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Strategen im Literaturkampf - Thomas Bernhard, Peter Handke und die Kritik
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„Kritik, die zugleich eine Form der Begeisterung ist“: Helmut FĂ€rber Als Ideal und Vorbild eines Rezensenten gilt Handke bis heute der Filmkritiker Helmut FĂ€rber, Jahrgang 1937, den der junge Autor Mitte der 1960er Jahre als versierten Kino-Enthusiasten und subtilen Kommentator kennen und schĂ€tzen gelernt hatte: „Helmut FĂ€rber, mit seinen Filmkritiken in der SĂŒddeutschen Zei- tung und der filmkritik, hat mich, lang ist’s her, auf die SprĂŒnge gebracht, Dinge, die einem durch und durch gegangen sind, ‚Herzenssachen‘, statt sie zu analy- sieren, einfach, oder auch nicht einfach, zu erzĂ€hlen.“ 124 In FĂ€rbers Artikeln zum zeitgenössischen Film sah Handke die Idee verwirklicht, wonach die Kritik eines Kunstwerks sich nicht in souverĂ€nen Gesten der Wertung und in kulturhisto- rischen Vergleichen erschöpft, sondern dem Moment des Erlebens von Kunst  – in möglichst jargonfreiem Duktus  – eine zentrale Bedeutung beimisst. 1994 hat Handke sich in seiner Laudatio zur Verleihung des Petrarca-Preises an FĂ€rber an den Beginn seiner Faszination fĂŒr dessen Arbeiten erinnert: Wer ist Helmut FĂ€rber? Beim Lesen bin ich ihm zuerst begegnet als einem Filmkri- tiker, Mitte der sechziger Jahre  [
]. Zu Filmen, gleich welchen, eine solch feine und zugleich bodenstĂ€ndige Sprache zu Gesicht zu bekommen, und das auch noch in einer Tageszeitung, das hat mich damals wachgestoßen, fĂŒrs Filmeanschauen, aber auch fĂŒr das Tun und Schreiben, und ich weiß es, nicht nur mich.125 Im Bericht des Kritikers anlĂ€sslich eines „Science-Fiction-Filmfestival[s] in Triest“ sei, so Handke, der in extenso aus den Arbeiten FĂ€rbers zitiert, „kein einziger Film“ vorgekommen, „dafĂŒr der Mond ĂŒber der Leinwand und vor allem, ausfĂŒhrlich beschrieben, ein Schaufenster in der Triester Innenstadt mit phantastischen Weltraumfiguren, geknetet, hĂ€ndisch, aus Marzipan, samt Nachtbeleuchtung.“ 126 Es sind die scheinbaren NebensĂ€chlichkeiten und Begleit- umstĂ€nde der Kunstwahrnehmung, die in FĂ€rbers Kritiken wie in Handkes literarischer Poetik (und Literaturkritik) eine wichtige Rolle einnehmen; ihre unprĂ€tentiöse WĂŒrdigung trĂ€gt, wie man seinen Bemerkungen entnehmen kann, 124 Handke: Eine Ideal-Konkurrenz (Anm.  84), S.  152. Zu Handkes WertschĂ€tzung fĂŒr FĂ€rber vgl. Struck: Der Begleitschreiber (Anm.  65), S.  14 f. Im Literaturarchiv Salzburg werden Hefte der Zeitschrift filmkritik aus den 1960er Jahren aufbewahrt, in denen Peter Handke Texte FĂ€rbers handschriftlich annotiert hat. Vgl. etwa Peter Handke: Handschriftliche Annotationen zu Helmut FĂ€rber: Die Verachtung. La MĂ©pris. In: Filmkritik (1965), H.  3, S.  141 – 143, hier S.  142. In: Literaturarchiv Salzburg, Bestand: Peter Handke, Sammlung Helmut FĂ€rber: „H. F. geht ein auf die Art des anderen (wenn der eine hat)“. 