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Strategen im Literaturkampf - Thomas Bernhard, Peter Handke und die Kritik
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Paperback-Ausgabe in den Suhrkamp Verlag ĂŒbernommen werden  –, „selbstver- stĂ€ndlich in einem gesonderten Band, den Kampf mit der Kritik aufzunehmen“.36 Unselds Vorschlag, man könne auf diese Weise „Kritiker Kritiker kritisieren lassen“,37 um damit „andere kritische Kriterien“ ins Spiel zu bringen,38 konnte der Autor allerdings wenig abgewinnen. Einen „Kommentarband“ 39 oder einen „Kritikeraufsatz“ hielt er in seinen beiden Antwortbriefen an Unseld ausdrĂŒck- lich nicht fĂŒr die geeignete Form der Erwiderung: „Vielleicht kann ich statt des- sen fĂŒrs Taschenbuch eine kurze, unpolemische Vorbemerkung hinzufĂŒgen  – zumal ich inzwischen, durch viele Reaktionen (und deren IntensitĂ€t) bestĂ€rkt, meiner (jedenfalls dieser) Sache recht sicher geworden bin.“ 40 Handke wollte die Verteidigung seiner Poetik demnach nicht anderen Kritikern ĂŒbertragen (sollten diese ihm auch wohlgesinnt sein 41), sondern selbst, „bestĂ€rkt“ durch den Zuspruch vieler Leserinnen und Leser, aber auch angestachelt durch das UnverstĂ€ndnis weiter Teile der Literaturkritik, tĂ€tig werden: „Habe ich“, heißt es in der im Laufe der vorliegenden Studie bereits zitierten Notiz aus der Geschichte des Bleistifts (1982), deren Niederschrift in diese Zeit fĂ€llt, „nicht seit jeher erst gegen die anderen gewußt, wer ich bin?“ 42 Im „Universum“ des literarischen Feldes, „in dem“  – mit Pierre Bourdieu gesprochen  – „existieren differenzieren 36 Siegfried Unseld an Peter Handke, 6. 1. 1978. In: P. H./S. U.: Der Briefwechsel. Hg. v. Raimund Fellinger u. Katharina Pektor. Berlin: Suhrkamp 2012, S.  333. 37 Ebd. 38 Unseld an Handke, 30. 1. 1978. In: ebd., S.  335. 39 Handke an Unseld, 3. 2. 1978. In: ebd., S.  338. 40 Handke an Unseld, 17. 1. 1978. In: ebd., S.  334. Zugleich hat Handke in diesen Jahren auch seine Verletzlichkeit im Hinblick auf negative Kritiken betont, so etwa in einem 1979 auf Englisch gefĂŒhrten Interview: „I believe that to receive no encouragement but to be portrayed always as an enemy is very, very damaging to this good creative impulse which a writer needs. This crea- tive impulse is the most valuable thing which one can have; that is all I know.“ (June Schlueter: An Interview with Peter Handke. [1979] In: Studies in 20th Century Literature 4 (1980), H.  1, S.  63 – 73, hier S.  72) 41 Er habe, so Handke wenig spĂ€ter, durchaus „sehr schöne, herzerwĂ€rmende, d. h. genau teilneh- mende Kritiken“ von Das Gewicht der Welt gelesen, was an seiner Ablehnung des ‚Begleit- bandes‘ aber allem Anschein nach wenig Ă€nderte (Handke an Unseld, 3. 2. 1978. In: ebd., S.  338). Zu den positiven Rezensionen zĂ€hlte etwa die Besprechung von Sigrid Löffler: Die Wahrnehmungshölle des Peter Handke. In: profil, Nr.  39, 27. 9. 