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Strategen im Literaturkampf - Thomas Bernhard, Peter Handke und die Kritik
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Geschichte von Princeton ausfĂŒhrlich dagegen gehalten, ausgespielt.“ 57 In einem offenen Brief an GĂŒnter Grass, im Oktober 1966 in der MĂŒnchner Abend-Zeitung veröffentlicht, hat Handke selbst die EinschĂ€tzung formuliert, dass seine provo- kante Intervention vor der versammelten Riege der deutschen Literaturkritiker der „Beurteilung meiner Arbeiten nur geschadet“ habe, was er freilich nicht auf eine verfehlte ‚Öffentlichkeitsarbeit‘ seinerseits, sondern zuallererst auf einen „Mangel an Differenzierung“ aufseiten der „Kritiker“ zurĂŒckfĂŒhrt.58 TatsĂ€chlich kam ab Mai 1966 kaum eine Besprechung seines DebĂŒtromans ohne einen Hinweis auf Handkes Einmischung bei der ersten Jahrestagung der Gruppe 47 in den Vereinigten Staaten aus: „Den Rezensenten  [
] stand Peter Handkes Princeton-Auftritt farbiger vor Augen als der Roman“, so Adolf Haslinger; „es gelang ihnen nicht, sich bei der LektĂŒre des Werks vom Medien- spektakel um den jungen Romancier freizuspielen.“ 59 Insbesondere seine pau- schale Polemik gegen die ‚Beschreibungsimpotenz‘ der zeitgenössischen Literatur wurde in zahlreichen Besprechungen der Hornissen aufgegriffen und gegen Handkes Roman in Stellung gebracht, dem man nun umso nachdrĂŒcklicher eigene erzĂ€hlerische SchwĂ€chen und Langatmigkeit attestierte. Verhalf die Aufmerksam- keit, die ihm ob des rasch mythisierten Verstoßes gegen die Gruppenregeln zuteil- wurde, Handke einerseits zu einer außergewöhnlichen publizistischen Resonanz, 57 Durzak/Handke: FĂŒr mich ist Literatur auch eine Lebenshaltung (Anm.  50), S.  316. Vgl. dazu Lorenz: Pro domo (Anm.  28), S.  409 f.; Georg Pichler: Die Beschreibung des GlĂŒcks. Peter Handke. Eine Biografie. Wien: Ueberreuter 2002, S.  66 f.; ebenso Hans Höller: Peter Handke. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt 2007, S.  32: „Die Kritik hat sich zunĂ€chst wenig fĂŒr den Roman interessiert. Erst nach Handkes ‚Auftritt‘ in Princeton wurde er in vielen Zeitungen bespro- chen. Der Tenor der Rezensionen: Sprachexperiment, formal ĂŒberanstrengt.“ 58 Peter Handke: Bitte kein Pathos! In: Abend-Zeitung, 22./23. 10. 1966. 59 Adolf Haslinger: „Achtung, Hornissen!“ Zu Peter Handkes frĂŒher Prosa. In: Peter Handke. Die Langsamkeit der Welt. Hg. v. Gerhard Fuchs u. Gerhard Melzer. Graz, Wien: Droschl 1993, S.  95 – 113, hier S.  108; vgl. Terhorst: Die Entstehung literarischen Ruhms (Anm.  53), S.  39 f. u.  46 – 48. Dazu auch Garvin H. C. Perram: Peter Handke. The Dynamics of the Poetics and the Early Narrative Prose. Frankfurt a. M. u. a.: Lang 1992, S.  87: „It would seem that much of the early critical response to Peter Handke’s works was in itself more a response to Handke’s statements on literature at the Princeton conference than an objective response to the works themselves.“  – Vgl. z. B. Josef Laßl: Das Zucken der leblosen Dinge. In: Oberösterreichische Nachrichten, 14. 5. 