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REISEBERICHT
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glücklich machen konnte. Angeblich sollte das Kauen
von Kokablättern auch einer allfälligen Höhenkrank-
heit vorbeugen. Mit der Höhe hatte ich aber nie ein
Problem. Selbst auf 5350 m Höhe auf dem Taglang
La Pass im Himalaja Gebirge, den ich dreimal jeweils
auf dem Weg zwischen Manali und Leh überquerte,
hatte ich je ein Problem.
Auf der Fahrt 1970 in Peru sollten wir in wenigen
Stunden fast 5000 m Seehöhe mit dem Zug erklim-
men. Das ist etwa die Höhe des Bahnhofs von Ga-
lera hinter dem Andenscheitel. Im Zug saßen damals
fast ausschließlich Indios. Sie zeigten mir genau, wie
ich die Blätter mit dem von ihnen mitgebrachten ge-
riebenen Kalk nehmen und fermentieren muss. Aber
die Kokablätter zeigten bei mir keine Wirkung. Bei
den mitreisenden Indios hingegen stellten sich nach
dem Konsum meiner Koka-Blätter schon bald und of-
fensichtlich deutliche Wirkungen ein.
Die fehlende Wirkung bei mir kann also nicht an den
Blättern gelegen haben. Es muss vielleicht erst eine
gewisse Übung im Konsum dieser sehr leichten Dro-
ge erworben werden. Ähnlich, wie es mir 1970 in
Selbst 2000 Jahre alte naturalistische Kopfdarstellun-
gen bei Keramik aus den frühen Kulturen Perus zeigen
die typischen asymmetrischen Gesichter mit einer
ausgebauchten Koka-Backe. Die Sträucher, die Form
der Blätter und auch ihr etwas bitterer Geschmack
haben eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Kat.
Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten und ein-
zigen, zugleich erfolglosen Versuch 1970 in Peru, bei
dem ich rund zwei Stunden lang an einem Knödel
von Koka-Blättern tausendmal kaute, bis er zu einem
homogenisierten Mus im Mund verarbeitet war, dar-
an saugte, der aber auch nach zwei Stunden keine
Wirkung zeigen wollte. Am Ende spuckte ich alles
wieder aus und entließ eine grüne, dicklich grausliche
Suppe aus meinem Mund durch das Zugfenster. Sie
landete als Dünger in der Landschaft des Altiplano.
Ich hatte damals die Koka-Blätter auf dem Markt in
Lima für zwei Soles gekauft. Das war sehr wenig
Geld. Dafür erhielt ich einen riesigen Sack voll Koka-
blätter mit denen ich auch noch viele mitreisende
Indios im Zug bei der gleich anschließenden Eisen-
bahnfahrt von Lima nach Huancayo versorgen und
Abb. 45
Auf diesen Feldterrassen bei Manacha wachsen Kat-Sträucher.
Jemen
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Titel
- Jemen
- Untertitel
- Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Autor
- Hasso Hohmann
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-670-3
- Abmessungen
- 20.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 308
- Schlagwörter
- Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 7
- Einige Tage Ägypten 17
- Reise durch den Jemen 29
- Altstadt von Sanaa 33
- Kleidung von Männern und Frauen 42
- Die leichte Droge Kat 56
- Marib 60
- Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
- Säulen und ihre Kapitelle 74
- Flug ins Wadi Hadramaut 78
- Wasserhäuser 84
- Tarim 86
- Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
- Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
- Mausoleum in Al Ghurfa 107
- Schibam 108
- Seiyun 124
- Auskragungen und Vorspanneffekte 133
- Hureida 139
- Hadjarein 142
- Chrecher 142
- Sif 144
- Bienenhaltung in Amphoren 152
- Al Mukalla 157
- Fahrt nach Aden 165
- Aden 168
- Taiz 175
- Saada 195
- Schahara 202
- Fahrt nach Sanaa 209
- Amran 209
- Thulla 213
- Kaukaban 218
- Kuchlan 224
- Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
- Hodeida 233
- Zabid 236
- Hadjara 242
- Rauda 249
- Baynun 254
- Zurück entlang des Roten Meeres 268
- Siedlungsformen 273
- Bauformen 277
- Architekturdetails 287
- Apendix