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108 | Wasser
brunnen 1882 mit einem Benzinmotor aus.235 Aber bereits 1895 wurde angeordnet, die
Pumpbrunnen am Hauptplatz und in der Pfarrgasse aufzulassen resp. an die Was-
serleitung anzuschließen, auch die ab 1894 wiederum tätige städtische Brunnenins-
pektion ist als Druckmittel für den Ersatz der alten Infrastrukturen zu sehen.236 Dabei
variierten Druck und Geschwindigkeit des Infrastrukturwechsels durchaus : Während
die Schullerberger Leitung 1893 mit der »Allgemeinen« Wasserleitung verbunden
wurde, weil man das alte Reservoir am Schullerberg nutzte (No. 1 in Abb. 9), blieb
die Margarethener Leitung bis 1902 bestehen.237 Schon die alte Schullerberger Leitung
hatte eine Zeit lang neben der neuen Leitung bestanden : Als der Gemeinderat vor
Eröffnung der neuen Leitung Hausbesitzer am Schullerberg befragte, gaben diese an,
dass »die Beibehaltung der alten Wasserleitung als Reserve sehr wünschenwerth« sei,
was dann auch der Gemeinderat unterstützte, zudem seien die »bestehende[n] Pump-
brunnen […] jedenfalls beizubehalten«. Die alte Leitung wurde erst 1879 aufgelassen.238
Wenngleich sich eine Persistenz der Brunnenerrichtung und nutzung – wenig überra-
schend – eher für die Peripherie abzeichnet, gibt es auch Beispiele für zentrumsnahe
Stadtteile. Hinweise dazu finden sich im Kontext der Anschluss- und Wassertarifs-
diskussionen, die gleichzeitig Logiken der Weiternutzung zeigen. 1894 argumentierte
ein Hausbesitzer in der Schillerstraße, dass er nur Anschlüsse für die oberen Stock-
werke herstellen lasse, während seine Mieter im Erdgeschoss auf den Hausbrunnen
angewiesen blieben : »Mein seit vier Jahren bestehender Brunnen liefert ein sehr gutes
Trinkwasser«, die Wasserleitung habe nur für die oberen Stockwerke eine »Bezugsbe-
quemlichkeit«. »Ebenerdig wohnen Partheien, welchen es ohnedieß schwerfällt, den
Jahreszins nebst den Zinskreuzern zu zahlen und bar welcher eine jede weitere Zinser-
höhung ein vermehrtes Absparen vom Munde bedeutet. Wie kommen solche arme[n]
Leute dazu, für Etwas Geld auszulegen, wofür sie gar nichts genießen ?«239 Auch wurden
Hausbrunnen offenbar situativ reaktiviert – etwa wenn die Wasserleitung eingefroren
war, was, wie sich ein zu Beginn der 1880er Jahre geborener Linzer erinnert, »oft«
passiere.240 Die Reaktivierung des eigenen Hausbrunnens in der zentrumsnahen Her-
rengasse habe in drei Typhusfällen resultiert.241
235 RB 1882, 125.
236 RB 1895, 205 ; RB 1898, 334.
237 Pichler-Baumgartner, Wege, 153.
238 GRP 1875, fol. 359b – 360b ; RB 1879 – 1880, 82.
239 Pichler-Baumgartner, Wege, 164.
240 Puffer, Heimatstadt, 175.
241 Ebd., 163.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Title
- Transformationen städtischer Umwelt
- Subtitle
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Author
- Georg Stöger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 368
- Keywords
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364