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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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323Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe | alarm gegeben werden konnte, und ab 1898 bestand sogar eine ständige Bereitschaft von 18 Mann in der Feuerwehrzentrale in der Lederergasse.247 Ein zentrales Element der Feuerbekämpfung, das Wasser, wurde aber nur langsam in adäquater Menge ver- fügbar : zunächst für Teile der Stadt durch die Teilwasserleitungen der 1870er und 1880er Jahre, flächendeckend  – und mit höherem Wasserdruck  – erst durch die »Allge- meine Wasserleitung« ab den 1890er Jahren, die 1895 bereits 237 Hydranten aufwies (vgl. Kap.  3. Wasser).248 Betrachtet man die Linzer Feuerordnung, die 1901 in Kraft trat, so wird deutlich, dass neben der Innovation Feuerwehr zahlreiche vormoderne Praktiken der Brand- prävention und bekämpfung fortdauerten : Es finden sich die Aufforderung zu allge- meiner »strengste[r] Wachsamkeit«, Feuerwachen auf den städtischen Türmen,249 für die Haushalte die Verpflichtung zum Kehren der Rauchfänge, zur Feuerbeschau und  – falls kein Hydrant beim Haus vorhanden war  – zum Bereithalten von Löschgerät und Wasser. Noch immer war eine prinzipielle Hilfeleistung durch die Bewohner/innen auf Verlangen verpflichtend, auch die Brunnen mussten einer Nutzung offenstehen. Neben den für die moderne Infrastruktur Zuständigen (Wasser, Gas- und Elektrowerksarbei- ter) mussten im Brandfall weiterhin die Rauchfangkehrer erscheinen, ebenso wie die Fasszieher und Fiaker, die die Pferdebespannung für die Dampfspritze stellten resp. Fuhrdienste leisteten.250 Nach dem Großbrand des Sommers 1800 trat in Linz im 19.  Jahrhundert kein vergleichbares Brandereignis ein,251 obwohl Bevölkerung und gewerblich-industrielle Aktivitäten deutlich zugenommen hatten.252 Diese Absenz von Großbränden der »trefflich organisierten und opferwilligen freiwilligen Feuerwehr« zuzuschreiben,253 würde zu kurz greifen, sie ist eher als ein komplexeres Zusammenwirken von sozio- naturalen Konstellationen zu sehen, an der der Zufall wohl auch einen erheblichen Anteil hatte.254 Ebenso sollte nicht übersehen werden, dass einzelne »vormoderne« Brandrisiken (z. B. Wassermangel oder Schindeldächer) bis ins 20.  Jahrhundert fort- bestanden. 247 Ebd., 81 ; Carrington/Reiter, Linz, 27. 248 RB 1879 – 1880, 80 u. RB 1895, 203. 249 Ab 1895 gab es sogar eine Feuerwache auf der Franz-Josefs-Warte am Freinberg  – Carrington/Reiter, Linz, 14f. 250 AStL, Altakten, Sch. 190 ; vgl. RB 1900, 92 – 95 ; die Linzer Feuerwehr wurde erst 1933 zu einer Be- rufsfeuerwehr (Carrington/Reiter, Linz, 163). 251 Pillwein, Wegweiser, 38 ; RB 1879 – 1880, 45. 252 Vgl. zum Brandrisiko : Zwierlein, Prometheus, 112 – 118. 253 RB 1876 – 1878, 38. 254 Vgl. zum Brand von 1842 in Hamburg, das über eine relativ umfangreiche und gut ausgestattete Feu- erwehr verfügte : Bankoff/Lübken/Sand, Cities, 214 – 228. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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