Seite - 298 - in Jemen - Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
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APPENDIX
Medina
Medina ist jene Stadt in Saudi-Arabien, in die Mo-
hammed von Mekka 622 n. Chr. floh und wo er sein
Wohnhaus errichten ließ, dessen Konzept vielen west-
islamischen Moscheen vorbild war und über dem die
Freitagsmoschee von Medina errichtet wurde.
Medina-Erschließungssystem
Das Wort “Medina“ bedeutet “Stadt“. Mit Medina
wird meist das historische Zentrum, die Altstadt einer
Stadt bezeichnet.
Die typische Erschließungsstruktur islamischer Wohn-
zonen nennt man Medina-System. Es handelt sich
dabei um eine halböffentliche Erschließungszone in-
nerhalb einer Stadt, in die gewöhnlich nur deren Be-
wohner oder eingeladene Gäste gehen. Die Gassen
sind sehr eng, unübersichtlich und vielfach abgewin-
kelt. Die Hausfassaden zeigen keinen Schmuck außer
an den Eingangstüren. Die Häuser verfügen gewöhn-
lich über einen oder sogar mehrere Innenhöfe, zu
denen sich die Mauerdurchbrechungen öffnen und
deren Fassaden architektonischen Dekor zeigen. Um
diese Höfe gruppieren sich das geschlossene Win-
terhaus im Norden und das offene Sommerhaus im
Süden des Dhar, des morgenländischen Hofhauses.
Gewöhnlich gibt es nur einen unauffälligen Zugang
zu so einer Wohnzone. Die Gasse verzweigt sich
meist schon bald in ein System von Sackgassen. Es
handelt sich also um keine Durchgangszone. Trifft
man hier eine Person, wird man gefragt, zu wem
man will oder ob man sich verlaufen hat. In Marokko
nennt man so eine Wohnkleinzone, die aus vielleicht
10 oder 20 Hofhäusern besteht, ein Derb. Hier leben
die Mitglieder eines weitgefächerten Klans. Ein Derb
ist von einer nicht wahrnehmbaren Mauer vollständig
umgeben. Mehrere solche Derbs ergeben dann ein
Wohnquartier. Ein Quartier kann dann schon mehre-
re Zugänge haben und ist ebenfalls von einer meist
hohen, schützenden Mauer wieder umgeben.
In größeren Städten gibt es meist mehrere Quartiere.
In der ummauerten Altstadt von Jerusalem beispiels-
weise gibt es ein christliches, ein jüdisches, ein is-
lamisches und ein armenisch christliches Quartier.
Sie gliedern also die Stadt nach religiösen und eth-
nischen Gesichtspunkten. Das, was bei uns als Getto
sehr negativ gesehen wird, ist in einer morgenländi-
schen Stadt etwas ganz Normales. Es macht auch
Sinn, da die Christen ihre Kirche nah dabeihaben
und das Glockenläuten nicht die anderen Glaubens-
gemeinschaften stört. Das gleiche gilt für das Rufen
durch den Muezzin im islamischen Quartier.
Kat
Kat ist eine beliebte Alltagsdroge in Südarabien vom
Jemen bis in den Oman, aber auch auf der afrikani-
schen Seite des Roten Meeres in Äthiopien, Somalia
und vielen angrenzenden Staaten. Im Jemen wird es
in großen Mengen auf oft sehr steilen Berghängen
auf engen Feldterrassen angebaut. Etwa 15% der an-
gebauten landwirtschaftlichen Fläche des Jemen wird
für den Kat-Anbau genutzt.
Der Wirkstoff der Kat-Pflanze wird mit Hilfe von fein
zermahlenem Kalk, fermentiert mit Speichel erschlos-
sen. Besonders die frischen Triebe des Strauches sol-
len sehr wirkungsvoll sein. Innerhalb von 24 Stunden
verliert Kat etwa die Hälfte des Wirkstoffs. Die Wir-
kung des Kat wird mit besserer Konzentration, grö-
ßerer Antriebskraft, Unterdrückung des Schlafbedürf-
nisses und einer Art High beschrieben. Die äußere
Form der Sträucher und ihrer Blätter, aber auch die
Wirkung und die Art des Konsums beim Kat ähneln
sehr denen beim Koka-Strauch.
Kiblawand
Die Kiblawand ist die nach Mekka gewandte Wand
einer Moschee. Sie verläuft daher senkrecht zur Rich-
tung nach Mekka. In ihr ist gewöhnlich die Mihrab,
die Gebetsnische eingebaut. Vor ihr steht gewöhnlich
die Minbar, die “Predigerkanzel“.
Koka
Die Blätter des Koka-Strauches in den Anden in Süd-
amerika enthalten Spuren von Kokain. Seit Jahrtau-
senden werden daher diese Blätter mit zermahlenem
Kalk und mit Speichel fermentiert vor allem in den
großen Höhen des kalten Altiplanos der Andenstaa-
ten konsumiert. Selbst das Erfrischungsgetränk Co-
ka-Cola soll ursprünglich etwas von Geschmack und
dem Wirkstoff des Koka-Blattes enthalten haben. Die
Blätter werden auch als Tee genossen. Koka-Blätter
sind in den Adenstaaten eine Volksdroge. Sie sollen
helfen, die oft extreme Kälte in den Wintermonaten
und auch die enorme Höhe in den Anden besser zu
vertragen.
Die Sträucher wachsen auf oft engen Feldterrassen
in großen Höhen. Die Art des Anbaues, das Äußere
der Koka-Sträucher und ihrer Blätter, die Wirkungs-
weise und die Art des Konsums ähneln stark denen
beim Kat.
Jemen
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Titel
- Jemen
- Untertitel
- Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Autor
- Hasso Hohmann
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-670-3
- Abmessungen
- 20.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 308
- Schlagwörter
- Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 7
- Einige Tage Ägypten 17
- Reise durch den Jemen 29
- Altstadt von Sanaa 33
- Kleidung von Männern und Frauen 42
- Die leichte Droge Kat 56
- Marib 60
- Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
- Säulen und ihre Kapitelle 74
- Flug ins Wadi Hadramaut 78
- Wasserhäuser 84
- Tarim 86
- Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
- Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
- Mausoleum in Al Ghurfa 107
- Schibam 108
- Seiyun 124
- Auskragungen und Vorspanneffekte 133
- Hureida 139
- Hadjarein 142
- Chrecher 142
- Sif 144
- Bienenhaltung in Amphoren 152
- Al Mukalla 157
- Fahrt nach Aden 165
- Aden 168
- Taiz 175
- Saada 195
- Schahara 202
- Fahrt nach Sanaa 209
- Amran 209
- Thulla 213
- Kaukaban 218
- Kuchlan 224
- Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
- Hodeida 233
- Zabid 236
- Hadjara 242
- Rauda 249
- Baynun 254
- Zurück entlang des Roten Meeres 268
- Siedlungsformen 273
- Bauformen 277
- Architekturdetails 287
- Apendix