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REISEBERICHT
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ren immer gleich. In der Mitte der dritten Reihe von
Rosetten von oben gab es jeweils ein Feld, das wohl
nie fertig geschnitzt worden war; hier sollte wohl ein
religiöser Text in arabischer Schrift eingraviert werden.
Der Künstler hatte hier jeweils ein individuell geformtes
Holzfeld stehen lassen, aus dem die Schriftzeichen he-
rausgeschnitzt werden sollten. Es war also eine nicht
fertig gestellte Tür. Sie wies inzwischen einen großen
Riss auf und würde wohl bald im Schutt des einst
mehrgeschoßigen Lehmpalastes verschüttet werden.
Vielleicht wurde sie aber vorher noch zu Brennholz für
eine der vielen Küchen verarbeitet. Ich kann nur hof-
fen, dass die Tür doch noch vor ihrer endgültigen Zer-
störung entdeckt wurde und in ein Museum gelangt ist.
Als ich die zwei Fotos, die ich von der Tür aufge-
nommen hatte, Hanns Schell, dem Eigentümer des
Museums für Schlösser und Schlüssel in Graz etliche
Als wir uns schon etwas hungrig zu einer Jause in
einen Obstgarten auf eine Mauer setzten, kam bald
ein junger Bursche und lockte uns mit sich. Er wollte
uns einen der verfallenden Paläste zeigen. Wir gin-
gen an Wäschewaschenden verschleierten Frauen
vorbei zu einer riesigen Palastruine.
Es war ein Palast mit sehr vielen Zimmern, bei dem
schon viele Decken während der feuchten Jahreszeit
eingebrochen waren. Da es schon lange nicht ge-
regnet hatte, waren die noch intakten Teile der Ruine
aber ohne besondere Gefahr zu begehen. Der Bau
war offenbar schon seit langer Zeit verlassen. An der
Rückseite des Palastes fanden wir eine besonders fein
geschnitzte zweiflügelige Holztür. Am liebsten hätte
ich sie sofort dem Eigentümer abgekauft und mit nach
Österreich genommen, um sie vor dem wohl sicheren
Untergang zu bewahren. Sie war ein echtes Kunst-
werk. Beide Türblätter hatten je zwei quadratische
Zierfelder nebeneinander und acht übereinander. Alle
Felder waren von feinst geschnitzten Bändern umge-
ben. In den Feldern gab es jeweils übereinander acht
verschiedene Rosetten. Die Motive auf einer Höhe wa- Abb. 92
Sehr fein geschnitzte Tür in einem verlasse-
nen, verfallenden Lehmpalast in Tarim.
Abb. 90
Ein Fenster in dem zerfallenden Palast in Tarim
von außen. Abb. 91
Ein ähnliches Fenster im selben Palast in Tarim
von innen.
Jemen
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Titel
- Jemen
- Untertitel
- Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Autor
- Hasso Hohmann
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-670-3
- Abmessungen
- 20.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 308
- Schlagwörter
- Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 7
- Einige Tage Ägypten 17
- Reise durch den Jemen 29
- Altstadt von Sanaa 33
- Kleidung von Männern und Frauen 42
- Die leichte Droge Kat 56
- Marib 60
- Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
- Säulen und ihre Kapitelle 74
- Flug ins Wadi Hadramaut 78
- Wasserhäuser 84
- Tarim 86
- Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
- Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
- Mausoleum in Al Ghurfa 107
- Schibam 108
- Seiyun 124
- Auskragungen und Vorspanneffekte 133
- Hureida 139
- Hadjarein 142
- Chrecher 142
- Sif 144
- Bienenhaltung in Amphoren 152
- Al Mukalla 157
- Fahrt nach Aden 165
- Aden 168
- Taiz 175
- Saada 195
- Schahara 202
- Fahrt nach Sanaa 209
- Amran 209
- Thulla 213
- Kaukaban 218
- Kuchlan 224
- Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
- Hodeida 233
- Zabid 236
- Hadjara 242
- Rauda 249
- Baynun 254
- Zurück entlang des Roten Meeres 268
- Siedlungsformen 273
- Bauformen 277
- Architekturdetails 287
- Apendix