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Strategen im Literaturkampf - Thomas Bernhard, Peter Handke und die Kritik
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Federspiel, Fritz Rudolf Fries, Wolfgang Koeppen und Wolf Wondratschek als Beispiel fĂŒr das Jahr 1969 in der Anthologie Verteidigung der Zukunft abgedruckt. In die um einige Texte erweiterte Neuauflage von 1975 nahm Reich-Ranicki Hand- kes ErzĂ€hlung erneut auf.230 In der dritten, erneut um die aktuellen JahrgĂ€nge ergĂ€nzten Ausgabe von 1980 jedoch fehlt Handkes ErzĂ€hlung als einziger Text der frĂŒheren Ausgaben: WĂ€hrend alle anderen BeitrĂ€ge der 1960er Jahre in der gleichen Reihenfolge enthalten sind, wurde lediglich Handkes Das Umfallen der Kegel von einer bĂ€uerlichen Kegelbahn kommentarlos gestrichen; auf Fries’ Der Seeweg nach Indien folgt nun direkt Wondratscheks Off limits, die Paginierung verschiebt sich fĂŒr die anschließenden Texte entsprechend der LĂ€nge der getilg- ten Handke-ErzĂ€hlung um zehn Seiten.231 Der Autor scheint fĂŒr den Kritiker zu diesem Zeitpunkt, also noch eindeutig vor der Publikation der Puyloubier-Epi- sode, lĂ€ngst zu einer veritablen persona non grata geworden zu sein; wĂ€hrend Reich-Ranicki andere Autoren, mit denen er im Clinch lag,232 sogar neu in die Anthologie aufnahm, versuchte er gegen seinen Intimfeind Handke durch einen Akt demonstrativer De-Kanonisierung vorzugehen. Anfang der 1980er Jahre griff der Konflikt zwischen Handke und Reich- Ranicki schließlich auch auf das VerhĂ€ltnis des Autors zu seinem Verleger ĂŒber. Handke hatte Siegfried Unseld schon im MĂ€rz 1980, noch wĂ€hrend der Arbeit an der Lehre der Sainte-Victoire, wie beilĂ€ufig angedeutet, er habe „in den letzten Monaten viel ĂŒber das VerhĂ€ltnis des Verlags zu seinem Autor“ nachgedacht: „Wir werden vielleicht darĂŒber reden.“ 233 In seinem Reisebericht vom 5./6.  April des Jahres hĂ€lt Unseld schließlich einen heftigen Wutausbruch seines Autors in einem Salzburger Restaurant fest: 230 Vgl. Peter Handke: Das Umfallen der Kegel von einer bĂ€uerlichen Kegelbahn. In: Verteidigung der Zukunft. Deutsche Geschichten seit 1960. Hg. v. Marcel Reich-Ranicki. MĂŒnchen, ZĂŒrich: Piper 21975, S.  358 – 368. Zum Abdruck von Handkes ErzĂ€hlung in diversen Anthologien vgl. Clemens Özelt: Durch die Lupe? Peter Handkes Kurzprosa (Noch einmal fĂŒr Thukydides, BegrĂŒ- ßung des Aufsichtsrats). In: Schreiben als Weltentdeckung. Neue Perspektiven der Handke-For- schung. Hg. v. Anna Estermann u. Hans Höller. Wien: Passagen 2014, S.  73 – 95, hier S.  83 u.  93 f. 231 In den Angaben am Ende des Bandes findet sich dazu folgende, einen wesentlichen redaktionel- len Akt aussparende Information: „Die zuerst 1972 veröffentlichte Anthologie Verteidigung der Zukunft erschien 1975 in einer ergĂ€nzten Ausgabe (damals kamen die Geschichten fĂŒr die Jahr- gĂ€nge 1973, 1974 und 1975 hinzu) und wird jetzt abermals erweitert. FĂŒr die JahrgĂ€nge 1976 bis 1980 wurden die Geschichten von Hugo Dittberner, Renate Schostack, Hans Joachim SchĂ€dlich, Hermann Burger, Hans J. Fröhlich und Jurek Becker hinzugefĂŒgt. / Frankfurt/M., im April 1980“ (Verteidigung der Zukunft. Deutsche Geschichten 1960 – 1980. Hg. v. Marcel Reich-Ranicki. MĂŒnchen: dtv 1980, S.  532). Im Impressum ist „Juni 1980“ als Erscheinungsdatum angegeben. 