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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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110 | Energie und Biomasse Aus den 10.000  Klaftern Brennholz ergebe sich ein jährlicher Pro-Kopf-Verbrauch von rund einem halben Klafter Brennholz (dies auch die Annahme bei Sandgruber  – vgl. Tab.  13), was als ein zu geringer Wert erscheint : Im Frühjahr und im Sommer 1747 lieferte die Stadt Linz für die knapp über hundert in der Stadt anwesenden Offiziere täglich jeweils einen halben Klafter Brennholz, was über das Jahr gerechnet bereits eineinhalb Klafter pro Kopf ergeben hätte,5 und 1833 schätzte man für den »Fran- ziszeischen Kataster« den Jahresbedarf für zehn Personen auf 16  Klafter (40-zölliges) Weichholz.6 Brennholzdeputate deuten ebenso auf höhere Werte hin, wenngleich die Deputate nicht auf Einzelpersonen, sondern auf Haushalte abzielten : 1765 erhielt der Verwalter des Deutschordenshauses jährlich 3  Klafter hartes und 3  Klafter weiches Holz,7 1830 ein Krankenwärter jährlich 3  Klafter weiches und 1  Klafter hartes Holz,8 für die einzelnen Beschäftigten der Landstände sind Deputate verzeichnet, die im frü- hen 18.  Jahrhundert von 6 bis 60  Klaftern reichten, was vermutlich aber die Beheizung der Dienstorte mit einschloss.9 Angaben zu größeren Haushalten und Institutionen verdeutlichen die substantiellen Mengen an Brennholz, die städtische Nutzer/innen verbrauchten : In den Rechnungen des Deutschordenshauses verzeichnete man 1720 den Bezug von insgesamt fast 20  Klaftern Brennholz,10 das Kremsmünsterer Freihaus in der Herrenstraße verfügte über ein »doppeltes« Holzgewölbe, das 45  Klafter Holz fasste,11 und in den 1730er Jahren waren rund 200  Klafter Holz im Garten des Ur- sulinenklosters gelagert.12 1718 benötigten die Landstände für die Holzdeputate und das Heizen der Amtsräume 524  Klafter13 und 1756 582  Klafter Brennholz,14 für das Linzer Rathaus wurden in einem Jahr  – zwischen November 1806 und Oktober 1807  – 116  Klafter Holz angekauft.15 Dabei war der häusliche Holzverbrauch »keine feststehende Größe«, wie Joachim Radkau angemerkt hat.16 Witterungsbedingt konnte die Heizperiode länger oder kür- zer ausfallen,17 auch divergierten die individuellen Nutzungsusancen : »Täglich sind 20 Öfen und die Küche zu heizen«, beklagte der Verwalter des Lambacher Stiftshauses die Einquartierung französischer Soldaten im Jänner 1801, »dabei lassen die Leute 5 LR BIIA40, Reg. 19694 (108f.). 6 Bohdanowicz, Vorstädte, Bd. 2, 1802 ; in Klagenfurt wurden im 18.  Jahrhundert eineinhalb bis zwei Klafter pro Kopf angenommen  – vgl. Johann, Holzversorgung, 84. 7 Dies explizit ohne Beheizung der allgemeinen Räume  – LR CIIIH1 – 3, Reg. 1062 (699 – 701). 8 LZ/AB, 4.1.1830 ; vgl. ähnliche Angaben : LZ/AB, 14.9.1818 u. LZ, 29.10.1842. 9 LR BIIA14, Reg. 14380 (144) ; vgl. LR BIIA24, Reg. 17119 (1f.). 10 LR CIIIH4, 801 – 822. 11 LR BVI2, Reg. 1127 (61 – 69). 12 LR E1b, Reg. 1565 (58f.). 13 LR BIIA14, Reg. 14380 (144) ; vgl. LR BIIA23, Reg. 16950 (31f.). 14 LR BIIA24, Reg. 17119 (1f.). 15 AStL, HS 128 (Kammeramtsrechnung 1807), fol. 85a u. 86a. 16 Radkau, Rätsel, 59. 17 Vgl. LR BIIA5, Reg. 6047 (38) ; LZ, 1.2.1799. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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