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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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Page - 215 - in Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900

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215Intermediäre Sauberkeit | breiteren Diskussionsprozess an, in dem man städtische Unsauberkeiten thematisierte und zu derer Beseitigung aufrief. Im Mai 1865 forderte ein Leserbriefschreiber, dass sich der Verschönerungsverein nicht nur der Umgebung der Stadt zuwenden, sondern sich um Linz selbst  – explizit genannt wurden die staubigen Straßen  – kümmern solle.85 Die »permanenten Misthaufen an dem Ablagerungsplatze hart ober der Donaubrücke«, so in einem anderen im folgenden Monat erschienenen Leserbrief, würden die Bemü- hungen des Verschönerungsvereins konterkarieren : Sie »gewähren kein freundliches Bild ; warum werden die dort beschäftigten Arbeiter nicht angewiesen, den zusammen- geführten Kehricht gleich in den Strom zu schaufeln ?«86 Wenige Tage später verwies ein Mitglied des Verschönerungsvereins auf den Umstand, dass man nun als »beson- ders schmutzig und verwahrlost bekannte Häuser« am Schullerberg renoviere, was den »besten Eindruck auf alle Vorübergehenden« machen werde.87 In der Folge beklagte man die »Kloacke« im Donauarm (vgl. Kap.  6. Fluviale und aquatische Räume),88 das nichtrepräsentative Aussehen der hölzernen »Fischhütten- Baracke« in der Stadt und anderer Baulichkeiten, das Nichtfunktionieren des »Springwasserwerk[s]« am unteren Hauptplatzbrunnen und den »massenhaft[en] […] Unrath aller Art und Straßenkeh- richt« bei der Kollegienkaserne.89 Völlig ohne Auswirkungen waren diese Diskussio- nen offenbar nicht : Als 1866 in einem Leserbrief Unsauberkeiten in einer Urfahrer Gasse beklagt wurden, verwies der Schreiber gleichzeitig darauf, dass »vor Kurzem in der Nähe […] eine Warnungstafel angebracht ward, auf welcher zu lesen steht, daß die Verunreinigung dieses Ortes bei Strafe verboten sei«.90 Zudem brachte der Ver- schönerungsverein regelmäßig Eingaben im Gemeinderat ein, dem ohnehin Vereins- mitglieder angehörten.91 Für die letzten drei Jahrzehnte des 19.  Jahrhunderts zeichnen sich im Hinblick auf die städtische Sauberkeit aber keine tiefen Brüche ab, wenngleich die städtischen Aktivitäten in diesem Bereich weiterhin zunahmen : Zum Ende der 1870er Jahre beschäftigte die Stadt im Sommer 80 und im Winter 120 Taglöhner,92 1879 wurden durch die Stadt insgesamt über 42.000  fl (ÖW) für »Erhaltung, Repa- ratur und Säuberung« der Straßen und Plätze ausgegeben.93 Nur rund 2.100  fl finan- zierten die Anrainer über »Trottoirbeiträge«, der Rest kam aus allgemeinen Steuern und Abgaben.94 Die Dualität von privater und städtischer Zuständigkeit bestand über 85 LTP, 23.5.1865. 86 LTP, 22.6.1865. 87 LTP, 25.6.1865. 88 LTP, 28.6.1865. 89 LTP, 31.10.1865. 90 LTP, 11.8.1866. 91 Vgl. LTP, 20.6.1866 u. LAB, 21.6.1867. 92 RB 1876 – 1878, 82. 93 RB 1879 – 1880, 102. 94 Ebd., 112. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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