232 Vgl. Hermann Kinder: Schweine-Bande. In: Text + Kritik (1988), H.  100, S.  30 – 36, hier S.  32 f. 233 Handke an Unseld, 22. 3. 1980. In: Handke/Unseld: Der Briefwechsel (Anm.  60), S.  393. Dazu Unseld im Reisebericht, 5./6.  April 1980: „Das mußte ein Alarmsignal sein und war wohl auch so gemeint.“ (Ebd., S.  397) „Mein Feind in Deutschland“: Peter Handke vs. Marcel Reich-Ranicki190 © 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1, 1080 Wien https://doi.org/10.7788/9783205212317 | CC BY-NC-ND 4.0
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Strategen im Literaturkampf Thomas Bernhard, Peter Handke und die Kritik
Titel
Strategen im Literaturkampf
Untertitel
Thomas Bernhard, Peter Handke und die Kritik
Autor
Harald Gschwandtner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-21231-7
Abmessungen
15.7 x 23.9 cm
Seiten
482
Schlagwörter
Kulturjournalisten, Literaturkritik, Marcel Reich-Ranicki, Peter Handke, Thomas Bernhard
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. VORWORT 9
  2. I „SCHREIBEN IST EIN FÜNFKAMPF“: EINE ART EINLEITUNG 13
  3. II „ICH KANN MICH DAMIT SCHWER ABFINDEN“:KRITIK DER KRITIK ALS WERKPOLITIK 27
    1. Legitimationen und Strategien 27
    2. EinsprĂŒche gegen die Kritik: eine verbotene Übung (Verstörung) 34
    3. „Über diesen Roman wĂ€ren nicht so viele böse Worte zu verlieren 
“: Handkes Hornissen nach Princeton 39
    4. Fronten, VerbĂŒndete, Kampfbegriffe 49
    5. Ein Buch „rehabilitieren“? (Die Hornissen, Der Hausierer) 55
  4. III UNFREUNDLICHE BETRACHTUNGEN: EINWÄNDE GEGEN DIE LITERATURKRITIK 63
    1. Sehlustfeindliche SchwÀtzer 63
    2. Vom Zeitungswahnsinn bedroht (Wittgensteins Neffe, Nachmittag eines Schriftstellers) 70
    3. „vollkommen humorlos und blöd“: Bernhard und die Literaturkritik 82
    4. „vom peinlichsten Lob bis zum bösartigsten Verriß“: Bernhard liest Rezensionen (Frost) 87
    5. „unbeholfener lyrischer Unsinn“: Bernhard redigiert eine Kritik – mit einem Exkurs zu Elias Canetti 95
    6. „ekelhaft ekelhaft ekelhaft“: Kritiken auf der BĂŒhne (Der Ignorant und der Wahnsinnige, Minetti, Über allen Gipfeln ist Ruh) 103
    7. Von der DĂŒrre der Theaterkritik oder: Landwirte und Rezensenten 112
    8. Nur selten ein Sommerhemd: Handke liest Rezensionen 117
    9. Literaturkritik als ‚leeres GeschĂ€ft‘: Handkes Vorarbeiten im Radio 120
    10. „Ihr wart Vollblutschauspieler“:Handke und die Phrasen der Kritik (Publikumsbeschimpfung) 126
    11. „Solche Wörter sollte man euch verbieten“ oder:Erstsprache vs. Zweitsprache 129
    12. Einwenden und Hochhalten: Handkes Rede gegen die Literaturkritik 133
  5. IV „MEIN FEIND IN DEUTSCHLAND“: PETER HANDKE VS. MARCEL REICH-RANICKI 141
    1. Princeton 1966 und die Folgen 141
    2. Poetik und Polemik oder: Das Problem der ‚NatĂŒrlichkeit‘ 150
