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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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318 | Naturgefahr dienst beseitigte aber die private Verantwortung für die Brandbekämpfung nicht, son- dern ergänzte nur die bestehende Lösch- und Brandbekämpfungspflicht der Hand- werker und der Bewohner/innen durch einen Bereitschaftsdienst. Dennoch zeigen sich deutlich Versuche der Stadt, die Brandprävention und bekämpfung auszuweiten : Die Anzahl der Feuerlöschdepots wurde erhöht,204 zudem geriet die Schwierigkeit, im Brandfall ausreichende Mengen von Wasser zu beziehen, in den Blick. Um den Wassermangel am Schullerberg, der »vorzüglich bei einer Feuersbrunst fühlbar seyn würde«,205 zu beseitigen, wurde in den frühen 1830er Jahren eine kleine städtische Wasserleitung mit Auslaufbrunnen angelegt (vgl. Kap.  3. Wasser). Zudem kann man eine abnehmende Toleranz gegenüber tradierten Praktiken und Bauweisen erkennen : Hausbesitzern wurde der nachträgliche Einbau von Eisentüren auf Dachböden206 oder das Abtragen von hölzernen Bauten in Höfen (Holzlagen, Schuppen) vorge- schrieben.207 Als 1822 das Militärbackhaus bei einer Feuerbeschau beanstandet wurde, wandte man vonseiten des Linzer Militärs ein, dass »die Brod Erzeugung durch 40 Jahre betrieben worden wäre, ohne […] ein Bedenken«, der Wiener Hofkriegsrat ord- nete jedoch an, die Auflagen umzusetzen.208 Feuergefährliche Settings, vor allem die Schindeldächer, bestanden aber in peripheren Teilen der Stadt bis ins 20.  Jahrhundert. Als Innovation im Bereich der Risikobewältigung traten im frühen 19.  Jahrhundert Versicherungen auf : Feuerkassen und versicherungen gab es, z. B. in Hamburg und London, zwar schon seit dem ausgehenden 17.  Jahrhundert, sie erlebten im deutsch- sprachigen Raum aber erst ab der Mitte des 18.  Jahrhunderts einen Boom.209 Auch in Oberösterreich wurde durch die Stände die Etablierung einer »Feuersocietät«, also ei- ner territorialen Brandkasse in den 1760er und 1770er Jahren und erneut gegen Ende des 18.  Jahrhunderts diskutiert, aber nicht umgesetzt. Zumindest gab es in einzelnen Herrschaften verpflichtende Brandkassen.210 In Linz bestand erst ab den 1820er Jahren die Möglichkeit, eine Feuerversicherung abzuschließen, die meist durch Filialen be- reits existierender Versicherungsgesellschaften, wie der »Salzburger Brandassekuranz« (ab 1821), der »Elementar-Versicherungs-Anstalt« (eine Filiale der Triester »Azienda Assicuratrice«, ab 1825) oder der »Österreichischen Brandversicherungsgesellschaft« (Wien, ab 1825), angeboten wurden.211 Obwohl die Versicherungsprämien moderat waren  – 1830 zahlte die Stadt als zweijährige Prämie für ein Haus am Graben 1  fl 204 LR E1i, Reg. 5819 (94) ; LR CIIIG, Reg. 1986 (643f.). 205 LZ/IB, 22.12.1828. 206 LR E1d, Reg. 3979 (143). 207 LR BVI3, Reg. 1696 (94). 208 LR CIIIG, Reg. 1774 (555). 209 EdN, s.v. Brandversicherung ; Zwierlein, Prometheus, 199 – 242 u. 370 – 376. 210 Grüll, Brandverhütung, 395 – 398 u. 386f.; vgl. zu Salzburg : Marx, Flammen, 356 – 358. 211 Fink, Geschichte, 104 ; Pillwein, Wegweiser, 148 ; vgl. LZ, 3.6.1822 ; ebd., 9.5.1823 ; LZ/ IB, 15.11.1824 ; ebd., 4.8.1826. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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