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Strategen im Literaturkampf - Thomas Bernhard, Peter Handke und die Kritik
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Das moralische Recht fĂŒr Ihre Rede ist ganz auf Ihrer Seite, und ich stehe hier hinter Ihnen. Sie sollen aber nicht verkennen, daß Sie mit Ihrer Rede GefĂŒhle anderer ver- letzt haben.  [
] Also, seien Sie stark, ziehen Sie sich auf sich selbst zurĂŒck, schreiben Sie das Buch. Alles andere ist unwichtig.49 „Über diesen Roman wĂ€ren nicht so viele böse Worte zu verlieren 
“: Handkes Hornissen nach Princeton Bereits ein Jahr zuvor hatte der Verleger mit Peter Handke eine vergleichbare Diskussion gefĂŒhrt: Als der Autor sich am 22.  MĂ€rz 1966 bei Siegfried Unseld fĂŒr die Zusendung der ersten Besprechung zu seinem DebĂŒtroman Die Hornissen bedankt, zeigt er sich auch von deren stilistischer QualitĂ€t angetan: „Die Kritik in der ‚FAZ‘ hat mir sehr gefallen, sie ist, glaube ich, auch gut geschrieben.“ 50 TatsĂ€chlich schien Helmut Scheffels Rezension in der Frankfurter Allgemei- nen Zeitung vom 15.  MĂ€rz 1966 einen vielversprechenden Auftakt fĂŒr Handkes Wahrnehmung als neuer Suhrkamp-Autor im deutschen Feuilleton zu bilden, positionierte der Kritiker Handkes Roman doch nicht nur als legitimen Erben einer innovatorischen Kunsttradition, sondern attestierte ihm darĂŒber hinaus eine nachgerade wegweisende Funktion fĂŒr die aktuelle Entwicklung der Lite- ratur: Der Roman sei zwar, so Scheffel, der schon 1959 Roland Barthes’ Le degrĂ© zĂ©ro de l’écriture fĂŒr den Hamburger Claassen Verlag ins Deutsche ĂŒbersetzt hatte 51 und mit den literarischen und literaturtheoretischen Debatten der Zeit vertraut war, 49 Unseld an Bernhard, 18. 3. 1968. In: ebd., S.  71 f. Zur Kontroverse Bernhard/Eisenreich vgl. auch: Sehr geschĂ€tzte Redaktion (Anm.  36), S.  21 – 25. 50 Handke an Unseld, 22. 3. 1966. In: Handke/Unseld: Der Briefwechsel (Anm.  16), S.  32.  – Noch Mitte der 1970er Jahre erinnerte sich Handke im GesprĂ€ch mit Manfred Durzak mit Wohlwollen an diese erste wertschĂ€tzende Analyse seines DebĂŒtromans. Vgl. Manfred Durzak: FĂŒr mich ist Literatur auch eine Lebenshaltung. GesprĂ€ch mit Peter Handke. [1973] In: M. D.: GesprĂ€ch ĂŒber den Roman. Formbestimmungen und Analysen. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1976, S.  314 – 343, hier S.  316; dazu Adolf Haslinger: Peter Handke. Jugend eines Schriftstellers. Salzburg, Wien: Residenz 1992, S.  106, der „die erste Kritik von Helmut Scheffel“ als „eine der sachlichsten und besten zu diesem Roman“ einordnet. 51 Vgl. Roland Barthes: Am Nullpunkt der Literatur. Objektive Literatur. Aus dem Französi- schen v. Helmut Scheffel. Hamburg: Claassen 1959. Vgl. zu Scheffels Rolle fĂŒr die Rezeption des Strukturalismus und des nouveau roman in Deutschland Clemens Özelt: KlangrĂ€ume bei Peter Handke. Versuch einer polyperspektivischen Motivforschung. Wien: BraumĂŒller 2012, S.  87: „Scheffel war  [
