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151Recycling-Mentalität
und Praxis |
desbehörden in Linz Bauholz (z. B. Schindel oder ganze Dachstühle),56 Altpapier und
Altmetall,57 aber auch Fenster58 und sogar alte Boote (»Pletten zum Eisbrechen«).59
1842 bot das Linzer Arbeitshaus »altes unbrauchbares, jedoch theilweise zu Brennholz
noch verwendbares Stafetten-Gehölz, bestehend aus abgefaulten Säulen, Riegeln und
Latten« zur Versteigerung an.60 Das »k.k. Militär-Haupt-Betten-Magazin« nutzte re-
gelmäßig Versteigerungen, um Alttextilien (»Betten-Hadern und Säckflecke«) zu ver-
kaufen.61 Genauso finden sich Anzeigen, die den Ankauf von Altmaterial in Aussicht
stellten : Ein Schriftgießer und Buchdrucker war an altem Blei und Zinn interessiert,
die Linzer Tabakniederlage an Altpapier.62
Im Alltagsleben des 18. Jahrhunderts war die Zirkulation des Gebrauchten omni-
präsent : Gegenstände wurden innerhalb der Haushalte weitergegeben, an Kinder und
an das Gesinde, mitunter als Teil der Lohnzahlung. Auch außerhalb der Haushalte
zirkulierten die Dinge, als Geschenke oder als Spende bis hin zum Tausch oder Ver-
kauf.63 Oftmals waren bei den Transfers von Gebrauchtwaren professionelle Akteure
eingebunden. In den meisten Städten bestanden eigene Marktplätze für Gebrauchtes,
in Wien als »Tandelmärkte« bezeichnet, und Gebrauchtwarenhändler/innen verkauf-
ten in Läden und an Ständen oder als Hausierer/innen.64 Genauso gab es Verkaufsver-
mittler/innen, die fremdes Eigentum übernahmen und es gegen eine (fixe oder antei-
lige) Provision verkauften.65
Die dürftigen Hinweise aus dem 18. Jahrhundert deuten auf mehrere formelle
Linzer Gebrauchtwarenhändler (d. h. Inhaber einer besteuerten und weitergebbaren
Gewerbeberechtigung) hin, möglicherweise waren dies – inklusive Urfahr – drei bis
vier Händler.66 Aus den 1740er Jahren ist das Inventar eines Tandlers überliefert,67
in den 1750er Jahren bezahlte ein Tandler eine jährliche Gebühr für seinen – sich
vermutlich am Urfahrer Brückenkopf befindenden (vgl. Abb. 12) – Verkaufsstand an
das Brückenamt,68 und die in dieser Zeit entstandene »Theresianische Rustikalfassion«
erfasste einen »behausten« Tandler, also einen Händler mit Bürgerrecht, in der Beth-
56 LZ/AB, 11.1.1822 ; ebd., 26.9.1836.
57 LZ/IB, 13.3.1818 ; ebd., 22.4.1822 ; ebd., 28.10.1831.
58 LZ/AB, 14.9.1827.
59 LZ/AB, 6.7.1827.
60 LZ, 28.2.1842.
61 Vgl. z. B. LZ/IB, 29.3.1822 ; ebd., 26.4.1830 ; ebd., 8.4.1836.
62 LZ/IB, 30.1.1835 ; LZ/IB, 13.3.1840.
63 LR BIIA30, Reg. 18418 (1).
64 Vgl. dazu ausführlich : Stöger, Märkte, 44f., 49 – 79, 209f. u. Lemire, Clothing, 147 – 149.
65 Vgl. Stöger, Märkte, 141 – 146.
66 Dies würde auch zu den Zahlen des offiziellen Gebrauchtwarenhandels in Wien und Salzburg passen :
Stöger, Märkte, 154 – 160 (dort finden sich auch Überlegungen zu den Problemen des Quantifizierens).
67 LR BIIB1, Reg. 76 (72f.).
68 Awecker, Bruckamt, 193.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Title
- Transformationen städtischer Umwelt
- Subtitle
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Author
- Georg Stöger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 368
- Keywords
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364