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REISE DURCH DEN JEMEN
97 zunächst unterstützten und dann ganz ersetzten. Die
kleinen beweglichen Metallstifte oder auch ganze
Fallenblöcke mussten also nicht mehr der Gravitation
folgend hinunterfallen, sondern wurden durch die Fe-
dern in den beweglichen Metallriegel hineingedrückt.
Dadurch konnte die Mechanik der Schlösser auch
liegend oder sogar auf den Kopf gestellt funktionie-
ren. Erst unsere ganz modernen Sicherheitsschlösser
bedienen sich zum Teil inzwischen grundlegend an-
derer Konstruktionsweisen. Sie haben nur noch we-
nig mit den ursprünglich hölzernen Fallenschlössern
zu tun. Die Fallenschlösser waren und sind jedenfalls
ein Erfolgsmodell über mehrere Jahrtausende.
Es ist bekannt, dass man im alten Ägypten hölzerne
Fallenschlösser seit etwa 3000 v. Chr. verwendet hat,
die wohl auch als Vorgängermodelle für die späteren
Metallschlösser der Römer und anderer Völker ge-
variiert werden. So sind praktisch unendlich viele
unterschiedliche Schlüssel und zugehörige Schlösser
möglich. Es gab noch im Jahr 1987 auch in Marok-
ko, als ich das letzte Mal dieses faszinierende Land
besuchte, südlich des Atlasgebirges bei den großen
Lehmburgen, den Tighremts, Ksars und Kasbas, exakt
die gleichen Holzschlösser wie im Jemen. Selbst die
dekorativen Motive hatten sehr große Ähnlichkeit.
Genau die gleiche Art von Schlössern kannten auch
die Römer. Bei ihnen waren sie allerdings in Eisen
oder in Bronze ausgeführt und konnten daher etwas
kleiner ausgeführt werden. Die römischen Schlösser
waren wieder Vorbilder für spätere Metallschlösser,
die auch noch bis ins 20. Jh. und teilweise auch bis
heute in Verwendung sind. Neu hinzu kamen schon
bei den Römern einfache Metallfedern, später dann
Spiralfedern, welche die Nutzung der Schwerkraft
Abb. 98
Perspektivische Darstellung
eines typischen hölzernen Fal-
lenschlosses aus dem Wadi Ha-
dramaut. Die Darstellung zeigt
den Schlosskörper zerlegt,
demontiert mit den Fallen, den
Riegel mit den entsprechen-
den Bohrungen und mit dem
Schlüssel mit den entsprechend
positionierten Stiften zum Ent-
riegeln (Hohmann 2012:213
Abb. SCHL3.1).
Abb. 99
Detail des Türblattes um ein
hölzernes Fallenschloss aus
dem Wadi Hadramaut. Der
Schlosskörper wird so von
innen montiert, damit seine Fal-
len von einer der horizontalen
Verbundleisten oberhalb abge-
deckt werden. Die Fallen des
Schlosses fallen der Schwer-
kraft folgend in den hölzernen
Sperrriegel, wenn dieser in die
Vertiefung der Laibung gescho-
ben wird. Um sie zu erreichen,
muss der Schlosskörper voll-
ständig von innen demontiert
werden (Hohmann 2012:215
Abb. SCHL3.3).
Jemen
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Titel
- Jemen
- Untertitel
- Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Autor
- Hasso Hohmann
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-670-3
- Abmessungen
- 20.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 308
- Schlagwörter
- Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 7
- Einige Tage Ägypten 17
- Reise durch den Jemen 29
- Altstadt von Sanaa 33
- Kleidung von Männern und Frauen 42
- Die leichte Droge Kat 56
- Marib 60
- Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
- Säulen und ihre Kapitelle 74
- Flug ins Wadi Hadramaut 78
- Wasserhäuser 84
- Tarim 86
- Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
- Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
- Mausoleum in Al Ghurfa 107
- Schibam 108
- Seiyun 124
- Auskragungen und Vorspanneffekte 133
- Hureida 139
- Hadjarein 142
- Chrecher 142
- Sif 144
- Bienenhaltung in Amphoren 152
- Al Mukalla 157
- Fahrt nach Aden 165
- Aden 168
- Taiz 175
- Saada 195
- Schahara 202
- Fahrt nach Sanaa 209
- Amran 209
- Thulla 213
- Kaukaban 218
- Kuchlan 224
- Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
- Hodeida 233
- Zabid 236
- Hadjara 242
- Rauda 249
- Baynun 254
- Zurück entlang des Roten Meeres 268
- Siedlungsformen 273
- Bauformen 277
- Architekturdetails 287
- Apendix