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Jemen - Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
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REISEBERICHT 192 der jemenitischen Architektur gezählt werden darf. Die meisten von Ihnen dürften wohl aus der Zeit um 1900 stammen. In der Nähe im Schatten eines Baumes am Straßen- rand saß ein alter, sehr gepflegt wirkender Mann mit schwarzem Umhang und weißem Turban. Er hatte einen weißmelierten Bart und ein sehr sympathisches, intelligentes, strenges Gesicht. Mit seinen weißen Sä- cken und Kannen wartete er auf den Bus nach Sa- naa. Wir wollten in die entgegengesetzte Richtung zu prähistorischen Felsgravuren in diesem Wadi. Wir begrüßten einander mit einem freundlichen “assalah- mu alaikum”. Da es kein Taxi und auch kein anderes Fahrzeug um diese Zeit gab, gingen wir gleich die gesamte Strecke, mehrere Kilometer zu Fuß in der Mittagshitze quer über die trockenen und abgeern- teten Felder zu einem entfernt liegenden markanten Felsvorsprung am Nordostrand des Wadis. In den hoch aufragenden Felswänden sahen wir eini- ge prähistorische Felsgravuren auf geglätteten Felsta- feln. Es war aber nicht jene dichte Gruppe mit unzäh- ligen Steinböcken, die ich aus Publikationen kannte. Da wir nicht wussten, an welcher Stelle sie zu finden sind, suchten wir auf gut Glück und fanden zunächst noch weitere vereinzelte Gravuren von Steinböcken an sehr versteckten Stellen der Felswände. Dann tra- fen wir auf einen Jemeniten, den wir fragen konnten. Um die Kommunikation zu vereinfachen, zeichnete ich einen Steinbock in den Sand des Wadi-Bodens. Er verstand gleich und wies uns die Richtung. Es zeigte sich, dass der gesuchte Ort weiter links des Felsvorsprunges lag als in der Skizze unseres Führers angegeben war. Wir entdeckten danach noch wei- tere Gravuren von Steinböcken und auch von Jägern an der Westseite des Felsvorsprunges weiter oben. gen die Hitze des Tages erzielt, die in den Räumen selbst bei der großen äußeren Hitze des Mittags ein angenehmes Innenklima erzeugt. Hier in luftiger Höhe im Wadi Dhar hatte man offensichtlich gut leben kön- nen. Die Räume sind auch innen über und über mit Reliefs geschmückt. In einer der Küchen gab es gleich mehrere “Herdstellen” zum Erhitzen von Speisen und zum Brotbacken und eine ausgedehnte Vorrichtung zum Geschirrwaschen. Es gibt mehrere Treppenhäu- ser und Fluchtwege – einen durch den Felsen bis zum Fuß des Berges hinunter. Von der Dachterrasse und den Fenstern aus hat man einen großartigen Blick über das gesamte Wadi Dhar. Unter den Untergeschoßen des Palastes gelangt man zu Höhlenwohnungen der prähistorischen Bewohner dieses Tales. Hier erhält man eine Vorstellung, wie sich Menschen in diesem künstlich ausgehöhlten Fel- senturm schon zu sehr früher Zeit eingerichtet haben. Die frühesten Bewohner von Höhlen im Wadi Dhar kamen wohl schon um 6000 v. Chr. in das Tal. Wir gaben den Schlüssel zurück und beobachteten dann ein paar Frauen mit bis zum Boden reichenden Verschleierungen, bei denen bunt gemusterte Schlei- er über der schwarzen Verschleierung bis über den Kopf hingen, vor einem Geschäft. Bei einigen von ihnen konnten wir tatsächlich kaum sagen, wo vorne und wo hinten war, bevor sie sich in Bewegung setz- ten. Auch in diesem Dorf beim Imam-Palast sahen wir einen hohen Rundturm aus Lehm, an dessen Spitze ein kleiner weiterer rektangulärer Palast mit Auskra- gungen an allen vier Seiten auf mächtige Baumstäm- me aufgesetzt worden war. Diese eigentlich nicht mit- einander kompatiblen Bauformen sind im Jemen fast schon so etwas, das man nahezu überall im Lande antrifft und inzwischen auch zu den Charakteristika Abb. 213 Prähistorische Darstellungen von Steinböcken auf einer Fels- wand im Wadi Dhar.
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Jemen Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
Titel
Jemen
Untertitel
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
Autor
Hasso Hohmann
Verlag
Verlag der Technischen Universität Graz
Ort
Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-670-3
Abmessungen
20.0 x 27.0 cm
Seiten
308
Schlagwörter
Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
Kategorie
Geographie, Land und Leute

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkungen 7
    1. Reisemotive 9
    2. Reiseplanung 12
  2. Einige Tage Ägypten 17
    1. Sakkara 18
    2. Memphis 19
    3. Gizeh 20
    4. Kairo 21
    5. Ägyptisches Nationalmuseum 24
    6. Altstadt von Kairo 25
  3. Reise durch den Jemen 29
    1. Altstadt von Sanaa 33
    2. Kleidung von Männern und Frauen 42
    3. Die leichte Droge Kat 56
    4. Marib 60
    5. Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
    6. Säulen und ihre Kapitelle 74
    7. Flug ins Wadi Hadramaut 78
    8. Wasserhäuser 84
    9. Tarim 86
    10. Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
    11. Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
    12. Mausoleum in Al Ghurfa 107
    13. Schibam 108
    14. Seiyun 124
    15. Auskragungen und Vorspanneffekte 133
    16. Hureida 139
    17. Hadjarein 142
    18. Chrecher 142
    19. Sif 144
    20. Bienenhaltung in Amphoren 152
    21. Al Mukalla 157
    22. Fahrt nach Aden 165
    23. Aden 168
    24. Taiz 175
    25. Saada 195
    26. Schahara 202
    27. Fahrt nach Sanaa 209
    28. Amran 209
    29. Thulla 213
    30. Kaukaban 218
    31. Kuchlan 224
    32. Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
    33. Hodeida 233
    34. Zabid 236
    35. Hadjara 242
    36. Rauda 249
    37. Baynun 254
    38. Zurück entlang des Roten Meeres 268
  4. Siedlungsformen 273
    1. Schibam 273
    2. Hadschara 273
    3. Hadscharain 274
    4. Schahara 274
    5. Al Qurazihah, Afrikanischer Kral im Jemen 275
    6. Aden 276
  5. Bauformen 277
    1. Adobe-Lehmhochhäuser 277
    2. Saada-Lehmbauweise 278
    3. Schaabwa-Riegelwände 278
    4. Steinbauten 284
    5. Vorkrageffekte bei Lehmbauten 284
    6. Rundtürme mit aufgebauten Kleinpalästen 285
  6. Architekturdetails 287
    1. Kuppeln 287
    2. Gurtbögen 287
    3. Säulen, Pfeiler und ihre Kapitelle 288
    4. Verschachtelungen 288
  7. Apendix
    1. Bibliographie 292
    2. Abbildungsnachweis 294
    3. Anmerkung zu Ortsnamen 295
    4. Glossar 296
    5. Zu den Reisenden 302
    6. Dank des Autors 303
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