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66 | Kontexte : Linz 1700 bis 1900
Dennoch waren die Schulden der Stadt bis zur Mitte der 1780er Jahre erneut auf
400.000
fl angestiegen, was Jahreszinsen in der Höhe von über 15.000
fl verursachte.144
Dies waren immerhin rund ein Drittel der städtischen Ausgaben zu dieser Zeit.
Die Napoleonischen Kriege brachten erneut finanzielle Probleme für die Stadt :
Schon die erste französische Besetzung (Dezember 1800 bis März 1801) verursachte
erhebliche Ausgaben für Verpflegungen und andere Bereiche, die die Stadt übernom-
men hatte, dazu kamen Requirierungen und Sachleistungen. Ähnliche Auswirkungen
hatten die weiteren Besetzungen der Jahre 1805 und 1809/1810.145 Bis in den Vormärz
scheinen sich die städtischen Finanzen konsolidiert zu haben, was wohl auch auf die
Einführung der Verzehrsteuer zurückzuführen ist, die ab 1829 die alten staatlichen
Abgaben ersetzte und eine im europäischen Vergleich relativ hohe Steuer bildete, für
die Stadt aber über den »Verzehrsteuerzuschlag« eine erhebliche und – im Verlauf des
19. Jahrhunderts – expandierende Einnahmequelle bot :146 1830 stammte beispiels-
weise fast die Hälfte der städtischen Einnahmen aus dem Zuschlag.147
Interessant ist eine Übersicht für das Jahr 1834, die die Ausrichtung der städtischen
Finanzpolitik in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts gut erkennen lässt : Einnahmen
von 98.671
fl (CM) standen Ausgaben von 98.461
fl gegenüber, das »Aktiv-Vermögen«
gab man mit 680.000 fl, die Schulden mit 140.000 fl an.148 Man zielte offensichtlich
auf ein ausgeglichenes Budget ab und tendierte
– das deuten zumindest die städtischen
Rechnungsbücher an – immer noch zu einer generellen Sparsamkeit, was gleichzeitig
größere infrastrukturelle Projekte ausschloss.149 Das Instrument des Kredites scheint
in dieser Phase auf kleinere Anleihen beschränkt gewesen zu sein,150 wenngleich die
Gemeindeordnung von 1850 bereits vorsah, dass ein Kredit, der 10.000 fl (CM) über-
stieg, mit der Zustimmung der Landesregierung abgeschlossen werden konnte. Wenn
ein Darlehen oder eine Bürgschaft die Jahreseinnahmen der Gemeinde überstieg,
dann war eine Genehmigung an die Verabschiedung eines eigenen Landesgesetzes
gebunden.151
Mit dem Bevölkerungswachstum wuchsen die städtischen Einnahmen und Ausga-
ben bis ins ausgehende 19. Jahrhundert weiter an. Immer noch stammte der Großteil
der städtischen Einnahmen aus Zuschlägen auf staatliche Steuern und eigene Abga-
144 LR CIIID1 – 3, Reg. 180 (116 – 119) ; ebd., Reg. 184 (139 – 141).
145 Mayrhofer/Katzinger, Geschichte, Bd. 2, 59f., 63 u. 67f.
146 Sandgruber, Grenzen, 72 ; Mittmannsgruber, Stadtverwaltung, 207 ; Brunner/Schneider, Umwelt, 217.
147 32.029 fl 14 kr CM von 79.063 fl 43 kr CM – AStL, HS 151 (Oberkammeramt Empfang 1830), pag.
57 u. 154.
148 Tafeln zur Statistik 7 (1834), Tafel 17.
149 Man vgl. die Voranschläge in den Rechnungsbüchern – z. B. AStL, HS 151 (Oberkammeramt Emp-
fang 1830), pag. 193 ; vgl. zur städtischen Sparsamkeit in dieser Periode : Clark, Cities, 336 ; Lees/
Hollen Lees, Cities, 100.
150 Vgl. Fink, Geschichte, 70.
151 Gemeindeordnung 1850, LGBl. 261/1850, 272f.; vgl. zu Wien : Csendes/Opll, Wien, Bd. 3, 136 – 138.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Title
- Transformationen städtischer Umwelt
- Subtitle
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Author
- Georg Stöger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 368
- Keywords
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364