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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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68 Imperium, Nation und Katholizismus schloss mit Kroatien ein Jahr nach dem österreichisch-ungarischen Aus- gleich einen anderen Ausgleich (magyar-horvát kiegyezés / hrvatsko-ugarska nagodba; 1868), der den Ländern Kroatien und Slawonien eine gewisse Auto- nomie in den inneren Angelegenheiten, der Justiz-, Religions- bzw. Bildungs- politik zuerkannte.51 Dem Land stand der vom ungarischen Ministerpräsi- denten vorgeschlagene Banus (bán / ban) vor. In der ungarischen Regierung wurde ein eigener Minister für die Angelegenheiten Kroatiens und Slawoni- ens beauftragt.52 Der verfassungsrechtliche Status von Kroatien ließ sich jedoch unter- schiedlich auslegen.53 Auch in der damaligen rechtswissenschaftlichen Lite- ratur entbrannte ein Streit zwischen dem berühmten deutschen Juristen, Georg Jellinek, und dem Zagreber Staatsrechtler, Josip Pliverić, bezüglich der Frage, ob Kroatien ein eigenes Land wäre.54 Pliverić versuchte, den deutschen Rechtsgelehrten Jellinek davon zu überzeugen, dass Kroatien als ein eigener Staat mit Ungarn einen Ausgleich geschlossen hätte. Nach dieser Auffassung wäre die Donaumonarchie nicht dualistisch, sondern trialistisch gewesen: österreichisch, ungarisch und kroatisch. Georg Jellinek widerlegte aber diese These: Kroatien sei ein autonomer Teil des ungarischen Staates.55 Darüber, auf welcher Basis sich eine kroatische Staatlichkeit hätte formulieren sol- len, gingen die Meinungen auch in Kroatien auseinander: Dies hing damit 51 Zur Verfassungsgeschichte des ungarisch-kroatischen Ausgleichs siehe  u. a. László Heka, A magyar-horvát államközösség alkotmány- és jogtörténete [Die Verfassungs- und Rechtsgeschichte der ungarisch-kroatischen Staatsgemeinschaft], Szeged 2004, S.  167ff.; Dalibor Čepulo / Mirela Krešić, Hrvatsko-ugarska nagodba. Institucije i stvarnost [Kroatisch-ungarischer Ausgleich. Institutionen und Wirklichkeit], in: Dinko Šokćević [Dénes Sokcsevits] (Hg.), »Mint nemzet a nemzettel…«. Tudomán- yos konferencia a magyar-horvát kiegyezés 140. évfordulója emlékére / »Kao narod s narodom...« Konferencija u spomen 140. obljetnici Hrvatsko-ugarske nagodbe [»Als Nation mit der Nation  …« Wissenschaftliche Konferenz anlässlich des 140. Jubi- läums des ungarisch-kroatischen Ausgleiches], Budapest 2011, S.  141–155; Daniel Baric, Entre construction juridique, tensions nationales et modernisation. Le com- promis hungaro-croate de 1868, in: Jean-Numa Ducange / Jacques Lajarrige (Hg.), L’ empire austro-hongrois. Les enjeux de la présence allemande en Europe centrale (1867–1918), in: Austriaca 73 (2011), S.  31–48; sowie Ivan Kosnica, Das Problem der Staatsbürgerschaft in Kroatien und Slawonien im Ausgleichszeitraum (1868–1918), in: Gábor Máthé / Barna Mezey (Hg.), Kroatisch-ungarische öffentlich-rechtliche Verhältnisse zur Zeit der Doppelmonarchie, Budapest 2015, S.  188ff. 52 Der Titel des Ministers lautete offiziell »Minister für die kroatischen, slawonischen und dalmatinischen Angelegenheiten«, weil Ungarn aufgrund historischer Staats- rechte auch Dalmatien für sich beanspruchte. 53 Mirjana Gross, Anfänge des modernen Kroatien, Wien  u. a. 1993, S.  117. 54 Georg Jellinek / Josip Pliverić, Das rechtliche Verhältnis Kroatiens zu Ungarn, Agram [Zagreb] 1885. 55 Zur Problematik der pseudo-staatlichen Strukturen siehe Georg Jellinek, Über Staatsfragmente, Heidelberg 1896, S.  35–46.
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Titel
Umkämpfte Kirche
Untertitel
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Autor
Péter Techet
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Abmessungen
15.9 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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