] durch seine Übersetzungen von Robbe-Grillets erzĂ€hltheoretischen Arbeiten, Roland Barthes [sic] Am Nullpunkt der Literatur und zahlreichen Texten von Michel Butor bereits 1966 soweit mit den Problemen, Fragestellungen und Perspektiven des Nouveau Roman vertraut, um Handkes Auseinandersetzungen entsprechend wĂŒrdigen zu können.“ Handkes Hornissen nach Princeton 39 © 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1, 1080 Wien https://doi.org/10.7788/9783205212317 | CC BY-NC-ND 4.0
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Strategen im Literaturkampf Thomas Bernhard, Peter Handke und die Kritik
Titel
Strategen im Literaturkampf
Untertitel
Thomas Bernhard, Peter Handke und die Kritik
Autor
Harald Gschwandtner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-21231-7
Abmessungen
15.7 x 23.9 cm
Seiten
482
Schlagwörter
Kulturjournalisten, Literaturkritik, Marcel Reich-Ranicki, Peter Handke, Thomas Bernhard
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. VORWORT 9
  2. I „SCHREIBEN IST EIN FÜNFKAMPF“: EINE ART EINLEITUNG 13
  3. II „ICH KANN MICH DAMIT SCHWER ABFINDEN“:KRITIK DER KRITIK ALS WERKPOLITIK 27
    1. Legitimationen und Strategien 27
    2. EinsprĂŒche gegen die Kritik: eine verbotene Übung (Verstörung) 34
    3. „Über diesen Roman wĂ€ren nicht so viele böse Worte zu verlieren 
“: Handkes Hornissen nach Princeton 39
    4. Fronten, VerbĂŒndete, Kampfbegriffe 49
    5. Ein Buch „rehabilitieren“? (Die Hornissen, Der Hausierer) 55
  4. III UNFREUNDLICHE BETRACHTUNGEN: EINWÄNDE GEGEN DIE LITERATURKRITIK 63
    1. Sehlustfeindliche SchwÀtzer 63
    2. Vom Zeitungswahnsinn bedroht (Wittgensteins Neffe, Nachmittag eines Schriftstellers) 70
    3. „vollkommen humorlos und blöd“: Bernhard und die Literaturkritik 82
    4. „vom peinlichsten Lob bis zum bösartigsten Verriß“: Bernhard liest Rezensionen (Frost) 87
    5. „unbeholfener lyrischer Unsinn“: Bernhard redigiert eine Kritik – mit einem Exkurs zu Elias Canetti 95
    6. „ekelhaft ekelhaft ekelhaft“: Kritiken auf der BĂŒhne (Der Ignorant und der Wahnsinnige, Minetti, Über allen Gipfeln ist Ruh) 103
    7. Von der DĂŒrre der Theaterkritik oder: Landwirte und Rezensenten 112
    8. Nur selten ein Sommerhemd: Handke liest Rezensionen 117
    9. Literaturkritik als ‚leeres GeschĂ€ft‘: Handkes Vorarbeiten im Radio 120
    10. „Ihr wart Vollblutschauspieler“:Handke und die Phrasen der Kritik (Publikumsbeschimpfung) 126
    11. „Solche Wörter sollte man euch verbieten“ oder:Erstsprache vs. Zweitsprache 129
    12. Einwenden und Hochhalten: Handkes Rede gegen die Literaturkritik 133
  5. IV „MEIN FEIND IN DEUTSCHLAND“: PETER HANDKE VS. MARCEL REICH-RANICKI 141
    1. Princeton 1966 und die Folgen 141
    2. Poetik und Polemik oder: Das Problem der ‚NatĂŒrlichkeit‘ 150
    3. Die „Àsthetischen Gewissensbisse“ des Peter Handke (Wunschloses UnglĂŒck) 156
