Seite - 159 - in Jemen - Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
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REISE DURCH DEN JEMEN
159 einer anderen Stelle wurden weiße große gebrannte
Kalkbrocken aus prall gefüllten Säcken geworfen, zer-
schlagen und zu Pulver zerstampft, um danach durch
die Technik des Einsumpfens “gelöscht“ zu werden.
Danach kann man es beispielsweise auf die Fassa-
den als Kalkschlämme auftragen oder als Kalkmörtel
im Hausbau verwenden. Später sollten wir auch die
Brennöfen, aus denen der Kalk stammte, oberhalb
der Strecke nach Bir Ali noch kennen lernen.
Am östlichen Ende der Altstadt gab es ein modernes
Tor über der Straße, bei dem mittig ein Hammer und
ein Schraubschlüssel statt “Hammer und Sichel“ so-
wie zusätzlich ein Pinsel ausgesägt dargestellt waren.
Es handelte sich offensichtlich um Relikte aus der ge-
rade erst nach 12 Jahren wieder zu Ende gegange-
nen Ära des Kommunismus im Südjemen. Eine Sichel
kannten wohl viele Jemeniten nicht. Der Beschluss zur
Vereinigung von Nord- und Südjemen war gerade
erst ein Jahr zuvor gefasst worden. In der Nähe aßen
wir in Öl ausgebackenes, dreieckig geformtes Wind-
gebäck und tranken Tee dazu.
In den Straßen lag überall der Müll in hohen Hau-
fen getürmt. Die Müllabfuhr funktionierte in Al Mukal-
la überhaupt nicht, sollte es eine solche überhaupt
niten wuschen sich neben uns Füße, Hände und Ge-
sicht, bevor sie zum Gebet in die Moschee gingen.
Als wir in der Nähe das Hotel Al Mukalla sahen und
nach einem Zimmer fragten, erfuhren wir, dass noch
welche frei waren, und reservierten für die nächs-
te Nacht ein Zimmer mit Blick auf Stadt, Bucht und
Meer. Danach ging es zurück ins erste Hotel, wo wir
nun doch ein besseres Zimmer erhielten und legten
uns bald schlafen.
In der Früh des 30.12.1991, es war ein Montag-
morgen, gingen wir als Erstes zum Hotel Al Mukalla
um das reservierte Zimmer wieder zu stornieren. Wir
kamen an einer riesigen niedrigen Werkstatt mit zahl-
losen kleinen Miniaturschmieden vorbei, wo altes Ei-
sen verarbeitet wurde. Hier wurden Armierungseisen
aus modernen Abbruchhäusern zu Messern und Mei-
ßeln oder zu Schmiedeeisengittern umgeschmiedet,
alte Anker zu Hämmern und Äxten verarbeitet. Zur
Steigerung der Temperatur im Ofen und unter dem
riesigen Dach hatte jeder Ofen an der Seite einen
kleinen Fellblasebalg, der von einem Mitarbeiter ge-
treten wurde. Innen waren die Öfen schamottiert und
außen mit Blech beschlagen. Auf kleinen Ambossen
unmittelbar vor den Öfen wurde laut gehämmert. Es
war ein unglaublicher Betrieb des Recyclings. An
Jemen
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Titel
- Jemen
- Untertitel
- Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Autor
- Hasso Hohmann
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-670-3
- Abmessungen
- 20.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 308
- Schlagwörter
- Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 7
- Einige Tage Ägypten 17
- Reise durch den Jemen 29
- Altstadt von Sanaa 33
- Kleidung von Männern und Frauen 42
- Die leichte Droge Kat 56
- Marib 60
- Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
- Säulen und ihre Kapitelle 74
- Flug ins Wadi Hadramaut 78
- Wasserhäuser 84
- Tarim 86
- Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
- Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
- Mausoleum in Al Ghurfa 107
- Schibam 108
- Seiyun 124
- Auskragungen und Vorspanneffekte 133
- Hureida 139
- Hadjarein 142
- Chrecher 142
- Sif 144
- Bienenhaltung in Amphoren 152
- Al Mukalla 157
- Fahrt nach Aden 165
- Aden 168
- Taiz 175
- Saada 195
- Schahara 202
- Fahrt nach Sanaa 209
- Amran 209
- Thulla 213
- Kaukaban 218
- Kuchlan 224
- Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
- Hodeida 233
- Zabid 236
- Hadjara 242
- Rauda 249
- Baynun 254
- Zurück entlang des Roten Meeres 268
- Siedlungsformen 273
- Bauformen 277
- Architekturdetails 287
- Apendix