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186 | Fluviale und aquatische Räume
der Donau zu leiden« habe, drei Gründe seien von Uferabbrüchen betroffen (»Bruch«),
eine Parzelle »unterliegt dem Wasser«, einzelne Grundstücke seien »voller Sand« und
deshalb nicht nutzbar.6 Auch für das südlich gelegene St. Peter konstatierte man häu-
fige Überschwemmungen und Böden, die in Donaunähe »schottrig, voller Stein und
schlecht« seien. Die Verdienste aus der Landwirtschaft seien somit begrenzt, viele Be-
wohner/innen auf einen Nebenerwerb als Schiffer oder auf den Verkauf von »Kräu-
terwerch« in Linz angewiesen.7 In der Gemeinde Katzbach nördlich der Donau könne
man zwar »meistens gut[e]« Produkte ernten, »nur werden solche durch die alljährliche
Donauüberschwemmung entweder sehr schlecht oder ganz unbrauchbar«.8 Weitge-
hend analoge Einschätzungen finden sich im »Franziszeischen Kataster«, wenngleich –
wie durch die Gemeinde Lustenau – bereits auf einzelne, nicht näher beschriebene
Maßnahmen von »Privaten« gegen Hochwasserereignisse hingewiesen wurde.9 Die
Gemeinde Urfahr beurteilte die Nähe zur Donau indes ambivalent : Äcker und Wiesen
würden durch Überschwemmungen beeinträchtigt, »andererseits« sei das »Niederlassen
fruchtbarer Bestandtheile des Wasserschwalles« vor allem für die Obstgärten wichtig.10
Auf Linzer Seite lagen nur wenige Gebäude direkt an der Donau und der tiefer ge-
legene, donaunahe Vorstadtbereich (»Wörth«) blieb bis zur Mitte des 19.
Jahrhunderts
dünn besiedelt, was man durchaus als Hinweis auf ein vorhandenes Risikobewusstsein
sehen kann : Wiederholt, so eine Chronik aus der Mitte des 18.
Jahrhunderts, seien an
der Donaulände »ein und andere Grundstück von der Donau wekgeriss(en) worden«.11
Neben den Schiffmeisterhäusern und einigen weiteren, eher kleineren Häusern be-
fanden sich – was in logistischer Hinsicht Sinn ergibt – nur das Stadtbräuhaus, die
Wasserkaserne und die Wollzeugfabrik unmittelbar am Ufer.12 Das Hochwasser vom
August 1815, das kleiner als die Überschwemmungen von 1786 und 1787 blieb, aber
durchaus als mittelschweres und nichtalltägliches Ereignis einzuschätzen ist (vgl.
Kap. 11. Naturgefahr), zeigt die Vulnerabilität des Wohnens und der Landwirtschaft
nahe der Donau : Das Hochwasser verursachte erhebliche Schäden in diesem Bereich
der Unteren Vorstadt und in den südlich gelegenen Gemeinden Zizlau und St.
Peter.13
Im Wörth an der Ludl wurden Gärten und Häuser überschwemmt, bei manchen Häu-
sern war der »Brun eingestürzt«, bei anderen der Keller »eingegangen«. Zahlreiche
Bauernhöfe hatten die Ernte auf den Feldern und eingelagerte Lebensmittel verloren,
6 OÖLA, Josephinisches Lagebuch, HS 192 (Linz Untere Vorstadt).
7 Bohdanowicz, St. Peter, 9f.
8 Bohdanowicz, Katzbach, 8.
9 OÖLA, Franziszeischer Kataster, No. 534 (Operat 2, Linz Untere Vorstadt, Beantwortung Fragen Ge-
meinde Lustenau, 25.1.1831).
10 OÖLA, Franziszeischer Kataster, No. 1090 (Operat 1, Braune Mappe, Urfahr, Katastralschätzungs-
Elaborat, undat.).
11 AStL, HS 861 (»Chronologische Beschreibung«, 1770er Jahre), fol. 36a.
12 Vgl. Kreczi, Häuserchronik, 171 – 182 u. Verzeichniß 1825 (Konskr.-No. 262 – 274 u. 331 – 334).
13 Donau in Oberösterreich, 22 – 25 ; vgl. zum Hochwasser : LZ/IB, 14.8.1815.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Title
- Transformationen städtischer Umwelt
- Subtitle
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Author
- Georg Stöger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 368
- Keywords
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364