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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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308 | Naturgefahr auch Mietverträge.128 Ein Bewusstsein über die Gefahr des alltäglichen Feuergebrau- ches zeichnet sich möglicherweise in räumlichen Lösungen ab : Das Stadtbräuhaus lag im dünn besiedelten Wörth bei der Donau, und zahlreiche Backhäuser befanden sich im Donautal entlang der Straße nach St.  Margarethen  – vielleicht waren aber auch andere Umstände (z. B. niedrige Grundstückspreise und eine günstige Lage für den Transport) dafür verantwortlich.129 Außerhalb der Stadt wurden, angeblich bereits im Mittelalter, Schmiede vor dem daraufhin so benannten Schmiedtor angesiedelt,130 zu- dem könnte man Straßennamen in peripheren Vorstadtbereichen wie »Hafnergasse«, »Hafnerwinkl« und »Glockengießergasse« als Indiz für eine einstmalige Verlagerung von feuergefährlichen (und rauchverursachenden) Gewerben sehen. Ein Adressver- zeichnis aus dem Jahr 1825 dokumentiert an diesen Orten zwar einzelne feuernut- zende Gewerbetreibende, jedoch genauso Bäcker, Hafner und Metallhandwerker in dichter besiedelten Stadt- und Vorstadtgebieten.131 Mit Beunruhigung beobachtete man eher nichtalltägliche Objekte : 1717 begann eine längere Diskussion um das Pulverlager, das sich in einem Turm der Stadtbefes- tigung an der Unteren Donaulände befand. Wiederholt ersuchten die Stadt Linz und Anrainer/innen um die Verlagerung des Pulverlagers  – zwar war die Stadt bereit, die entstehenden Kosten zu übernehmen, aber offenbar konnte keine Einigung mit der als neuem Lagerort vorgesehenen Stadt Wels erreicht werden.132 Nachdem Anfang Juli 1731 ein Blitzschlag in der unmittelbaren Nähe des Pulverturmes ein kleineres Feuer verursacht hatte, intensivierte sich erneut die Debatte über die Absiedlung und resul- tierte diesmal in der kaiserlichen Anordnung, das Pulverlager in der Stadtbefestigung aufzulassen und an einem Ort außerhalb der Stadt zu errichten.133 Zu diesem Zeit- punkt hatten die Landstände das Pulver aber bereits aus Linz abtransportieren lassen  – nach Enns gingen immerhin rund 36  Tonnen Pulver.134 Auch bei Großereignissen wie den Märkten war man sich der Brandgefahr bewusst, die von den eng stehenden hölzernen Ständen, den Waren, der offenen Beleuchtung und den zahlreichen Besu- chern ausging. Als Präventivmaßnahmen wurden Aufsichtsdienste eingerichtet, zu- dem Wasser und Löschgerät bereitgehalten.135 Ebenso erachtete man den  – als sorglos eingeschätzten  – Umgang von Soldaten mit Feuer als Risiko : Tatsächlich gab es zahl- reiche Kleinbrände in den Linzer Militärunterkünften, die aber, da das sommerliche Soldatenlager auf der Donauinsel und die Wasserkaserne im nur spärlich bebauten 128 OÖLA, Landschaftsakten, Sch. 442, D.XV.2/No.  32. 129 Kreczi, Häuserchronik, 177 ; Bohdanowicz, Vorstädte, Bd. 2, 1556. 130 Mayrhofer/Katzinger, Geschichte, Bd. 1, 69. 131 Verzeichniß 1825. 132 LR BIIA4, Reg. 4986 (100) ; LR CIIIG, Reg. 693 (161) ; LR CIIIG, Reg. 695 (177). 133 LR BIIA17, Reg. 15138 (96f.) ; LR E1b, Reg. 1557 (56) ; LR E1g, Reg. 376 (153) ; LR BIIG5, Reg. 2506 (2f.) ; ebd., Reg. 2507 (3) ; ebd., Reg. 2509 (4) ; vgl. OÖLA, Karten- und Plänesammlung, VI/2. 134 LR BIIG5, Reg. 2513 (5). 135 Grüll, Brandverhütung, 366. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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