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REISEBERICHT
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gebremst wurden, bevor sie die wertvolle Stadt Schi-
bam erreichten und zerstören konnten. Diese weichen
in ihrer Großform fast organisch wirkenden Flächen,
die auch als Felder genutzt werden und von hohen
Mauern umgeben sind, konnten früher die Flut brem-
sen und das Wasser auffangen, bevor es in den ent-
fernten Weiten des Wadis ungenutzt versickerte und
vertrocknete.
Das sind Systeme, die gleich zwei Funktionen dien-
ten, dem Schutz jener Städte im Wadi Hadramaut,
die am Wadiboden auf leicht erhöhten Sandbänken
stehen und durch hohe Flutwellen stark gefährdet
sind, und dem Auffangen des Wassers dort, wo es
für die Landwirtschaft benötigt wird. Heute werden
diese Systeme nicht mehr gepflegt, zerfallen und ha-
ben an Effektivität bereits stark eingebüßt. Sie waren
im Umraum von Schibam und anderen Städten im
Wadisystem bislang ein wirkungsvoller Schutz.
Heute pumpt man das Wasser für die Felder und
für die Haushalte aus immer größeren Tiefen an die
mer effektiver aufzuschleifen, einzuschneiden, aufzu-
reißen, um am Ende als gewaltige stürzende Flutwelle
durch die Hauptwadis zu schießen und alles mit sich
zu nehmen – Menschen, Straßen, Häuser, Felder, bis
die Flut sich in den noch trockenen Teilen des brei-
ten Wadi Hadramaut allmählich abschwächt – um
zu verlaufen, seine Gewalt zu verlieren, zu versickern
und zu trocknen, vielleicht auch etwas Fruchtbarkeit in
den Boden zu bringen, sie haben dieses Wadisystem
in der Großform und bis zu den Details geprägt.
Wir sahen tief unter uns die fast quadratische Stadt-
anlage von Schibam, die berühmteste Hochhausstadt
im Wadi Hadramaut, ein Manhattan oder Chicago
der Wüste, eine ummauerte Stadt mit nur einem Zu-
gang, der allabendlich abgesperrt und in der Früh
wieder geöffnet wurde. Sie besteht aus Lehm-Hoch-
häusern, die dicht bei dicht bis zu neun Stockwerke
hoch aufragen. In ihrer Umgebung erkennt man die
netzartigen Mauersysteme aus alten Zeiten, die of-
fenbar dazu angelegt wurden, dass früher die durch
das Wadi schießenden Flutwellen gebrochen und
Abb. 81
Die fein und feinst verästelten Seitentäler des Wadi Hadramaut haben eine einzigartige geäderte
Struktur.
Foto: Adele Drexler
Jemen
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Titel
- Jemen
- Untertitel
- Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Autor
- Hasso Hohmann
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-670-3
- Abmessungen
- 20.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 308
- Schlagwörter
- Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 7
- Einige Tage Ägypten 17
- Reise durch den Jemen 29
- Altstadt von Sanaa 33
- Kleidung von Männern und Frauen 42
- Die leichte Droge Kat 56
- Marib 60
- Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
- Säulen und ihre Kapitelle 74
- Flug ins Wadi Hadramaut 78
- Wasserhäuser 84
- Tarim 86
- Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
- Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
- Mausoleum in Al Ghurfa 107
- Schibam 108
- Seiyun 124
- Auskragungen und Vorspanneffekte 133
- Hureida 139
- Hadjarein 142
- Chrecher 142
- Sif 144
- Bienenhaltung in Amphoren 152
- Al Mukalla 157
- Fahrt nach Aden 165
- Aden 168
- Taiz 175
- Saada 195
- Schahara 202
- Fahrt nach Sanaa 209
- Amran 209
- Thulla 213
- Kaukaban 218
- Kuchlan 224
- Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
- Hodeida 233
- Zabid 236
- Hadjara 242
- Rauda 249
- Baynun 254
- Zurück entlang des Roten Meeres 268
- Siedlungsformen 273
- Bauformen 277
- Architekturdetails 287
- Apendix