Seite - 267 - in Jemen - Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
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REISE DURCH DEN JEMEN
267 Händler beteuerte, dass keine Probleme bei der Aus-
fuhr aus dem Jemen zu befürchten seien. Mir hatte
aber jemand gesagt, dass auch im Jemen die Aus-
fuhr von archäologischen Objekten nicht erlaubt sei.
Ich hoffte bereits mit dem Gekauften keine Probleme
zu haben.
Am Nachmittag hatte ich mich um 17.00 Uhr mit Do-
rothea Waaren in ihrem Haus in der Altstadt von Sa-
naa verabredet. Sie zeigte mir ihr Haus und wir unter-
hielten uns bis etwa 19.30 Uhr. Sie wohnt in einem
typischen mehrgeschoßigen traditionellen Haus nahe
am Saila-Wadi, einem meist trockenen Flussbett, das
mitten durch die Altstadt führt und nur im Falle der
im Hochtal von Sanaa seltenen Regengüsse sich re-
lativ schnell mit schmutzigem, braunem Wasser füllt,
das dann auch recht reißend und gefährlich werden
kann. Sie hat das Haus aufwendig saniert und zu ih-
rem Wohnhaus adaptiert.
Danach traf ich mich mit Ursula Dreibholz und wir
gingen in ein nahes Restaurant einen großen Fisch
essen – wohl einen jener Fische, die an der Süd-
küste bei Ain oder bei Al Mukalla gefangen und in
der brütenden Sonne in der Wüste getrocknet wer-
den und dabei unglaubliche Verwesungsgerüche
absondern. Kaum vorstellbar, dass so ein Fisch auf
diese Weise konserviert und dann gebraten so gut
schmecken kann. Es war ein riesiges Exemplar, zu
dem wir nur Fladenbrot aßen. Er maß mehr als 40
cm und war gute 10 cm dick, außen an den Schup-
pen fast verbrannt, innen gleichmäßig erhitzt und sehr
schmackhaft. Nach einer kleinen stimmungsvollen
Wanderung durch das nächtliche, fast finstere und in
den Straßen nahezu menschenleere Sanaa ging ich
um 22.00 Uhr schlafen und hatte Alpträume sowie
leichtes Fieber – Rückreisefieber?
vereinzelt nach Bränden zur Zeit der Maya-Klassik
im gebrannten und so gehärteten Lehm als Leerform
manchmal noch nachweisbar. Aber die Sockel aus
Stein haben überlebt, wenn diese nicht als Steinbruch
sekundär geplündert wurden. Die traditionelle Art der
Konstruktion oberhalb hat bis heute überlebt. Sie reicht
auch noch wesentlich weiter in die Baugeschichte bei
den Maya bis in vorchristliche Zeiten zurück.
Ich schlug vor, dass man Ethnologen und Architekten
von Zeit zu Zeit wenigstens mit den jeweiligen Archäo-
logen zusammenführen sollte, so dass sich die Beob-
achtungen und Erkenntnisse der unterschiedlichen Dis-
ziplinen gegenseitig sinnvoll ergänzen können.
Am 16.1. ging es trotz der langen Nacht um 7.30
zum Frühstück. Danach fuhr ich mit dem Minibus
zum “Bab al Jemen”, dem besterhaltenen Tor in die
Altstadt von Sanaa. An diesem Tor hatten noch bis
knapp vor unserem Besuch im Jemen fünf abgeschla-
gene Hände von Dieben zur Abschreckung gehan-
gen! Das ruft einem ins Bewusstsein, dass der Jemen
bei aller Schönheit doch eine uns sehr fremde Welt
ist. Solche Strafen hat es auch bei uns in Europa in
der christlichen Vergangenheit gegeben.
Vom Dach eines Hotels südlich des Bab al Jemen
machte ich eine Serie von Aufnahmen vom Stadttor
und der Wehranlage sowie von der Altstadt selbst.
In einem Antiquitätenladen erstand ich das Fragment
eines kleinen Kalksteinwidders, der offenbar zu einer
ganzen Zeile von Widdern aus altsabäischer Zeit ge-
hört hatte und den Anfang der Zeile gebildet hatte.
Er kostete 2000 Real, was etwa 67 US-Dollar ent-
spricht. Es wurden mir auch ganze Alabasterhausmo-
delle um 2.000 bis 10.000 Real angeboten. Das
schien mir aber dann doch zu riskant, obwohl der
Abb. 302
Karge Gebirgslandschaft des
Jemen beim Flug von Sanaa
nach Kairo.
Jemen
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Titel
- Jemen
- Untertitel
- Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Autor
- Hasso Hohmann
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-670-3
- Abmessungen
- 20.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 308
- Schlagwörter
- Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 7
- Einige Tage Ägypten 17
- Reise durch den Jemen 29
- Altstadt von Sanaa 33
- Kleidung von Männern und Frauen 42
- Die leichte Droge Kat 56
- Marib 60
- Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
- Säulen und ihre Kapitelle 74
- Flug ins Wadi Hadramaut 78
- Wasserhäuser 84
- Tarim 86
- Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
- Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
- Mausoleum in Al Ghurfa 107
- Schibam 108
- Seiyun 124
- Auskragungen und Vorspanneffekte 133
- Hureida 139
- Hadjarein 142
- Chrecher 142
- Sif 144
- Bienenhaltung in Amphoren 152
- Al Mukalla 157
- Fahrt nach Aden 165
- Aden 168
- Taiz 175
- Saada 195
- Schahara 202
- Fahrt nach Sanaa 209
- Amran 209
- Thulla 213
- Kaukaban 218
- Kuchlan 224
- Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
- Hodeida 233
- Zabid 236
- Hadjara 242
- Rauda 249
- Baynun 254
- Zurück entlang des Roten Meeres 268
- Siedlungsformen 273
- Bauformen 277
- Architekturdetails 287
- Apendix