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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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Page - 163 - in Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900

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163Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs | der Donau verbunden waren.147 Auch auf der Strasserinsel bestanden im Soldaten lager Aborte »hinten hinaus auf das Wasser«.148 Es gibt für das 18.  Jahrhundert keine Bau- oder Situationspläne von Kanälen in der Stadt, auch die beiden Stadtpläne der 1730er und 1780er Jahre zeigen keine derartigen Infrastrukturen. Aus den verstreuten Bele- gen zeichnet sich jedoch ab, dass neben offenen und gedeckten Rinnen (»Rinnsale«, »Wasserschläuche«) sowie kurzen Kanälen einen städtischen Sammelkanal (»Stadt Schlauch«, später auch als »Hauptkanal« bezeichnet) gab, der wahrscheinlich vom Landhaus über den oberen Graben, durch das Schmiedtor und über den Dom- und Pfarrplatz in die Donau mündete. Die gemeinsame Zuständigkeit von Stadt und Landständen deutet darauf hin, dass der Sammelkanal in engem Zusammenhang mit dem Landhaus stand und  – wie die ständische Wasserleitung  – eher als semiöffent- liche Infrastruktur zu sehen ist.149 Die relative Absenz von Kanälen überrascht nicht, wenn man bedenkt, dass die Errichtung und Erhaltung von Kanälen teuer war und aufgrund der mangelnden Durchspülung häufige Verstopfungen zu erwarten waren. Zudem wies Linz im Hinblick auf die Entwässerung eine relativ schwierige Topo- graphie auf : Man konnte kein natürliches Gerinne als Entsorger nutzen und da sich der Großteil der Ansiedlung auf der flachen Niederterrasse befand, war die Herstel- lung eines stärkeren Gefälles schwierig und mit einem erheblichen Aufwand verbun- den. Die Rinnen wurden für Regenwasser und genutztes Wasser (resp. Überwasser) verwendet, während eine Einleitung von Fäkalien nicht vorgesehen war. Aber auch der Sammelkanal diente offenbar vor allem der Entwässerung, ein direkter Anschluss und die Nutzung zur Fäkalienentsorgung waren lediglich für ausgewählte Nutzer möglich.150 1760 verzeichnete man in der städtischen Baurechnung Einnahmen aus fünf Häusern, die bereits nahe der Donau (in der unteren Badgasse) lagen und die »ihre S :V : Schlauch bey der Hörl-Binderis(chen) Behausung in dem Gmainer Stadt Schlauch eingezäpft haben«.151 Standardlösung zur Sammlung der Fäkalien (und auch für andere Abwässer) waren Senkgruben, die in den Höfen gegraben und seitlich ausgemauert wurden.152 Es sind 147 AStL, HS 409 (Bauraittung 1770), unpag.; vgl. LR BIIA40, Reg. 19556 (8 – 13). 148 LR BIIA4, Reg. 5485 (196) ; LR CIIIG, Reg. 1120 (290f.) ; vgl. dazu den Plan in Mayrhofer/Katzinger, Geschichte, Bd. 1, 279. 149 LR BIIA24, Reg. 17269 (126) ; OÖLA, Landschaftsakten, Sch. 442, D.XV.2/No.  32 ; ebd., Sch. 448, D.XV.3/No.  126 ; AStL, HS 399 (Bauraittung 1760), unpag.; OÖLA, Josephinisches Lagebuch, HS 191 (Linz Obere Vorstadt) ; OÖLA, Karten- und Plänesammlung, VI/27 u. ebd., VI/28. 150 LR BIIG4, Reg. 2416 (141 – 211) ; OÖLA, Landschaftsakten, Sch. 448, D.XV.3/No.  126 ; OÖLA, Landschaftsakten, Alte Registratur, Sch. 92, D.XV.2/No.  135 ; OÖLA, Neuerwerbungen, HS 74 (»Bau-Rechnung« Kremsmünsterer Haus, 1804), pag. 301f.; vgl. OÖLA, Karten- und Plänesammlung, VI/27. 151 Es wurden jeweils 30  kr bezahlt  – AStL, HS 399 (Bauraittung 1760), pag. 19 ; beim erwähnten Binder- haus handelte es sich vermutlich um die Konskr.-No.  227 (heute Adlergasse 15)  – Kreczi, Häuserchro- nik, 101f. 152 Vgl. z. B.: LR CIIIH1 – 3, Reg. 386 (235) ; LR BVI2, Reg. 1016 (6 – 15) : LR BIIA5, Reg. 7275 (253) ; Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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