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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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73Katholizismus und Nation Vielfältigkeit versprachen, auf allen Ebenen des Reiches verbreitet waren.77 Der universale Katholizismus stützte in diesem Sinne die ebenso universale Reichsidee bis zum Ende der Donaumonarchie.78 Die katholische Religion  – als eine nicht national gebundene Religion  – bot den Gläubigen unterschied- licher Nationalität eine gemeinsame Identifizierungsmöglichkeit.79 Es gab zwar kein einheitliches Staatsvolk  – aber eine katholische Dynastie, gegen- über der sich die katholischen Völker (schon aus religiösen Gründen) loyal verhalten konnten.80 Die Habsburger konnten den Anspruch einer nationa- len Dynastie im Interesse eines einzigen Volkes nicht erheben. Deswegen for- mulierte Wien den traditionellen, dynastischen Patriotismus als Loyalitäts- basis, die über die nationalen Differenzen hinaus verbindend  wirkte.81 Im Mittelpunkt dieses Patriotismus stand der religiös aufgeladene Kult um die Dynastie.82 Die Religionen stellten insofern eine wichtige Legitimati- onsbasis für die Dynastie und das Reich dar. Nicht nur in den katholischen, sondern auch in den protestantischen, orthodoxen Kirchen, muslimischen Moscheen und jüdischen Synagogen wurde für die katholische Dynastie gebetet. Wie Joseph Roth in seinem Radetzkymarsch schrieb: »Und hundert- tausendmal verstreut im ganzen weiten Reich war der Kaiser Franz Joseph, allgegenwärtig unter seinen Untertanen wie Gott in der Welt.«83 Kaiser und König Franz Joseph  I. stand dabei nicht mehr als ein katholischer, sondern als ein allgemein religiöser Monarch da, mit dem sich die unterschiedlichen Religionsgruppen identifizieren konnten.84 Die Religion konnte als (wenn auch nicht ausschließliche) Legitima- tionsbasis nicht nur für das Imperium  – dem die Staatsnation als Legiti- mationsbezug fehlte  –, sondern auch für die Nationsbewegungen  – denen 77 Johannes Feichtinger, Habsburg (post-)colonial. Anmerkungen zur inneren Kolo- nialisierung in Zentraleuropa, in: Ders.  u. a. (Hg.), Habsburg postcolonial. Macht- strukturen und kollektives Gedächtnis, Innsbruck  u. a. 2003, S.  13–31, hier S.  15. 78 Gottsmann, Rom und die nationalen Katholizismen, S.  9. 79 James Shedel, Emperor, Church, and People. Religion and Dynastic Loyalty during the Golden Jubilee of Franz Joseph, in: The Catholic Historical Review 76 (1990), S.  71–92, hier S.  74. 80 John W. Boyer, Religion and Political Development in Central Europe around 1900. A  View from Vienna, in: Austrian History Yearbook  25 (1994), S.  13–57, hier S.  13. 81 Daniel L. Unowsky, Dynastic Symbolism and Popular Patriotism. Monarchy and Dynasty in the Late Imperial Austria, in: Hirschhausen / Leonhard (Hg.), Comparing Empires, S.  237–265, hier S.  239. 82 Laurence Cole, Der Habsburger-Mythos, in: Emil Brix  u. a. (Hg.), Memoria Austriae  I. Menschen, Mythen, Zeiten, Wien 2004, S.  472–504, hier S.  474f. 83 Zitiert nach der Ausgabe: Joseph Roth, Radetzkymarsch, Zürich 2010, S.  102. 84 Über die Wichtigkeit der omnipräsenten Figur des streng gläubigen Franz Joseph  I. siehe  u. a. Michaela Vocelka / Karl Vocelka, Franz Joseph  I. Kaiser von Österreich und König von Ungarn. 1830–1916. Eine Biographie, München 2015, S.  9ff.
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Titel
Umkämpfte Kirche
Untertitel
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Autor
Péter Techet
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Abmessungen
15.9 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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