bzw. zu bremsen suchte.5 Mit der Institution Religionsfonds, die zwar gleichermaßen als Grundherrin auftrat, jedoch zudem über ihre Struktur einen starken Bezug zu Wien (bzw. Bukarest) hatte, war zu- gunsten des Staates (wie der Region) ein partielles Ausbrechen aus diesem hemmen- den Interessenskonflikt möglich geworden. Aus methodischer Perspektive lassen sich außerdem gerade über diese Institution jene Scherkräfte greifbar machen, die aus dem Aufeinandertreffen unterschiedlicher gesellschaftlicher Konzepte in der Bukowina er- wachsen waren. Die mit Kriegsbeginn 1939/40 einsetzende staatlicherseits überaus stark regulierte Wirtschaft verschlechterte die ökonomisch ohnedies angeschlagene Situation des Religi- onsfonds neuerlich. Dabei traf diese existentielle Krise auf einen bereits seit über einem Jahrzehnt wirtschaftlich labilen Fonds. Die verschleppten strukturellen Mängel und die stete politische Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Institution zeitigten jetzt ihre Wirkung. Zusätzlich bewirkten die unmissverständlichen staatlichen Inter- ventionen bei Lieferanforderungen wie Preisgestaltung von Produkten und Leistungen des Religionsfonds das ihrige und beschleunigten dessen fortschreitende ökonomische Schwächung. Im Rahmen der nationalen Frage hatte sich der Bezugspunkt von Werten mit 1918 von Wien nach Bukarest verschoben. Diese Situation pauste sich mit Verzögerungen auf das ökonomische Feld durch. Das Phänomen der Phantomgrenzen6 lässt sich in diesem Aspekt in der Bukowina nach 1918 deutlich ablesen. Im persönlichen Konflikt zwischen Iancu Flondor und Ion Nistor  – bzw. auf kirchlicher Ebene das Ringen des Metropoliten um Kirchenautonomie gegenüber Bukarest  – liefen diese auseinanderklaf- fenden Erwartungshaltungen schließlich auf eine Schwächung von Fonds und Landes- kirche hinaus. Beide Institutionen wurden durch einen an Rigidität gewinnenden und an demokratischer Grundhaltung verlierenden zentralistischen Nationalstaat in ihren Bestreben enttäuscht. Kirche wie Fonds konnten sich während der Zwischenkriegszeit einer schleichenden Politisierung mit allen wirtschaftlichen wie gesellschaftlichen Kon- sequenzen nicht entziehen. Die institutionelle Glaubwürdigkeit als einem für Fonds wie Kirche grundlegen statischen Faktor hatte darunter dauerhaft zu leiden. Durch den poli- tischen Kampf angeschlagen, büßte der Fonds als Institution zudem auch seine Flexibili- tät und Kooperationsfähigkeit (dynamischer Faktor) ein. Er verlor dadurch zunehmend seine seit der Gründung charakteristische Rolle als Mediator sozio-politischer Kollek- 5 Dazu Giordano 2003, Vielfalt, 126. 6 Dazu Müller 2015, Geschichtsregionen ; hier am Beispiel Siebenbürgens. Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Title
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Subtitle
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Author
Kurt Scharr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
447
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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