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Jemen - Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
Seite - 118 -
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REISEBERICHT 118 dritten Stockwerk aufwärts folgt Adobe-Mauerwerk. Dahinter steht eine arbeitsökonomische Erfahrung. Ab dieser Höhe eines Bauwerks wäre der Aufwand des Hinauftragens von schwererem feuchtem Lehmma- terial für die Verarbeitung im Pisé-Verfahren anstren- gender, als das Vorfabrizieren von Adobes unten vor dem Gebäude, das Trocknen dieser Ziegel und das Hinauftragen dieses dann leichteren Baumate- rials samt der Verarbeitung mit feuchtem Lehmmörtel. Auf unserer Fahrt durch den Jemen sind uns derartige Kombinationen wie in Marokko nicht aufgefallen. Ich war mir bis zum Ende der Reise nicht sicher, ob ich im Jemen überhaupt Bauten in Pisé-Bauweise an- getroffen hatte. Obwohl im nahen Ägypten schon um 3000 v. Chr. die bislang frühesten Schlusssteinge- wölbe gefunden wurden, finden sich beispielsweise im Jemen Kuppeln mit dem konstruktiven Konzept des Schlusssteinbogens nur bei Sakralbauten. Sie dürften erst mit der Verbreitung des Islam über den Schmelz- tiegel Mekka auch ins südliche Arabien gelangt sein. Die weitgespannten Schlusssteinbögen bei überdeck- ten Zisternen, wie beispielsweise bei jener in Had- schara, dürften viel später mit den Osmanen in den Jemen gekommen sein. In Schibam waren viele Bauten verputzt und so konn- ten wir nur bei in Bau befindlichen oder noch nicht verputzten Hochhäusern die Bauweise überprüfen. Dieser Verputz wird allerdings seinerseits wieder meist mit einem hohen Anteil an Stroh versetzt und im Ver- putz-Vorgang von oben nach unten verstrichen, damit die äußeren Strohfasern nach unten gerichtet sind. So entsteht bei außen nicht gekalkten Stockwerken beim ersten Schlagregen nach Abschwemmung des äußersten Lehmfilms eine schuppige Oberfläche, die das Lehmmaterial unterhalb relativ gut schützt. In den oberen Stockwerken wird meist ohnedies zusätzlich noch eine dünne Schicht Kalkschlämme aufgetragen, die nicht nur das Sonnenlicht gut reflektiert und so eine starke Aufheizung des Außenmauerwerks vermeiden hilft, sondern auch zur Festigung der Oberfläche führt. Die Sockel der Hochhäuser von Schibam sind oft wie Füße geformt. Es dürfte eine Form sein, die sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder bewährt hat. Schon fast von der Mitte der schmalen Gassen steigt das Niveau langsam zu den Seiten an, nahe dem aufgehenden Mauerwerk steigt es stärker, um dann auch an der unteren Außenmauer zunächst ausge- stellt anzusetzen, bis es erst weiter oben in ein fast senkrechtes Mauerwerk übergeht. Das hat auch den Vorteil, dass im Falle von Regen das Wasser jeden- falls immer weg von den Mauern zur Gassenmitte geführt wird. Dort verläuft bei engen Gassen eine Rinne mit Gefälle. Abb. 119 Blick über einen Platz in eine typische Straße in Schibam. Die “Füße“ der Hochhäuser haben ein Gefälle zur Gassenmitte, damit allfälliges Regenwasser von der Mauer sofort weggeführt wird. Die vortretenden Rinnen und Rohre an den Fassaden weiter oben dienen der Gebraucht- wasserentsorgung meist aus Küchen. Das Was- ser erreicht nur selten den Gassenboden.
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Jemen Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
Titel
Jemen
Untertitel
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
Autor
Hasso Hohmann
Verlag
Verlag der Technischen Universität Graz
Ort
Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-670-3
Abmessungen
20.0 x 27.0 cm
Seiten
308
Schlagwörter
Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
Kategorie
Geographie, Land und Leute

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkungen 7
    1. Reisemotive 9
    2. Reiseplanung 12
  2. Einige Tage Ägypten 17
    1. Sakkara 18
    2. Memphis 19
    3. Gizeh 20
    4. Kairo 21
    5. Ägyptisches Nationalmuseum 24
    6. Altstadt von Kairo 25
  3. Reise durch den Jemen 29
    1. Altstadt von Sanaa 33
    2. Kleidung von Männern und Frauen 42
    3. Die leichte Droge Kat 56
    4. Marib 60
    5. Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
    6. Säulen und ihre Kapitelle 74
    7. Flug ins Wadi Hadramaut 78
    8. Wasserhäuser 84
    9. Tarim 86
    10. Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
    11. Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
    12. Mausoleum in Al Ghurfa 107
    13. Schibam 108
    14. Seiyun 124
    15. Auskragungen und Vorspanneffekte 133
    16. Hureida 139
    17. Hadjarein 142
    18. Chrecher 142
    19. Sif 144
    20. Bienenhaltung in Amphoren 152
    21. Al Mukalla 157
    22. Fahrt nach Aden 165
    23. Aden 168
    24. Taiz 175
    25. Saada 195
    26. Schahara 202
    27. Fahrt nach Sanaa 209
    28. Amran 209
    29. Thulla 213
    30. Kaukaban 218
    31. Kuchlan 224
    32. Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
    33. Hodeida 233
    34. Zabid 236
    35. Hadjara 242
    36. Rauda 249
    37. Baynun 254
    38. Zurück entlang des Roten Meeres 268
  4. Siedlungsformen 273
    1. Schibam 273
    2. Hadschara 273
    3. Hadscharain 274
    4. Schahara 274
    5. Al Qurazihah, Afrikanischer Kral im Jemen 275
    6. Aden 276
  5. Bauformen 277
    1. Adobe-Lehmhochhäuser 277
    2. Saada-Lehmbauweise 278
    3. Schaabwa-Riegelwände 278
    4. Steinbauten 284
    5. Vorkrageffekte bei Lehmbauten 284
    6. Rundtürme mit aufgebauten Kleinpalästen 285
  6. Architekturdetails 287
    1. Kuppeln 287
    2. Gurtbögen 287
    3. Säulen, Pfeiler und ihre Kapitelle 288
    4. Verschachtelungen 288
  7. Apendix
    1. Bibliographie 292
    2. Abbildungsnachweis 294
    3. Anmerkung zu Ortsnamen 295
    4. Glossar 296
    5. Zu den Reisenden 302
    6. Dank des Autors 303
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