1977, S.  53 – 54; auch der einst scharfe Handke-Kritiker Hans Christoph Buch zeigte sich angesichts von Das Gewicht der Welt ĂŒberraschend freundlich: „Kein Zweifel: diese Aufzeichnungen aus den Jahren 1975 bis 1977, eine Mischung aus Arbeitsjournal und intimem Tagebuch, gehören zum Besten und Schönsten, was derzeit in deutscher Sprache zu lesen ist.“ (Hans Christoph Buch: Der voll- kommene Schauspieler. Über Peter Handke: Das Gewicht der Welt. In: Der Spiegel, Nr.  37, 5. 9. 1977, S.  197 – 201, hier S.  197) 42 Peter Handke: Die Geschichte des Bleistifts. Salzburg, Wien: Residenz 1982, S.  156. Kraft durch Feinde: Eine Art Epilog 407 © 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1, 1080 Wien https://doi.org/10.7788/9783205212317 | CC BY-NC-ND 4.0
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Strategen im Literaturkampf Thomas Bernhard, Peter Handke und die Kritik
Titel
Strategen im Literaturkampf
Untertitel
Thomas Bernhard, Peter Handke und die Kritik
Autor
Harald Gschwandtner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-21231-7
Abmessungen
15.7 x 23.9 cm
Seiten
482
Schlagwörter
Kulturjournalisten, Literaturkritik, Marcel Reich-Ranicki, Peter Handke, Thomas Bernhard
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. VORWORT 9
  2. I „SCHREIBEN IST EIN FÜNFKAMPF“: EINE ART EINLEITUNG 13
  3. II „ICH KANN MICH DAMIT SCHWER ABFINDEN“:KRITIK DER KRITIK ALS WERKPOLITIK 27
    1. Legitimationen und Strategien 27
    2. EinsprĂŒche gegen die Kritik: eine verbotene Übung (Verstörung) 34
    3. „Über diesen Roman wĂ€ren nicht so viele böse Worte zu verlieren 
“: Handkes Hornissen nach Princeton 39
    4. Fronten, VerbĂŒndete, Kampfbegriffe 49
    5. Ein Buch „rehabilitieren“? (Die Hornissen, Der Hausierer) 55
  4. III UNFREUNDLICHE BETRACHTUNGEN: EINWÄNDE GEGEN DIE LITERATURKRITIK 63
    1. Sehlustfeindliche SchwÀtzer 63
    2. Vom Zeitungswahnsinn bedroht (Wittgensteins Neffe, Nachmittag eines Schriftstellers) 70
    3. „vollkommen humorlos und blöd“: Bernhard und die Literaturkritik 82
    4. „vom peinlichsten Lob bis zum bösartigsten Verriß“: Bernhard liest Rezensionen (Frost) 87
    5. „unbeholfener lyrischer Unsinn“: Bernhard redigiert eine Kritik – mit einem Exkurs zu Elias Canetti 95
    6. „ekelhaft ekelhaft ekelhaft“: Kritiken auf der BĂŒhne (Der Ignorant und der Wahnsinnige, Minetti, Über allen Gipfeln ist Ruh) 103
    7. Von der DĂŒrre der Theaterkritik oder: Landwirte und Rezensenten 112
    8. Nur selten ein Sommerhemd: Handke liest Rezensionen 117
    9. Literaturkritik als ‚leeres GeschĂ€ft‘: Handkes Vorarbeiten im Radio 120
    10. „Ihr wart Vollblutschauspieler“:Handke und die Phrasen der Kritik (Publikumsbeschimpfung) 126
    11. „Solche Wörter sollte man euch verbieten“ oder:Erstsprache vs. Zweitsprache 129
    12. Einwenden und Hochhalten: Handkes Rede gegen die Literaturkritik 133
  5. IV „MEIN FEIND IN DEUTSCHLAND“: PETER HANDKE VS. MARCEL REICH-RANICKI 141
    1. Princeton 1966 und die Folgen 141
    2. Poetik und Polemik oder: Das Problem der ‚NatĂŒrlichkeit‘ 150
