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Jemen - Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
Seite - 147 -
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REISE DURCH DEN JEMEN 147 Sif war eine kleine Stadt mit einer noch sehr ho- hen Konzentration an Bauten, bei denen das Prinzip der vorgespannten Decken zum Einsatz kommt. Die meisten Bauten schließen nach oben mit einer Dach- terrasse ab, deren Brüstungen genauso wie in Bo- dah aus Stützgliedern und dazwischen aus Ziegel- gitterfeldern bestehen. Sie ähneln damit auch den urartäischen Bronzemodellen aus der Region um Van in der Osttürkei. Die Stützglieder der Brüstun- gen in Sif sind jeweils wieder mit einer zwei- oder dreistufigen kleinen Stufenpyramide im Profil über- höht. Sie erinnern damit auch stark an manche der Gebäudedarstellungen auf Reliefs im antiken Ninive in Mesopotamien. Unter den Brüstungen findet sich in der Regel jeweils ein Streichbalken und darunter eine Zeile von T-förmi- gen Unterstützungen. Dabei wird der untere Teil des “T“ von einem vor die Fassade des Hauses vortreten- den Deckenbalken gebildet. Auf all diesen Enden der Deckenbalken lastet jeweils die nach außen gerückte Brüstung der Dachterrasse. Interessant ist dabei, dass die “T”-Form etwa der umgekehrten Form der Aufbau- ten über den Stützgliedern der Brüstung entspricht, was in der Gestaltung der Fassaden eine harmoni- sche Entsprechung ergibt. Die Streichbalken bei den 2900 bis 2600 Jahre älte- ren, urartäischen Bronzemodellen aus Toprakkale bei Van in der Osttürkei (Hohmann 1987:15, 16) liegen nicht auf T-förmigen Unterkonstruktionen; hier liegen sie auf einem Streichbalken jeweils über paarweise nach außen vorkragenden Deckenbalken, sodass sich das Gewicht der Brüstung auf diese Weise et- was verteilt. Auch bei den urartäischen Architektur- darstellungen werden offenbar Bauten gezeigt, bei denen möglicherweise in den obersten Geschoßen jeweils größere stützenfreie Räume auf diese Weise durch den Vorspanneffekt ermöglicht wurden. Bei vielen der Bauten in Sif findet sich das gleiche konstruktive Prinzip auch in Stockwerken unterhalb des obersten, sodass die Bauten nach oben quasi ge- ringfügig immer breiter werden. Ähnliches kann man bei Fachwerkbauten in vielen Städten Deutschlands an den schrittweise vortretenden Giebelfassaden be- obachten wie beispielsweise in Rothenburg ob der Tauber, in Einbeck etwa 60 km südlich von Hanno- ver oder in Stade nahe Hamburg. Dadurch, dass die Kragkonstruktionen in Sif nicht bei allen Stockwerken verwendet werden und auch nicht immer über die gesamte Breite eines Stockwerks reichen, kommt es innerhalb einer Fassade immer wieder zu vortreten- den und zurückweichenden Fassadenpartien, die eine sehr großzügige Oberflächengliederung der Bauten in Sif ergeben. Abb. 154 Dieses Eckhaus in Sif zeigt die für das Wadi Duan charakteristischen Auskragungen der vor- tretenden Geschoße mit den T-förmigen Unter- stützungen. Da die Auskragungen hier in beiden Richtungen in einer Ebene liegen, dürfte hier nur eine Balkenlage durchlaufen und vorkragen, während die zweite Lage nur mit dem ersten in- neren Balken, der parallel zur Innenwand liegt, verklinkt ist. Ganz links oben sieht man einen Übergang von einem Haus zum nächsten auf der Ebene des sechsten Stockwerks.
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Jemen Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
Titel
Jemen
Untertitel
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
Autor
Hasso Hohmann
Verlag
Verlag der Technischen Universität Graz
Ort
Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-670-3
Abmessungen
20.0 x 27.0 cm
Seiten
308
Schlagwörter
Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
Kategorie
Geographie, Land und Leute

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkungen 7
    1. Reisemotive 9
    2. Reiseplanung 12
  2. Einige Tage Ägypten 17
    1. Sakkara 18
    2. Memphis 19
    3. Gizeh 20
    4. Kairo 21
    5. Ägyptisches Nationalmuseum 24
    6. Altstadt von Kairo 25
  3. Reise durch den Jemen 29
    1. Altstadt von Sanaa 33
    2. Kleidung von Männern und Frauen 42
    3. Die leichte Droge Kat 56
    4. Marib 60
    5. Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
    6. Säulen und ihre Kapitelle 74
    7. Flug ins Wadi Hadramaut 78
    8. Wasserhäuser 84
    9. Tarim 86
    10. Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
    11. Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
    12. Mausoleum in Al Ghurfa 107
    13. Schibam 108
    14. Seiyun 124
    15. Auskragungen und Vorspanneffekte 133
    16. Hureida 139
    17. Hadjarein 142
    18. Chrecher 142
    19. Sif 144
    20. Bienenhaltung in Amphoren 152
    21. Al Mukalla 157
    22. Fahrt nach Aden 165
    23. Aden 168
    24. Taiz 175
    25. Saada 195
    26. Schahara 202
    27. Fahrt nach Sanaa 209
    28. Amran 209
    29. Thulla 213
    30. Kaukaban 218
    31. Kuchlan 224
    32. Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
    33. Hodeida 233
    34. Zabid 236
    35. Hadjara 242
    36. Rauda 249
    37. Baynun 254
    38. Zurück entlang des Roten Meeres 268
  4. Siedlungsformen 273
    1. Schibam 273
    2. Hadschara 273
    3. Hadscharain 274
    4. Schahara 274
    5. Al Qurazihah, Afrikanischer Kral im Jemen 275
    6. Aden 276
  5. Bauformen 277
    1. Adobe-Lehmhochhäuser 277
    2. Saada-Lehmbauweise 278
    3. Schaabwa-Riegelwände 278
    4. Steinbauten 284
    5. Vorkrageffekte bei Lehmbauten 284
    6. Rundtürme mit aufgebauten Kleinpalästen 285
  6. Architekturdetails 287
    1. Kuppeln 287
    2. Gurtbögen 287
    3. Säulen, Pfeiler und ihre Kapitelle 288
    4. Verschachtelungen 288
  7. Apendix
    1. Bibliographie 292
    2. Abbildungsnachweis 294
    3. Anmerkung zu Ortsnamen 295
    4. Glossar 296
    5. Zu den Reisenden 302
    6. Dank des Autors 303
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