    3. Die „Àsthetischen Gewissensbisse“ des Peter Handke (Wunschloses UnglĂŒck) 156
    4. Schleichende Eskalation: die 1970er Jahre (Die linkshÀndige Frau, Das Gewicht der Welt) 159
    5. „schiefe Bilder und preziöse Vergleiche“ (Langsame Heimkehr) 170
    6. Die Bestie von Puyloubier (Die Lehre der Sainte-Victoire) 175
    7. Mit Cézanne gegen die Hunde (Die Lehre der Sainte-Victoire) 183
    8. Im Bunde? Reich-Ranicki, Bernhard und Unseld 189
    9. SchnĂŒffeln und Verreißen (Mein Jahr in der Niemandsbucht) 204
    10. Unversöhnt: letzte Gefechte (In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus) 212
  6. V „ES SIND AUCH ANDERE SÄTZE MÖGLICH“: PETER HANDKES GEGENMODELLE ZUR ZEITGENÖSSISCHEN LITERATURKRITIK 221
    1. „Aber ich bin kein Kritiker“ 221
    2. Ein Leseerlebnis beschreiben: Handke rezensiert Hermann Lenz 228
    3. Abenteuergeschichte der LektĂŒre: Handke liest Bernhards Verstörung 239
    4. „Kritik, die zugleich eine Form der Begeisterung ist“: Helmut FĂ€rber 246
    5. „Haben Sie das gehört?“: Wolfgang Bauer, The Beatles, Gert Jonke 251
    6. „wirklich unorthodox“: Handke ĂŒber/mit Ödön von HorvĂĄth 259
    7. Keine Axt fĂŒr das gefrorene Meer in uns: Franz Kafka, Karin Struck 262
    8. Der Autor als Kritiker: ein Rollenkonflikt? 266
  7. VI „ZEITUNGSG’SCHICHT’LN“: THOMAS BERNHARD ALS LITERATURKRITIKER 273
    1. Vor eines Dichters Grab: Johannes Freumbichler 273
    2. „Ich glaube, da liegen die Wurzeln“: Bernhard als Gerichtsreporter 284
    3. „Kanzlist, KoffertrĂ€ger und Kunstkritiker“ 289
    4. „zuchtvoll und klar“: Bernhard als Literaturkritiker im Salzburger Demokratischen Volksblatt 293
    5. Verschweigen und Verzeihen: Bernhard und der „NS-Parnaß“ 305
    6. „Traumfabrik“ und „Ro-Ro-Ro-Kost“: Kino und Taschenbuch 314
    7. Alte Zöpfe, neue Pferde 322
    8. „Was in den guten Jungen nur gefahren sein mag?“: erste Polemiken 329
    9. „Ich kann kein Buch besprechen“: Absagen und Stellvertretungen (Alte Meister, Auslöschung) 333
  8. VII REZENSIONEN, DIE KEINE SIND: KRITIK UND SELBSTKRITIK BEI THOMAS BERNHARD 343
    1. Vorgeschichten einer Polemik: Bernhard vs. Bruno Kreisky 343
    2. Politische Polemik als Literaturkritik (Gerhard Roth, Peter Turrini) 357
    3. „ein wirklicher Dichter“: Kreisky verteidigt Handke 362
    4. The Return of the Critic oder: Ausweitung der Kampfzone 369
    5. Bernhard als Kritiker seiner selbst (Korrektur) 372
    6. Zwischen „Geisteskunst“ und „Selbstkorrektur“: Szenen prekĂ€rer Autorschaft (Korrektur, Am Ortler) 379
    7. Vom „Streben nach eigener Billigung“ (Der Untergeher, Der Theatermacher) 386
  9. VIII KRAFT DURCH FEINDE: EINE ART EPILOG 397
  10. IX DANKSAGUNG 413
  11. X BIBLIOGRAPHIE 415
    1. PrimÀrliteratur und Quellen 415
    2. Literatur- und Kulturtheorie 433
    3. Forschungsliteratur 435
    4. Rezensionen, Presseberichte, Journalistisches 463
    5. Fernsehsendungen, Audiovisuelle Medien, Webpages 469
  12. XI PERSONENREGISTER 471
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