125 Peter Handke: Wie ein Letzter ein Erster; Lob eines „Kritikers“. Zu Helmut FĂ€rber. [1994] In: P. H.: MĂŒndliches und Schriftliches (Anm.  47), S.  39 – 65, hier S.  40. 126 Ebd., S.  43. Peter Handkes Gegenmodelle zur zeitgenössischen Literaturkritik246 © 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1, 1080 Wien https://doi.org/10.7788/9783205212317 | CC BY-NC-ND 4.0
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Strategen im Literaturkampf Thomas Bernhard, Peter Handke und die Kritik
Titel
Strategen im Literaturkampf
Untertitel
Thomas Bernhard, Peter Handke und die Kritik
Autor
Harald Gschwandtner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-21231-7
Abmessungen
15.7 x 23.9 cm
Seiten
482
Schlagwörter
Kulturjournalisten, Literaturkritik, Marcel Reich-Ranicki, Peter Handke, Thomas Bernhard
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. VORWORT 9
  2. I „SCHREIBEN IST EIN FÜNFKAMPF“: EINE ART EINLEITUNG 13
  3. II „ICH KANN MICH DAMIT SCHWER ABFINDEN“:KRITIK DER KRITIK ALS WERKPOLITIK 27
    1. Legitimationen und Strategien 27
    2. EinsprĂŒche gegen die Kritik: eine verbotene Übung (Verstörung) 34
    3. „Über diesen Roman wĂ€ren nicht so viele böse Worte zu verlieren 
“: Handkes Hornissen nach Princeton 39
    4. Fronten, VerbĂŒndete, Kampfbegriffe 49
    5. Ein Buch „rehabilitieren“? (Die Hornissen, Der Hausierer) 55
  4. III UNFREUNDLICHE BETRACHTUNGEN: EINWÄNDE GEGEN DIE LITERATURKRITIK 63
    1. Sehlustfeindliche SchwÀtzer 63
    2. Vom Zeitungswahnsinn bedroht (Wittgensteins Neffe, Nachmittag eines Schriftstellers) 70
    3. „vollkommen humorlos und blöd“: Bernhard und die Literaturkritik 82
    4. „vom peinlichsten Lob bis zum bösartigsten Verriß“: Bernhard liest Rezensionen (Frost) 87
    5. „unbeholfener lyrischer Unsinn“: Bernhard redigiert eine Kritik – mit einem Exkurs zu Elias Canetti 95
    6. „ekelhaft ekelhaft ekelhaft“: Kritiken auf der BĂŒhne (Der Ignorant und der Wahnsinnige, Minetti, Über allen Gipfeln ist Ruh) 103
    7. Von der DĂŒrre der Theaterkritik oder: Landwirte und Rezensenten 112
    8. Nur selten ein Sommerhemd: Handke liest Rezensionen 117
    9. Literaturkritik als ‚leeres GeschĂ€ft‘: Handkes Vorarbeiten im Radio 120
    10. „Ihr wart Vollblutschauspieler“:Handke und die Phrasen der Kritik (Publikumsbeschimpfung) 126
    11. „Solche Wörter sollte man euch verbieten“ oder:Erstsprache vs. Zweitsprache 129
    12. Einwenden und Hochhalten: Handkes Rede gegen die Literaturkritik 133
  5. IV „MEIN FEIND IN DEUTSCHLAND“: PETER HANDKE VS. MARCEL REICH-RANICKI 141
    1. Princeton 1966 und die Folgen 141
    2. Poetik und Polemik oder: Das Problem der ‚NatĂŒrlichkeit‘ 150
    3. Die „Àsthetischen Gewissensbisse“ des Peter Handke (Wunschloses UnglĂŒck) 156
    4. Schleichende Eskalation: die 1970er Jahre (Die linkshÀndige Frau, Das Gewicht der Welt) 159
