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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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111Omnipräsenz des Brennholzes | Türen und Fenster offen und die Zimmer müssen doch sehr warm sein«.18 Verbraucher/ innen, die für das Brennholz bezahlen oder darüber Rechenschaft ablegen mussten, waren üblicherweise eher auf einen sparsamen Umgang bedacht. Eine Sparmöglich- keit bildete die Verwendung von Winterfenstern oder von Sparöfen19 und das Nicht- Heizen einzelner Räume.20 Im Jänner 1808, so vermerkt die Chronik des Ursulinen- klosters, hätten die Schwestern zur »Holzersparnis […] wie im Vorjahr« die Näh- und Handarbeiten im Krankenzimmer durchgeführt,21 bereits 1802 hatte man im dortigen Kloster für das Wäschetrocknen einen »Sparherd« aufgestellt, »der viel weniger Holz braucht, als der bisherige« Ofen.22 Dafür ausschlaggebend waren augenscheinlich die zu Beginn des 19.  Jahrhunderts  – im Kontext der allgemeinen Teuerung  – angestiege- nen Brennholzpreise. In der Stadt und den Vorstädten von Linz gab es im 18.  Jahrhundert nur kleine Waldgebiete, auch verfügte die Stadtgemeinde nicht über eigenen Waldbesitz. Beim Kapuzinerkloster befand sich das »Wäldl«, das aber vermutlich nicht einmal den Eigen bedarf des Klosters abdecken konnte :23 Für das »Josephinische Lagebuch« wurde 1788 der Ertrag des Kapuzinerwäldchens mit rund zweieinhalb Klaftern Weichholz pro Jahr angegeben, der gesamte Jahresertrag der Unteren Vorstadt mit 185  Klaftern Weichholz.24 In der Oberen Vorstadt lagen kleinere Waldstücke an den abschüssigen Hängen des heutigen Froschbergs, die zu den dortigen Bauernhöfen und Gartenhäu- sern gehörten und genauso extensiv genutzt wurden.25 Weitere Waldflächen gab es am Freinberg, in den Augebieten und nördlich der Donau, doch selbst größere stadtnahe Bauernhöfe hatten in der Regel keinen eigenen Wald. Dieses sehr begrenzte Brenn- holzangebot vor Ort dokumentieren auch die Kataster der 1780er und 1820er Jahre (vgl. Tab.  10 u. 11). Der »Franziszeische Kataster« vermaß nicht nur Flächen und schätzte Erträge ab, sondern er gewährt ebenso Einblicke in Praktiken der Waldnutzung. Auf den kleinen Waldflächen der Oberen Vorstadt wuchs Nadel- und kein Laubholz, vor allem Tannen und nur wenige Fichten und Föhren. Die »wenigen Waldungen« würden, so die Aus- kunft der Gemeinde, »mit äusserster Schonung« für den Eigenbedarf verwendet, den- noch seien alle Waldbesitzer auf den Zukauf von Brennholz angewiesen. Viehweide im Wald bestehe nicht, als »Kopfholz« nutze man die Weiden in den Gräben und bei 18 LR BIV, Reg. 907 (354f.). 19 Ebd., Reg. 528 (193 – 202) ; AStL, HS 1108 (Stadtratsprotokoll 1827), fol. 233b ; vgl. OÖLA, Karten- und Plänesammlung, XII/70. 20 LZ/IB, 24.5.1839 ; vgl. Kander/Malanima/Warde, Power, 101f. 21 LR E1b, Reg. 2220 (164). 22 Ebd., Reg. 2120 (149). 23 LR E1a, Reg. 1001 (189). 24 LR E1f, Reg. 448 (184f.) ; Bohdanowicz, Vorstädte, Bd. 1, 39. 25 Schrank/Moll, Briefe, 22. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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