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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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126 | Energie und Biomasse sind als Nischenlösung zu betrachten. Die stadteigene Mühle an der Donaubrücke bestand bis 1826, die Schiffmühle an der Urfahrwänd bis 1908.128 Nach »mehrjähri- gen schlimmen Erfahrungen« hätten die Brauhauspächter die Schiffmühle »freywillig« aufgelassen und »dafür eine neue Roßmühle zum Malzbrechen« errichtet, so eine Ein- schätzung der Verwaltung der Wollzeugfabrik wenige Jahre später.129 Bezugnehmend auf einen Kanalbau in Laibach überlegte die Verwaltung der Wollzeugfabrik in den 1770er Jahren, Wasserkraft für den Antrieb von Spinnmaschinen zu nutzen. Projek- tiert wurde eine Ableitung der Donau, die aber angesichts der zu erwartenden Kosten (und Probleme) nicht umgesetzt wurde, die Spinnmaschinen versah man schließlich mit einem Pferdeantrieb.130 Relevanter waren die zahlreichen Mühlen im Linzer Hinterland : An den Bächen nördlich der Donau gab es viele kleinere Betriebe, die die Wasserkraft teilweise bis ins 20.  Jahrhundert nutzten.131 Der »Franziszeische Kataster« verzeichnete am Höll- mühlbach zwei Mühlen (fünf Gänge) und ein Sägewerk, am Katzbach drei Mühlen (fünf Gänge), am Haselbach eine Hammerschmiede (zwei Hämmer), vier Mühlen (elf Gänge) und zwei Sägewerke.132 Ein zweiter Schwerpunkt der Wasserkraftnut- zung befand sich an der Traun. Der Fluss und das dortige Gebiet eigneten sich gut für Mühlen : Die Traun fror nur selten zu, man konnte bestehende Verzweigungen der Traun nutzen oder künstliche Ableitungen anlegen, die im flachen Gebiet rela- tiv einfach herzustellen waren. Belegbar sind Wasserbauten in Kleinmünchen durch Grundabtretungen und Servituten für das 18.  Jahrhundert, die dortigen Mühlen sind vermutlich aber älter.133 In der Regel scheint das Linzer Getreide in den Kleinmünch- ner Mühlen (Jauker, Steinbrückl, Weidinger, Schernegger- und Schörgenhubermühle) oder in den jenseits der Traun in Ebelsberg gelegenen Mühlen (Markt- und Aumühle) gemahlen worden zu sein. Dazu gibt es zahlreiche Hinweise in Inventaren und an- deren städtischen Dokumenten.134 Ab den 1720er Jahren nutzte die Wollzeugfabrik einen Teil der Steinbrücklmühle als Walke, im »Josephinischen Lagebuch« scheint ein eigenes kleines Gebäude bei der Mühle als »Walk von der k.k. Fabrik in Linz« auf.135 1811 kaufte die Wollzeugfabrik die bisher gepachtete Steinbrücklmühle an und man überlegte wiederum (vgl. oben), dort Spinnmaschinen mit Wasserkraft zu betreiben. Auch diesmal verhinderten die hohen Kosten eine Umsetzung, gebaut wurden aber 128 Neweklowsky, Donau, 216 ; Fink, Geschichte, 70. 129 LR CIIIF1 u. 2, Reg. 666 (328 – 330). 130 Ebd., Reg. 141 (62) ; ebd., Reg. 156 (69f.) ; ebd., Reg. 375 (200f.) ; vgl. Pfeffer, Fabriksbau, 42. 131 Lackner/Stadler, Fabriken, 100. 132 Bohdanowicz, Pöstlingberg, 221f.; Bohdanowicz, Katzbach, 251 u. 262. 133 Lackner/Stadler, Fabriken, 103 u. 171. 134 LR BIX2, Reg. 199 (90f.) ; LR BIIB1, Reg. 151 (120f.) ; LR BIIB2, Reg. 707 (115f.) ; ebd., Reg. 735 (127) ; ebd., Reg. 757 (136) ; LR BIIB3, Reg. 1422 (182f.) ; ebd., Reg. 1765 (100f.) ; Bohdanowicz, Vor- städte, Bd. 2, 816 ; Bohdanowicz, Kleinmünchen, 8 – 10 ; vgl. Lackner/Stadler, Fabriken, 358f. 135 Pfeffer, Fabriksbau, 38 ; Bohdanowicz, Kleinmünchen, 9 ; vgl. LR CIIIF1 u. 2, Reg. 254 (124 – 126). Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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