    5. „schiefe Bilder und preziöse Vergleiche“ (Langsame Heimkehr) 170
    6. Die Bestie von Puyloubier (Die Lehre der Sainte-Victoire) 175
    7. Mit Cézanne gegen die Hunde (Die Lehre der Sainte-Victoire) 183
    8. Im Bunde? Reich-Ranicki, Bernhard und Unseld 189
    9. SchnĂŒffeln und Verreißen (Mein Jahr in der Niemandsbucht) 204
    10. Unversöhnt: letzte Gefechte (In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus) 212
  6. V „ES SIND AUCH ANDERE SÄTZE MÖGLICH“: PETER HANDKES GEGENMODELLE ZUR ZEITGENÖSSISCHEN LITERATURKRITIK 221
    1. „Aber ich bin kein Kritiker“ 221
    2. Ein Leseerlebnis beschreiben: Handke rezensiert Hermann Lenz 228
    3. Abenteuergeschichte der LektĂŒre: Handke liest Bernhards Verstörung 239
    4. „Kritik, die zugleich eine Form der Begeisterung ist“: Helmut FĂ€rber 246
    5. „Haben Sie das gehört?“: Wolfgang Bauer, The Beatles, Gert Jonke 251
    6. „wirklich unorthodox“: Handke ĂŒber/mit Ödön von HorvĂĄth 259
    7. Keine Axt fĂŒr das gefrorene Meer in uns: Franz Kafka, Karin Struck 262
    8. Der Autor als Kritiker: ein Rollenkonflikt? 266
  7. VI „ZEITUNGSG’SCHICHT’LN“: THOMAS BERNHARD ALS LITERATURKRITIKER 273
    1. Vor eines Dichters Grab: Johannes Freumbichler 273
    2. „Ich glaube, da liegen die Wurzeln“: Bernhard als Gerichtsreporter 284
    3. „Kanzlist, KoffertrĂ€ger und Kunstkritiker“ 289
    4. „zuchtvoll und klar“: Bernhard als Literaturkritiker im Salzburger Demokratischen Volksblatt 293
    5. Verschweigen und Verzeihen: Bernhard und der „NS-Parnaß“ 305
    6. „Traumfabrik“ und „Ro-Ro-Ro-Kost“: Kino und Taschenbuch 314
    7. Alte Zöpfe, neue Pferde 322
    8. „Was in den guten Jungen nur gefahren sein mag?“: erste Polemiken 329
    9. „Ich kann kein Buch besprechen“: Absagen und Stellvertretungen (Alte Meister, Auslöschung) 333
  8. VII REZENSIONEN, DIE KEINE SIND: KRITIK UND SELBSTKRITIK BEI THOMAS BERNHARD 343
    1. Vorgeschichten einer Polemik: Bernhard vs. Bruno Kreisky 343
    2. Politische Polemik als Literaturkritik (Gerhard Roth, Peter Turrini) 357
    3. „ein wirklicher Dichter“: Kreisky verteidigt Handke 362
    4. The Return of the Critic oder: Ausweitung der Kampfzone 369
    5. Bernhard als Kritiker seiner selbst (Korrektur) 372
    6. Zwischen „Geisteskunst“ und „Selbstkorrektur“: Szenen prekĂ€rer Autorschaft (Korrektur, Am Ortler) 379
    7. Vom „Streben nach eigener Billigung“ (Der Untergeher, Der Theatermacher) 386
  9. VIII KRAFT DURCH FEINDE: EINE ART EPILOG 397
  10. IX DANKSAGUNG 413
  11. X BIBLIOGRAPHIE 415
    1. PrimÀrliteratur und Quellen 415
    2. Literatur- und Kulturtheorie 433
    3. Forschungsliteratur 435
    4. Rezensionen, Presseberichte, Journalistisches 463
    5. Fernsehsendungen, Audiovisuelle Medien, Webpages 469
  12. XI PERSONENREGISTER 471
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