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REISEBERICHT
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und breiten Barrieren angelegt worden waren.
Der Blick von oben auf die Dächer von Seiyun war
faszinierend. Viele der Bauten und damit auch ihre
Dächer haben eine vom rechtwinkligen System abwei-
chende Grundrissform. Die Dachflächen und Dachrän-
der sind regelrecht modelliert, wie es nur in Lehm mög-
lich ist. All dies dient dem Schutz vor dem Eindringen
von Feuchtigkeit in die Bausubstanz und der Beherr-
schung von Regenwasser und seiner Ableitung in die
Mitte des Straßenraumes. Manche Bauten wirken wie
große interessante Skulpturen. In den Flachdächern
erkennt man erst manche freie Bauform mit unregel-
mäßigem Grundriss, die im Straßenraum geometrisiert
wirkte. Die erhöhten Dachränder, die leicht zu den
Abläufen hin geneigten Dachflächen und die Dachab-
läufe selbst, die manchmal sehr komplex geformt sein
können und oben abgedeckte Ablaufkonstruktionen
darstellen, üben auf den kulturell interessierten Europä-
er einen besonderen Reiz mit den ungewohnten und
fremdartigen Architekturformen aus.
Auch in Seiyun sahen wir wieder den Minarett-Typus
mit rundem, sich konisch nach oben verjüngendem
Jedenfalls war das Halten von Tauben unter der ve-
nezianischen Herrschaft zwischen 1207 und 1715
ausschließlich der Feudalherrschaft vorbehalten und
darüber hinaus verboten. Das änderte sich erst mit
den Osmanen (Hohmann 2012:117).
In den Gassen der Altstadt von Seiyun winkten uns oft
Kinder aus ihren Häusern zu, wenn wir die Fassaden
ihrer Wohnbauten fotografierten. Das zeigte uns, dass
wir ständig unter Beobachtung standen. Die Fenster
sind auch hier meist, wie auch in Schibam und Tarim,
mit zwei oben gerundeten Männerjochfenstern neben-
einander und fallweise auch mit einem zusätzlichen
vergitterten Frauenfenster mittig etwas unterhalb aus-
gestattet. Um auch hier einen besseren Blick auf die
Altstadt zu gewinnen, kletterten wir auf den felsigen
Hang hinter der Stadt hinauf. Auf dem Weg hinauf
beobachteten wir, dass viele der Häuser auf der Berg-
seite mit Säcken gesichert waren, die mit Steinen ge-
füllt waren. Diese Steinsäcke könnten gegen fallweise
auftretendes Regenwasser als Erosionsschutz gedacht
gewesen sein. Es könnte aber auch die Gefahr von
Felsstürzen besonders während solcher Regenfälle be-
standen haben, gegen die diese zum Teil sehr hohen
Abb. 129
Mausoleum auf einem Friedhof von Seiyun.
Jemen
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Titel
- Jemen
- Untertitel
- Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Autor
- Hasso Hohmann
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-670-3
- Abmessungen
- 20.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 308
- Schlagwörter
- Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 7
- Einige Tage Ägypten 17
- Reise durch den Jemen 29
- Altstadt von Sanaa 33
- Kleidung von Männern und Frauen 42
- Die leichte Droge Kat 56
- Marib 60
- Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
- Säulen und ihre Kapitelle 74
- Flug ins Wadi Hadramaut 78
- Wasserhäuser 84
- Tarim 86
- Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
- Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
- Mausoleum in Al Ghurfa 107
- Schibam 108
- Seiyun 124
- Auskragungen und Vorspanneffekte 133
- Hureida 139
- Hadjarein 142
- Chrecher 142
- Sif 144
- Bienenhaltung in Amphoren 152
- Al Mukalla 157
- Fahrt nach Aden 165
- Aden 168
- Taiz 175
- Saada 195
- Schahara 202
- Fahrt nach Sanaa 209
- Amran 209
- Thulla 213
- Kaukaban 218
- Kuchlan 224
- Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
- Hodeida 233
- Zabid 236
- Hadjara 242
- Rauda 249
- Baynun 254
- Zurück entlang des Roten Meeres 268
- Siedlungsformen 273
- Bauformen 277
- Architekturdetails 287
- Apendix