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REISEBERICHT
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Dieser Anstrich zieht sich bei etlichen Hochhäusern
auch an den seitlichen Fassaden weit hinunter. Dieser
Kalkanstrich hat vor allem den Sinn, die Oberfläche
etwas zu festigen und damit gegen Regen unemp-
findlicher zu machen. Außerdem reduziert er durch
die Reflexion des Sonnenlichtes das Aufheizen der
Fassaden durch die tägliche intensive Bestrahlung.
Die meisten Häuser haben sieben oder acht, ganz
wenige auch neun Stockwerke, was bei den Stock-
werkshöhen von meist mehr als 3 m eine Höhe von
30 bis 40 m ergibt. Die relativ gleichmäßige Höhe
der Hochhäuser von Schibam soll auf eine Vereinba-
rung zwischen den Hauseigentümern zurückgehen.
Die Mauerstärken im Erdgeschoß liegen zwischen
1,50 und 2,00 m.
Im Vergleich dazu ist das schlanke fast 60 m hohe
Minarett von Tarim, das ebenfalls aus Lehm gebaut
wurde, extrem hoch, vergleichsweise sehr schlank
und es zeigt, wie viel höher man eigentlich mit dem
Baustoff Lehm, wenn er mit Stroh armiert ist, bauen
kann. Es muss allerdings auch alles seinen Sinn er-
geben. Die Bauten von Schibam wurden in einer
von rivalisierenden Völkern stetig bedrohten Zone des
es gab ganze Herden von Ziegen, an Seilen hin-
gen von den Hauswänden Hühner-Kisten herab. Als
wir längst weit über den Hausdächern der Neustadt
nicht mehr weiterkamen, ließen wir uns erst einmal
etwas oberhalb eines großen Wassertanks für die
Stadt Schibam nieder und aßen etwas von unserem
mitgenommenen Proviant. Das war den letzten Kin-
dern dann doch zu wenig interessant, sodass uns
die Horde bald allein ließ, was das anschließen-
de Fotografieren deutlich erleichterte. Es war schon
mehrfach vorgekommen, dass Kinder versuchten ins
Foto zu springen, um aufs Bild zu kommen. Oft wa-
ren dadurch solche Aufnahmen unbrauchbar. Das ist
bei kostspieligem und begrenztem Filmmaterial eine
sehr ärgerliche Sache.
Der Blick von oben auf die Hochhausstadt war un-
glaublich. Man sieht auf eine gerade Wand von ho-
hen Häusern, deren optische Höhenwirkung durch
die Trennung von Fenstern und Oberlichten noch
gesteigert wird. Durch die Trennung zählt man in
einer Fassadenspalte übereinander doppelt so viele
Fensteröffnungen als Stockwerke. Oben in der Dach-
zone sind die Bauten mit Kalkfarbe weiß gestrichen.
Abb. 112
Die fast unwirklich wirkende Hochhausstadt von Schibam im Wadi Hadramaut. Die Hochhäuser sind
alle aus Lehm errichtet.
Jemen
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Titel
- Jemen
- Untertitel
- Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Autor
- Hasso Hohmann
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-670-3
- Abmessungen
- 20.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 308
- Schlagwörter
- Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 7
- Einige Tage Ägypten 17
- Reise durch den Jemen 29
- Altstadt von Sanaa 33
- Kleidung von Männern und Frauen 42
- Die leichte Droge Kat 56
- Marib 60
- Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
- Säulen und ihre Kapitelle 74
- Flug ins Wadi Hadramaut 78
- Wasserhäuser 84
- Tarim 86
- Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
- Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
- Mausoleum in Al Ghurfa 107
- Schibam 108
- Seiyun 124
- Auskragungen und Vorspanneffekte 133
- Hureida 139
- Hadjarein 142
- Chrecher 142
- Sif 144
- Bienenhaltung in Amphoren 152
- Al Mukalla 157
- Fahrt nach Aden 165
- Aden 168
- Taiz 175
- Saada 195
- Schahara 202
- Fahrt nach Sanaa 209
- Amran 209
- Thulla 213
- Kaukaban 218
- Kuchlan 224
- Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
- Hodeida 233
- Zabid 236
- Hadjara 242
- Rauda 249
- Baynun 254
- Zurück entlang des Roten Meeres 268
- Siedlungsformen 273
- Bauformen 277
- Architekturdetails 287
- Apendix