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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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217U-Topie Garten und Park | in größeren Anlagen oft kombiniert oder nebeneinander, wie Pläne zeigen (vgl. Abb.  11). Die meisten vorstädtischen Freihäuser hatten derartige Ziergärten, dazu kamen ei- gene Gartenhäuser der städtischen Elite im suburbanen Raum.102 Das Bergschlössl am Froschberg ist das wohl bekannteste Linzer Beispiel für ein »hochbarockes Lust- schlößchen« mit Garten an der städtischen Peripherie. Ende der 1710er Jahre wurde es gemeinsam mit einem Ziergarten für einen landständischen Beamten errichtet, nach dessen Tod fiel es zunächst an die Landstände und wurde später verkauft (vgl. Kap.  8. Natur der Städter  – Natur für Städter).103 Auch religiöse Institutionen verfügten über umfangreiche Ziergärten, wie z. B. der Deutsche Orden, der sich zu Beginn des 18.  Jahr- hunderts in der Unteren Vorstadt östlich der Landstraße angesiedelt hatte.104 Bereits während der Bauarbeiten pflanzte man Linden »in die Linien von dem Haus hinab gegen den Brunnen unnd neben dem Haus gegen den Seminaire-Garten hinüber«.105 Ausgabenrechnungen und die Korrespondenz zwischen Hausverwalter und Ordenslei- ter lassen Einblicke in Gartenpraktiken der 1720er Jahre zu und weisen insgesamt auf einen typischen Barockgarten hin : Die Linden wurden »ganz geleich abgemessen und geschnitten«106 und »auf Spallier-« und »Kugel-Art« gestutzt, zudem kaufte man meh- rere Singvögel107 und Honig, um »die Omeissen dardurch von dem Auflauffen an die Bäumer abhalten zu khönnen«.108 Aus dem Jahr 1729 ist ein ausführliches Verzeichnis der Obst- und Lindenbäume des Gartens erhalten, in dem der damalige Verwalter Aus- kunft darüber gab, »wie dieselben […] im Wachsthum sich befinden«.109 Das Verzeich- nis lässt das Nebeneinander von Zier- und Nutzgarten erkennen : Neben den über 200 Obstbäumen sind 130 Linden und insgesamt über 3.400 Spalierpflanzen angeführt.110 Ein Vertrag über die Vermietung des Gartens beim Freihaus Lambach aus dem Jahr 1765 dokumentiert dessen Gestaltung  – »Buchs bei den Einfassungen der Beete«, dazu mit Schotter und Sand bestreute Wege  – und Nutzung : Das Stift behielt sich sporadische Spaziergänge und »honettes divertiment[s]« vor.111 Auch der Garten der Patrizierfamilie Thürheim am Oberen Graben diente der Freizeitgestaltung und der Repräsentation. Der Garten war deutlich vom barocken Gartenideal geprägt, verfügte über gerade Wege und wurde teilweise auch mit Tieren (Fasanen und Nachtigallen) 102 Vgl. z. B. LR BIIB1, Reg. 388 (214) ; LR BIIB2, Reg. 487 (22f.) ; vgl. zu Dresden Butenschön, Ge- schichte, 25f. 103 Berger, Gärten, 80f.; Awecker, Bergschlößl, 183 u. 187 ; OÖLA, Landschaftsakten, Sch. 443, D.XV.2/ No.  71. 104 Wacha, Obstgarten, 119f. 105 LR CIIIH1 – 3, Reg. 330 (196f.) ; vgl. Wacha, Obstgarten, 120. 106 LR CIIIH1 – 3, Reg. 411 (262). 107 Ebd., Reg. 650 (467) ; vgl. LR CIIIH4, 816 – 822. 108 LR CIIIH4, 848 – 850. 109 Wacha, Obstgarten, 123. 110 Ebd., 123 – 126. 111 LR BIV, Reg. 743 (287). Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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