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REISE DURCH DEN JEMEN
231 Die Kuppeln sind im Innern oft bunt bemalt und mit
Ornamentborten und arabischen Schriftringen ver-
ziert. Auch an mehreren Wänden sah ich Bemalun-
gen. Die Fenster sind gewöhnlich Gitter aus Holzstä-
ben, die mit Lehm überzogen und so vielleicht auch
etwas besser vor Termiten geschützt sind. Die Gitter
wirken fast wie eine perforierte Skulptur. Die Fenster
im Haus des Studenten bestanden überhaupt nur aus
16 kleinen runden Öffnungen, je vier nebeneinander
und vier übereinander, die von außen nicht zu sehen
waren, weil sie von der Strohverkleidung überdeckt
wurden. Es handelte sich also nur um eine Serie klei-
ner Lüftungsöffnungen. Offenbar kam aber bei star-
ken Staubstürmen immer noch zu viel des feinen Stau-
bes durch sie herein, sodass auch diese Öffnungen
noch mit Zeitungspapier und Gras zugestopft waren.
Bei anderen Häusern bestanden die Fenster aus meh-
reren abgerundeten vertikalen Fensterschlitzen.
Als Ablagen fanden sich in den meisten der Hütten
aus Lehm modellierte, mit der Außenwand fix ver-
Lüftungsöffnungen in der Seitenwand wurden durch
Gras gegen allzu starke Staub- oder Sandstürme ge-
schützt.
Die Tihama-Wüste wird immer wieder von starken
Winden oder Stürmen heimgesucht. Daher sichern
die Bewohner die Stroheindeckungen und Wandiso-
lierungen mit Hilfe von großen Netzen. Sie bestehen
aus langen dicken gedrehten Kordeln, die von einer
in der Spitze der Hauskuppel befestigten Stange aus
längs über die Dachdeckung wie ein Haarnetz ge-
spannt werden und beim Gewölbeansatz in einer
kräftigen Ringfassung enden, die mit einem dicken
schweren Wulst aus Stroh hier beschwert ist. Bei
manchen Hütten sind auch die Seitenwände mit di-
cken Kordeln gesichert. Beim Haus meines Gastge-
bers waren es nur dünne ringförmig um das Haus
geführte Kordeln, mit denen das seitliche Stroh ge-
halten wurde. Bei manchen anderen Hütten ist die
Strohdeckung des Daches auch durch ein richtiges
Netz aus Kordeln noch effektiver gehalten.
Abb. 254
Diese Hütte wurde gerade von der Mutter meines Gastgebers für dessen jüngeren Bruder gebaut.
Sie errichtete zuerst die Lehmwand. In den nassen Lehm wurden auch Gräser als Armierung ein-
gemischt. Unabhängig davon wurden hier die Hölzer für die Dachkonstruktion außen vor die Wand
gestellt, an denen auch die seitliche Isolierung gegen die Hitze des Tages und die Kälte der Nacht
befestigt werden sollte.
Jemen
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Titel
- Jemen
- Untertitel
- Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Autor
- Hasso Hohmann
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-670-3
- Abmessungen
- 20.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 308
- Schlagwörter
- Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 7
- Einige Tage Ägypten 17
- Reise durch den Jemen 29
- Altstadt von Sanaa 33
- Kleidung von Männern und Frauen 42
- Die leichte Droge Kat 56
- Marib 60
- Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
- Säulen und ihre Kapitelle 74
- Flug ins Wadi Hadramaut 78
- Wasserhäuser 84
- Tarim 86
- Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
- Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
- Mausoleum in Al Ghurfa 107
- Schibam 108
- Seiyun 124
- Auskragungen und Vorspanneffekte 133
- Hureida 139
- Hadjarein 142
- Chrecher 142
- Sif 144
- Bienenhaltung in Amphoren 152
- Al Mukalla 157
- Fahrt nach Aden 165
- Aden 168
- Taiz 175
- Saada 195
- Schahara 202
- Fahrt nach Sanaa 209
- Amran 209
- Thulla 213
- Kaukaban 218
- Kuchlan 224
- Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
- Hodeida 233
- Zabid 236
- Hadjara 242
- Rauda 249
- Baynun 254
- Zurück entlang des Roten Meeres 268
- Siedlungsformen 273
- Bauformen 277
- Architekturdetails 287
- Apendix