Seite - 205 - in Jemen - Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften

REISE DURCH DEN JEMEN 205 geführt. Hier blieb Adele mit dem Gepäck zurück und ich folgte dem Führer, der deutete, dass ein na- hes Geschäft bald schließt und das Licht auch im Funduk nur begrenzt lang eingeschaltet bleibt. Das Geschäft hatte Licht von einer Karbidlampe. Ich kaufte etwas zum Trinken und zum Essen. Nach dem Aufstieg auf zirka 2600 m, also nach Über- windung von einer Höhendistanz von etwa 1400 m hatten wir uns das wirklich verdient. Die Position in der Karte hatte die Koordinaten von 16.186 N. und von 43.704 O. v. Greenwich. In der Stadt war kein Licht zu sehen. Die Stille in dem Städtchen Schahara war selbst für den Jemen extrem und gab mir das Gefühl, taub zu sein. Es erinnerte mich an eine früh- morgendliche Fahrt mit einem Einmann-Ruderboot auf dem Meer bei völlig dichtem Nebel. Auch damals hörte ich absolut nichts; selbst wenn man etwas in den Nebel sagte oder rief, wurde nichts reflektiert. Das Funduk von Schahara war ein altes vierge- schoßiges Steinhaus mit traditionellen Steingittern, Transennen, die zum Teil verglast waren. An der Eingangstür war noch ein hölzernes Fallenschloss in Verwendung, wie wir sie an so vielen anderen Or- ten schon gesehen hatten; daneben hing aber auch bereits ein modernes Vorhängeschloss. Die Tür hatte Inzwischen war es fast völlig finster geworden, die Sonne über den dichten Regenwolken war offenbar bereits untergegangen und die Wolken hingen hier noch tiefer und waren regengefüllt. Der Anblick der Brücke war aber so gespenstisch und auffordernd, dass ich sie dennoch fotografieren musste. Ich mach- te zwei Langzeitaufnahmen zu je etwa dreißig Sekun- den. Dabei legte ich die Kamera auf einem seitlichen Felsen auf. Die Aufnahmen wurden so schön, dass sie später sogar im Flugbegleiter der Austrian Airlines unter “Brücken Bauen“ abgedruckt wurden. Als es nach dem Fotografieren dann völlig finster ge- worden war und wir den Weg praktisch nicht mehr sehen konnten, kam gerade ein italienisches Pärchen, das von einem einheimischen Führer begleitet wurde, mit einer sehr dunkel schimmernden Taschenlampe über die Brücke uns nach, um nach Schahara zu ge- hen. Sie hatten nur die kleine Häusergruppe besucht, an der wir vorbeigegangen waren. Der Führer hatte eine Kalaschnikow umgehängt. Wir durften uns an- schließen. Die Stufen hinauf zur Stadt konnte man bereits nicht mehr ohne künstliches Licht sehen. War die Taschenlampe ausgeschaltet, konnten wir alles nur noch ertasten; wir nahmen uns gegenseitig an der Hand. Im Hauptort von Schahara angekommen wurden wir zunächst zum Funduk, einer Herberge,