    4. Schleichende Eskalation: die 1970er Jahre (Die linkshÀndige Frau, Das Gewicht der Welt) 159
    5. „schiefe Bilder und preziöse Vergleiche“ (Langsame Heimkehr) 170
    6. Die Bestie von Puyloubier (Die Lehre der Sainte-Victoire) 175
    7. Mit Cézanne gegen die Hunde (Die Lehre der Sainte-Victoire) 183
    8. Im Bunde? Reich-Ranicki, Bernhard und Unseld 189
    9. SchnĂŒffeln und Verreißen (Mein Jahr in der Niemandsbucht) 204
    10. Unversöhnt: letzte Gefechte (In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus) 212
  6. V „ES SIND AUCH ANDERE SÄTZE MÖGLICH“: PETER HANDKES GEGENMODELLE ZUR ZEITGENÖSSISCHEN LITERATURKRITIK 221
    1. „Aber ich bin kein Kritiker“ 221
    2. Ein Leseerlebnis beschreiben: Handke rezensiert Hermann Lenz 228
    3. Abenteuergeschichte der LektĂŒre: Handke liest Bernhards Verstörung 239
    4. „Kritik, die zugleich eine Form der Begeisterung ist“: Helmut FĂ€rber 246
    5. „Haben Sie das gehört?“: Wolfgang Bauer, The Beatles, Gert Jonke 251
    6. „wirklich unorthodox“: Handke ĂŒber/mit Ödön von HorvĂĄth 259
    7. Keine Axt fĂŒr das gefrorene Meer in uns: Franz Kafka, Karin Struck 262
    8. Der Autor als Kritiker: ein Rollenkonflikt? 266
  7. VI „ZEITUNGSG’SCHICHT’LN“: THOMAS BERNHARD ALS LITERATURKRITIKER 273
    1. Vor eines Dichters Grab: Johannes Freumbichler 273
    2. „Ich glaube, da liegen die Wurzeln“: Bernhard als Gerichtsreporter 284
    3. „Kanzlist, KoffertrĂ€ger und Kunstkritiker“ 289
    4. „zuchtvoll und klar“: Bernhard als Literaturkritiker im Salzburger Demokratischen Volksblatt 293
    5. Verschweigen und Verzeihen: Bernhard und der „NS-Parnaß“ 305
    6. „Traumfabrik“ und „Ro-Ro-Ro-Kost“: Kino und Taschenbuch 314
    7. Alte Zöpfe, neue Pferde 322
    8. „Was in den guten Jungen nur gefahren sein mag?“: erste Polemiken 329
    9. „Ich kann kein Buch besprechen“: Absagen und Stellvertretungen (Alte Meister, Auslöschung) 333
  8. VII REZENSIONEN, DIE KEINE SIND: KRITIK UND SELBSTKRITIK BEI THOMAS BERNHARD 343
    1. Vorgeschichten einer Polemik: Bernhard vs. Bruno Kreisky 343
    2. Politische Polemik als Literaturkritik (Gerhard Roth, Peter Turrini) 357
    3. „ein wirklicher Dichter“: Kreisky verteidigt Handke 362
    4. The Return of the Critic oder: Ausweitung der Kampfzone 369
    5. Bernhard als Kritiker seiner selbst (Korrektur) 372
    6. Zwischen „Geisteskunst“ und „Selbstkorrektur“: Szenen prekĂ€rer Autorschaft (Korrektur, Am Ortler) 379
    7. Vom „Streben nach eigener Billigung“ (Der Untergeher, Der Theatermacher) 386
  9. VIII KRAFT DURCH FEINDE: EINE ART EPILOG 397
  10. IX DANKSAGUNG 413
  11. X BIBLIOGRAPHIE 415
    1. PrimÀrliteratur und Quellen 415
    2. Literatur- und Kulturtheorie 433
    3. Forschungsliteratur 435
    4. Rezensionen, Presseberichte, Journalistisches 463
    5. Fernsehsendungen, Audiovisuelle Medien, Webpages 469
  12. XI PERSONENREGISTER 471
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