    3. Die „Àsthetischen Gewissensbisse“ des Peter Handke (Wunschloses UnglĂŒck) 156
    4. Schleichende Eskalation: die 1970er Jahre (Die linkshÀndige Frau, Das Gewicht der Welt) 159
    5. „schiefe Bilder und preziöse Vergleiche“ (Langsame Heimkehr) 170
    6. Die Bestie von Puyloubier (Die Lehre der Sainte-Victoire) 175
    7. Mit Cézanne gegen die Hunde (Die Lehre der Sainte-Victoire) 183
    8. Im Bunde? Reich-Ranicki, Bernhard und Unseld 189
    9. SchnĂŒffeln und Verreißen (Mein Jahr in der Niemandsbucht) 204
    10. Unversöhnt: letzte Gefechte (In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus) 212
  6. V „ES SIND AUCH ANDERE SÄTZE MÖGLICH“: PETER HANDKES GEGENMODELLE ZUR ZEITGENÖSSISCHEN LITERATURKRITIK 221
    1. „Aber ich bin kein Kritiker“ 221
    2. Ein Leseerlebnis beschreiben: Handke rezensiert Hermann Lenz 228
    3. Abenteuergeschichte der LektĂŒre: Handke liest Bernhards Verstörung 239
    4. „Kritik, die zugleich eine Form der Begeisterung ist“: Helmut FĂ€rber 246
    5. „Haben Sie das gehört?“: Wolfgang Bauer, The Beatles, Gert Jonke 251
    6. „wirklich unorthodox“: Handke ĂŒber/mit Ödön von HorvĂĄth 259
    7. Keine Axt fĂŒr das gefrorene Meer in uns: Franz Kafka, Karin Struck 262
    8. Der Autor als Kritiker: ein Rollenkonflikt? 266
  7. VI „ZEITUNGSG’SCHICHT’LN“: THOMAS BERNHARD ALS LITERATURKRITIKER 273
    1. Vor eines Dichters Grab: Johannes Freumbichler 273
    2. „Ich glaube, da liegen die Wurzeln“: Bernhard als Gerichtsreporter 284
    3. „Kanzlist, KoffertrĂ€ger und Kunstkritiker“ 289
    4. „zuchtvoll und klar“: Bernhard als Literaturkritiker im Salzburger Demokratischen Volksblatt 293
    5. Verschweigen und Verzeihen: Bernhard und der „NS-Parnaß“ 305
    6. „Traumfabrik“ und „Ro-Ro-Ro-Kost“: Kino und Taschenbuch 314
    7. Alte Zöpfe, neue Pferde 322
    8. „Was in den guten Jungen nur gefahren sein mag?“: erste Polemiken 329
    9. „Ich kann kein Buch besprechen“: Absagen und Stellvertretungen (Alte Meister, Auslöschung) 333
  8. VII REZENSIONEN, DIE KEINE SIND: KRITIK UND SELBSTKRITIK BEI THOMAS BERNHARD 343
    1. Vorgeschichten einer Polemik: Bernhard vs. Bruno Kreisky 343
    2. Politische Polemik als Literaturkritik (Gerhard Roth, Peter Turrini) 357
    3. „ein wirklicher Dichter“: Kreisky verteidigt Handke 362
    4. The Return of the Critic oder: Ausweitung der Kampfzone 369
    5. Bernhard als Kritiker seiner selbst (Korrektur) 372
    6. Zwischen „Geisteskunst“ und „Selbstkorrektur“: Szenen prekĂ€rer Autorschaft (Korrektur, Am Ortler) 379
    7. Vom „Streben nach eigener Billigung“ (Der Untergeher, Der Theatermacher) 386
  9. VIII KRAFT DURCH FEINDE: EINE ART EPILOG 397
  10. IX DANKSAGUNG 413
  11. X BIBLIOGRAPHIE 415
    1. PrimÀrliteratur und Quellen 415
    2. Literatur- und Kulturtheorie 433
    3. Forschungsliteratur 435
    4. Rezensionen, Presseberichte, Journalistisches 463
    5. Fernsehsendungen, Audiovisuelle Medien, Webpages 469
  12. XI PERSONENREGISTER 471
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