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116 | Energie und Biomasse
dert nur punktuell reguliert war.55 Die Regulierungsversuche der lokalen Obrigkeit
zielten im 18.
Jahrhundert vor allem auf das Festlegen von Höchstpreisen ab, was über
Satzungen und einen Platzzwang sichergestellt werden sollte.56 Ein derartiger »Brenn-
holzsatz«, der eine prinzipielle Preisbindung und ein Anbieten an der Donaulände
vorsah und der durch städtische Bedienstete überwacht werden sollte, ist für Linz für
die 1670er Jahre belegt. Gleichzeitig wurde hier jedoch den Verkäufern und Käufern
explizit die Möglichkeit eingeräumt, sich vorab auf einen eigenen Preis zu einigen.57 In
der Folge finden sich nur wenige Hinweise auf die Praxis dieses Holzmarktes : In den
1710er Jahren erachtete die Stadt Linz die Aufsicht über den Holzhandel vor Ort als
relativ gering, man habe »kheinen ordinari Saz der Holz-Sorthen«, die Preise wurden
also frei ausgehandelt.58 Eine vollständige Kontrolle war ohnehin kaum zu erreichen59
und bei den großen Mengen an Holz, die Linz aus dem Hinterland beziehen konnte,
war dies weder notwendig noch intendiert. Die Konkurrenz um günstiges Brennholz
scheint erst ab der Mitte des 18. Jahrhunderts zugenommen zu haben : 1763 kam es
zu einem Konflikt mit der Stadt Wien, nachdem man einem Schiffmeister die »Passi-
rung« von 500 Klaftern Brennholz, die wenige Kilometer oberhalb von Linz gelagert
wurden und für Wien bestimmt waren, untersagt hatte. Der Linzer Magistrat argu-
mentierte damit, dass Linz »selbsten bedärfftig« sei, was von der Gegenseite als Vor-
wand zurückgewiesen wurde.60 Schließlich verfügte ein kaiserliches Patent, dass der
Verkauf von Holz nach Wien aus Wäldern oberhalb von Linz nur erlaubt sei, »wenn
das Publikum in Linz damit hinlänglich versehen« sei. Von dieser Regelung explizit
ausgenommen wurde Importholz (i.e. Holz aus Bayern und Passau) und Holz aus den
Mühlviertler Schwemmen. Somit betraf die Ausnahme den Großteil des Brennholzes,
das auf der Donau Linz passierte.61 Für die Praxis wird diese Regelung also keine
größere Relevanz gehabt haben, zudem wurden in den 1780er Jahren mit kaiserlicher
Verordnung die Holzsatzungen aufgehoben und man verkündete – begleitet von Kla-
gen über den Holzmangel – eine »Freiheit des Holzhandels«.62
Als im Frühjahr 1795 der ständische Beamte über Maßnahmen gegen die Knapp-
heit an Holz (oder an günstigem Holz) nachdachte (vgl. oben), plädierte er ausdrück-
55 Hoffmann/Meixner, Wirtschaftsgeschichte, Bd. 1, 177f.
– vgl. Schott, Energie, 25f. u. Radkau, Rätsel, 44 –
46.
56 Vgl. zu Wien : Brunner/Schneider, Umwelt, 172.
57 LR BIIA37, Reg. 19274 (128 – 142) ; LZ/IB, 16.3.1821 ; vgl. Hoffmann/Meixner, Wirtschaftsgeschichte,
Bd. 1, 177f.
58 LR BIIG4, Reg. 2215 (5f.).
59 Vgl. Radkau, Rätsel, 46 u. Brunner/Schneider, Umwelt, 173.
60 Wiener Stadt- und Landesarchiv, Alte Registratur, A2 169/1763 u. ebd. A3 175/1763 – vgl. LR CIIIB,
Reg. 257 (68).
61 Luca, Landeskunde, Bd. 1, 285 ; vgl. LR BVIII2, Reg. 969 (103).
62 LR E7a u. b, Reg. 894 (219 – 222) ; ebd., Reg. 828 (205) ; AStL, Altakten, Sch. 52 ; vgl. Luca, Landes-
kunde, Bd. 2, 423.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Title
- Transformationen städtischer Umwelt
- Subtitle
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Author
- Georg Stöger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 368
- Keywords
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364