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212 | Geordnete und modifizierte Umwelt
Straßenbespritzung teilweise verpachtet war.56 1824 wurden dem Pächter der Fuhr-
dienste für die »Reinigung der Burgfriedsgässen und Strassen vom Koth u(nd) Eise«
insgesamt 572
fl (CM) bezahlt,57 was einer regelmäßigen Tätigkeit entsprochen haben
wird. Zudem beschäftigte die Stadt zahlreiche Taglöhner für die Straßenerhaltung und
für das »Strassenkoth-Abziehen und Reinigung der Wasserabläufe«,58 1822 dachte der
Stadtrat sogar über die Errichtung von »öffentlichen Abtritte[n]« am Holzplatz an der
Donaulände nach.59
Parallel zur Errichtung von Kanalbauten in den 1820er und 1830er Jahren (vgl.
Kap. 5. Zirkulationen und Output) wurden viele der betroffenen Straßen mit einer
Pflasterung versehen, wobei ein Teil der Kosten den Anrainer/innen verrechnet wurde.60
Wenig überraschend wurden die zentrumsnahen Straßen und Gassen früher gepflas-
tert, während in peripheren Straßenzügen weiterhin Schotterstraßen bestanden und
nur die Gehsteige gepflastert waren.61 Zwischen Pflasterung und Sauberkeit bestand
in der Praxis natürlich ein Zusammenhang, aber auch in der Wahrnehmung war die-
ser Konnex tief verwurzelt.62 Ein – sonst eher kritischer – Wiener hatte bei seinem
Linzaufenthalt 1825 festgestellt, dass »sich die Reinlichkeit und Zierde in der Stadt
immer mehr hebt. Keine Provinzialstadt hat wie Linz, so schönes, meistenteils Granit-
Trottoir aufzuweisen« (vgl. Abb.
24).63 Ein Teil der Verschönerungsbestrebungen zielte
auf die Beseitigung von Lagerplätzen und Verkaufsläden in zentralen Lagen ab, die
als visuelle Beeinträchtigung repräsentativer Stadträume, aber genauso als Ausgangs-
punkt für Unsauberkeit gesehen wurden.64 Die städtischen Ausgaben für Pflasterungen
und Stadtreinigung wuchsen stetig an : 1849 gab die Stadt Linz für Pflasterung rund
1.700 fl (CM) und für »Säuberung« (was aber auch die Beseitigung von Schnee und
Eis inkludierte) über 4.100 fl aus, im Vergleich dazu hatte man für den Bereich der
Wasserversorgung nur 489 fl 12 kr aufgewandt.65 Allein für die Fuhrdienste der Stra-
ßenreinigung wurden monatlich 100 fl (CM) bezahlt, was wohl rund 300 Fuhren pro
Monat entsprach.66 Dennoch blieben selbst häufig frequentierte Straßen und Plätze
bis in die 1870er Jahre nur teilweise gepflastert, oft wurden nur Gehsteige hergestellt.67
56 LZ/IB, 28.1.1822.
57 AStL, HS 439 (Unterkammeramtsrechnung 1824), pag. 51.
58 Ebd., pag. 51 – 55.
59 AStL, HS 1103 (Stadtratsprotokoll 1822), fol. 79a.
60 Aufgrund der summarischen Buchführung ist der Anteil nicht abzuschätzen, er lag aber definitiv weit
unter den entstandenen Kosten – AStL, HS 462 (Unterkameramts Contobuch pro 1848), pag. 7.
61 Pillwein, Wegweiser, 167 ; Pillwein, Beschreibung, 310 ; vgl. zu Wien : Brunner/Schneider, Umwelt, 275.
62 Heinse, Linz, 2. Aufl., 17.
63 Kyselak, Skizzen, 405.
64 AStL, Altakten, Sch. 172 ; vgl. Pillwein, Wegweiser, 60 u. Fink, Geschichte, 72.
65 AStL, HS 192 (Oberkammeramt Ausgaben 1849), pag. 624.
66 AStL, HS 462 (Unterkameramts Contobuch pro 1848), pag. 64 ; vgl. ebd., pag. 30 u. 36.
67 LTP, 2.2.1870 ; vgl. LZ, 21.4.1867.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Title
- Transformationen städtischer Umwelt
- Subtitle
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Author
- Georg Stöger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 368
- Keywords
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364