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48 | Kontexte : Linz 1700 bis 1900
19. Jahrhundert nicht zur Stadt Linz.45 Der Topograph und Beamte Benedikt Pillwein
führte Mitte der 1830er Jahre neben der inneren Stadt und den beiden Vorstädten noch
eine »äußere« Vorstadt an, die aber von Pillwein abgesehen kein weiteres Mal auftaucht.46
Es handelt sich dabei wohl um das südlich der beiden Vorstädte an der Landstraße gele-
gene »Neuhäusl«. Erst nach der Aufhebung der Grundherrschaften 1848 wurden Stadt
und Vorstädte zu einem einheitlichen politischen Raum : Bis dahin bestand in den suk-
zessive wachsenden Vorstädten eine Vielzahl an Grundobrigkeiten
– das »Josephinische
Lagebuch« gab für die Katastralgemeinde Obere Vorstadt über 40 an.47
Nach 1848 entstanden intensive Diskussionen um die Grenzen der Stadt : Im Kon-
text der allgemeinen Gemeindezusammenlegungen stand im Mai 1848 der Plan, eine
»Ortsgemeinde Linz« mit der Stadt, den Vorstädten (samt Waldegg und Lustenau)
und der Gemeinde St. Peter zu schaffen. Die Ortschaften Waldegg und Lustenau wa-
ren zunächst für eine Verbindung mit Linz, St. Peter jedoch dagegen, eine Entschei-
dung unterblieb und erst 1851 wurden durch die Landesbehörde zwei Gemeinden
geschaffen : »Linz-Stadt« und »Linz-Landgemeinde« (die Vorstädte mit Waldegg und
Lustenau), wobei Waldegg und Lustenau aber bereits wenige Jahre später wieder ei-
genständige Ortschaften wurden.48 Dennoch erweiterte sich die Stadt sukzessive : Im
Südosten – begrenzt durch die Westbahntrasse und den »Südbahnhof« der Pferde-
eisenbahn – boten die »Harrachfelder« Raum für einen neuen Stadtteil, der ab den
frühen 1860er Jahren, durch die Stadt parzelliert, als »Neustadt« mit mehrgeschossi-
gen Häusern bebaut und mit einem Marktplatz (dem heutigen Hessenplatz) versehen
wurde. Zudem ergaben sich durch die Aufhebung des Bauverbotes bei den »Maximi-
lianischen« Befestigungstürmen (vgl. unten) neue Möglichkeiten für eine zukünftige
Stadtentwicklung.49
Um kleinere Flächen, das Bahnhofsareal und den Friedhof, wurde die Stadtgemeinde
in den Jahren 1859 und 1869 erweitert,50 zu einer signifikanten Vergrößerung des
Stadtgebietes kam es aber erst mit der Eingemeindung von Waldegg und Lustenau im
Jahr 1873. Die bereits bestehende Verbindung der Stadt mit den beiden Ortschaften
in steuerlicher und gerichtlicher Hinsicht hatte immer wieder zu Unstimmigkeiten
geführt und ab Mitte der 1860er Jahre drängte der Linzer Gemeinderat auf eine Lö-
sung. Über den Landtag wurde Ende 1872 nach längeren Diskussionen und gegen den
Widerstand der Ortschaften die Eingemeindung beschlossen, welche ab März 1873
45 Sandgruber, Grenzen, 73f.
46 Pillwein, Wegweiser, 53 – 55.
47 Laut Bohdanowicz wurden dabei dennoch einige Grundherrschaften vergessen – Bohdanowicz, Vor-
städte, Bd. 2, 775 – 781.
48 Altmüller, Eingemeindungen, 17 u. 21f.; Mayrhofer/Katzinger, Geschichte, Bd. 2, 139.
49 Doblhamer, Stadtplanung, 32 ; Mayrhofer/Katzinger, Geschichte, Bd. 2, 142 ; wenngleich diese Bauver-
botszone meines Erachtens die städtische Entwicklung zu dieser Zeit noch kaum tangiert hatte – vgl.
Hillbrand, Türme, 119, 121 u. 177 u. Mayr, Reiseführer, 78.
50 Sandgruber, Grenzen, 73f.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Title
- Transformationen städtischer Umwelt
- Subtitle
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Author
- Georg Stöger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 368
- Keywords
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364