1966; LĂŒtge: Nein zu Handke (Anm.  21); Hasselblatt: Was man heute Literatur nennt (Anm.  19); Jakov Lind: Zarte Seelen, trockene Texte. In: Der Spiegel, Nr.  29, 11. 7. 1966, S.  79; Helga Meister: EnttĂ€uschte Erwartungen. In: DĂŒsseldorfer Nachrichten, 1. 10. 1966.  – Zehn Jahre spĂ€ter hat Rolf Michaelis: Ohrfeigen fĂŒr das Lieblingskind. Peter Handke und seine Kri- tiker. Eine Beispielsammlung. In: Text + Kritik (31976), H.  24/24a, S.  80 – 96, hier S.  82, konsta- tiert, dass „auch heute noch Kritiker mit der fast immer böswillig ironischen Erinnerung an jene Szene beginnen“, und sich ausgehend davon die Frage gestellt, „auf welchem Niveau sich die dichtungswissenschaftliche oder nur journalistische Beurteilung literarischer Texte hier- zulande bewegt“. Handkes Hornissen nach Princeton 41 © 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1, 1080 Wien https://doi.org/10.7788/9783205212317 | CC BY-NC-ND 4.0
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Strategen im Literaturkampf Thomas Bernhard, Peter Handke und die Kritik
Titel
Strategen im Literaturkampf
Untertitel
Thomas Bernhard, Peter Handke und die Kritik
Autor
Harald Gschwandtner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-21231-7
Abmessungen
15.7 x 23.9 cm
Seiten
482
Schlagwörter
Kulturjournalisten, Literaturkritik, Marcel Reich-Ranicki, Peter Handke, Thomas Bernhard
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. VORWORT 9
  2. I „SCHREIBEN IST EIN FÜNFKAMPF“: EINE ART EINLEITUNG 13
  3. II „ICH KANN MICH DAMIT SCHWER ABFINDEN“:KRITIK DER KRITIK ALS WERKPOLITIK 27
    1. Legitimationen und Strategien 27
    2. EinsprĂŒche gegen die Kritik: eine verbotene Übung (Verstörung) 34
    3. „Über diesen Roman wĂ€ren nicht so viele böse Worte zu verlieren 
“: Handkes Hornissen nach Princeton 39
    4. Fronten, VerbĂŒndete, Kampfbegriffe 49
    5. Ein Buch „rehabilitieren“? (Die Hornissen, Der Hausierer) 55
  4. III UNFREUNDLICHE BETRACHTUNGEN: EINWÄNDE GEGEN DIE LITERATURKRITIK 63
    1. Sehlustfeindliche SchwÀtzer 63
    2. Vom Zeitungswahnsinn bedroht (Wittgensteins Neffe, Nachmittag eines Schriftstellers) 70
    3. „vollkommen humorlos und blöd“: Bernhard und die Literaturkritik 82
    4. „vom peinlichsten Lob bis zum bösartigsten Verriß“: Bernhard liest Rezensionen (Frost) 87
    5. „unbeholfener lyrischer Unsinn“: Bernhard redigiert eine Kritik – mit einem Exkurs zu Elias Canetti 95
    6. „ekelhaft ekelhaft ekelhaft“: Kritiken auf der BĂŒhne (Der Ignorant und der Wahnsinnige, Minetti, Über allen Gipfeln ist Ruh) 103
    7. Von der DĂŒrre der Theaterkritik oder: Landwirte und Rezensenten 112
    8. Nur selten ein Sommerhemd: Handke liest Rezensionen 117
    9. Literaturkritik als ‚leeres GeschĂ€ft‘: Handkes Vorarbeiten im Radio 120
    10. „Ihr wart Vollblutschauspieler“:Handke und die Phrasen der Kritik (Publikumsbeschimpfung) 126
    11. „Solche Wörter sollte man euch verbieten“ oder:Erstsprache vs. Zweitsprache 129
    12. Einwenden und Hochhalten: Handkes Rede gegen die Literaturkritik 133
  5. IV „MEIN FEIND IN DEUTSCHLAND“: PETER HANDKE VS. MARCEL REICH-RANICKI 141
    1. Princeton 1966 und die Folgen 141
