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249Verschönerung
durch Natur |
Neuerrichtung eines Fußweges zum Freinberg (und über denselben zur Donau) und
die Aufstellung von Bänken beim Volksgarten,156 wobei der Fußweg – das ermöglich-
ten die personellen Überschneidungen zwischen Verein und Gemeinderat – teilweise
durch die Stadt Linz finanziert wurde,157 und 1871 pachtete der Verein am Freinberg
oberhalb des Jägermayr eine kleine Waldfläche.158 Einerseits waren die Vereinsaktivi-
täten eine Reaktion auf das Anwachsen der Stadt und den damit verbundenen Verlust
von stadtnahen Grünräumen (und auch auf analoge Initiativen in anderen österrei-
chischen Städten), andererseits kreierten und gestalteten Angehörige der städtischen
Elite Infrastrukturen und Naturräume zur eigenen Nutzung : Nicht nur Bürgermeister
Karl Wiser, lange im Vorstand des Verschönerungsvereins tätig, war als regelmäßiger
Spaziergänger und Besucher des Freinberges bekannt.159 Aber auch eine tatsächliche
»Verschönerung« der Stadt, also eine Beseitigung von in visueller Hinsicht Stören-
dem, war Teil der Agenda : 1866 sah man im Verschönerungsverein durch »die vielen
Schweinställe und den abfließenden Unrath« an der städtischen Peripherie den »Spa-
ziergang auf den Jägermayrberg gefährdet«.160 1871 dachte man diesbezüglich darüber
nach, mit finanziellen Anreizen die Hausbesitzer zu überzeugen, »ihre Gartenzäune
u. dgl. in besseren, gefälligeren Stand zu setzen«.161 Somit beteiligten sich derartige
Initiativen am Diskurs zum Bild einer »modernen«, zeitgemäßen Stadt, und sie be-
einflussten – über die Verbindung von Hygiene mit Visualität – vermutlich auch die
Wahrnehmung von Umweltproblemen.
Während der 1870er und 1880er Jahre wurden weiterhin zusätzliche Wege angelegt
(resp. ausgebaut), Bänke aufgestellt und zahlreiche Bäume gepflanzt. Diese Pflanzun-
gen erfolgten meist in Form von Alleen, oft in Kooperation mit der Stadt, mitunter
kofinanziert durch Linzer Institutionen oder Privatpersonen.162 Zudem beteiligte sich
der Verschönerungsverein an der »Schaffung eines Naturparkes« am Bauernberg, der
aus den Flächen des Linzer Brauunternehmers Hatschek entstehen sollte.163 Nach-
dem man in den 1890er Jahren konstatiert hatte, dass die geringe Humusschicht den
Baumbestand geschädigt habe, initiierte der Verschönerungsverein eine Umgestaltung
der Promenade. Insgesamt wurden rund 1.100 Tonnen Ackererde angeschüttet und
zahlreiche Neupflanzungen vorgenommen, die in einem deutlichen Gegensatz zu der
vorigen Alleegestaltung standen (vgl. Abb. 29).164
156 LTP, 15.6.1865 ; Linz und seine Umgebung, 15.
157 LAB, 30.11.1865 ; LZ, 24.2.1866.
158 Leonhartsberger, Freizeiträume, 62.
159 Adam, Wiser, 329f.
160 Benesch, Freinberg, 196.
161 Ebd., 185 ; vgl. ebd., 196.
162 AStL, Alte Registratur, Sch. 144 ; Leonhartsberger, Freizeiträume, 62f. u. 71f.; RB 1879 – 1880, 84.
163 RB 1885, 107.
164 RB 1895, 208 – 210 ; RB 1896, 174f.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Title
- Transformationen städtischer Umwelt
- Subtitle
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Author
- Georg Stöger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 368
- Keywords
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364