    2. Poetik und Polemik oder: Das Problem der ‚NatĂŒrlichkeit‘ 150
    3. Die „Àsthetischen Gewissensbisse“ des Peter Handke (Wunschloses UnglĂŒck) 156
    4. Schleichende Eskalation: die 1970er Jahre (Die linkshÀndige Frau, Das Gewicht der Welt) 159
    5. „schiefe Bilder und preziöse Vergleiche“ (Langsame Heimkehr) 170
    6. Die Bestie von Puyloubier (Die Lehre der Sainte-Victoire) 175
    7. Mit Cézanne gegen die Hunde (Die Lehre der Sainte-Victoire) 183
    8. Im Bunde? Reich-Ranicki, Bernhard und Unseld 189
    9. SchnĂŒffeln und Verreißen (Mein Jahr in der Niemandsbucht) 204
    10. Unversöhnt: letzte Gefechte (In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus) 212
  6. V „ES SIND AUCH ANDERE SÄTZE MÖGLICH“: PETER HANDKES GEGENMODELLE ZUR ZEITGENÖSSISCHEN LITERATURKRITIK 221
    1. „Aber ich bin kein Kritiker“ 221
    2. Ein Leseerlebnis beschreiben: Handke rezensiert Hermann Lenz 228
    3. Abenteuergeschichte der LektĂŒre: Handke liest Bernhards Verstörung 239
    4. „Kritik, die zugleich eine Form der Begeisterung ist“: Helmut FĂ€rber 246
    5. „Haben Sie das gehört?“: Wolfgang Bauer, The Beatles, Gert Jonke 251
    6. „wirklich unorthodox“: Handke ĂŒber/mit Ödön von HorvĂĄth 259
    7. Keine Axt fĂŒr das gefrorene Meer in uns: Franz Kafka, Karin Struck 262
    8. Der Autor als Kritiker: ein Rollenkonflikt? 266
  7. VI „ZEITUNGSG’SCHICHT’LN“: THOMAS BERNHARD ALS LITERATURKRITIKER 273
    1. Vor eines Dichters Grab: Johannes Freumbichler 273
    2. „Ich glaube, da liegen die Wurzeln“: Bernhard als Gerichtsreporter 284
    3. „Kanzlist, KoffertrĂ€ger und Kunstkritiker“ 289
    4. „zuchtvoll und klar“: Bernhard als Literaturkritiker im Salzburger Demokratischen Volksblatt 293
    5. Verschweigen und Verzeihen: Bernhard und der „NS-Parnaß“ 305
    6. „Traumfabrik“ und „Ro-Ro-Ro-Kost“: Kino und Taschenbuch 314
    7. Alte Zöpfe, neue Pferde 322
    8. „Was in den guten Jungen nur gefahren sein mag?“: erste Polemiken 329
    9. „Ich kann kein Buch besprechen“: Absagen und Stellvertretungen (Alte Meister, Auslöschung) 333
  8. VII REZENSIONEN, DIE KEINE SIND: KRITIK UND SELBSTKRITIK BEI THOMAS BERNHARD 343
    1. Vorgeschichten einer Polemik: Bernhard vs. Bruno Kreisky 343
    2. Politische Polemik als Literaturkritik (Gerhard Roth, Peter Turrini) 357
    3. „ein wirklicher Dichter“: Kreisky verteidigt Handke 362
    4. The Return of the Critic oder: Ausweitung der Kampfzone 369
    5. Bernhard als Kritiker seiner selbst (Korrektur) 372
    6. Zwischen „Geisteskunst“ und „Selbstkorrektur“: Szenen prekĂ€rer Autorschaft (Korrektur, Am Ortler) 379
    7. Vom „Streben nach eigener Billigung“ (Der Untergeher, Der Theatermacher) 386
  9. VIII KRAFT DURCH FEINDE: EINE ART EPILOG 397
  10. IX DANKSAGUNG 413
  11. X BIBLIOGRAPHIE 415
    1. PrimÀrliteratur und Quellen 415
    2. Literatur- und Kulturtheorie 433
    3. Forschungsliteratur 435
    4. Rezensionen, Presseberichte, Journalistisches 463
    5. Fernsehsendungen, Audiovisuelle Medien, Webpages 469
  12. XI PERSONENREGISTER 471
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