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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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124 Österreichisches Küstenland Der Triestiner Bischof, der auf Glavina folgte, Andrej Marija Šterk,  – der sich in einem Hirtenbrief als »weder italienischer noch slawischer noch deutscher, sondern ausschließlich katholischer Bischof« bezeichnete159  – beklagte 1898 in seinem Brief an den Wiener Nuntius, Emidio Taliani, dass einige Priester leider nicht mehr Gott, sondern die Nation anhimmeln würden: »Ihr Gott ist die Nation.«160 Eine solche nationale Positionierung schadete der katholi- schen Kirche. Nicht zufällig gerieten nationalistisch eingestellte Priester, wie in den einzelnen Fallbeispielen zu sehen war, mit der kirchlichen Obrigkeit und ihren jeweiligen Bischöfen, egal welcher Nationalität sie angehörten, in  Konflikt. Die nationalistischen Tendenzen verurteilte auch der Bischof von Veg- lia / Krk, Antun Mahnič, in alle Richtungen, egal ob »in Nerezine [Neresine] die sog. »italienische« Partei« oder »in Veglia [Krk] oder Lussinpiccolo [Mali Lošinj] die kroatische Partei« dahinter stünden.161 Er wusste, dass diese Parteien nicht mit der ethnisch-sprachlichen Zugehörigkeit gleichzusetzen waren: Sie waren nationalistische Parteien, deren Ziele notwendigerweise jenen der kirchlichen Obrigkeit entgegenliefen. Die kirchliche Obrigkeit wollte den nationalistischen Akteuren, auch wenn sie Priester waren, den kirchlichen Raum nicht überlassen. Bischof Mahnič machte in diesem Sinne den Wiener Nuntius Emidio Taliani, der den bischöflichen Erzählungen bezüglich der innerkirchlichen Konflikte keinen Glauben schenkte, darauf aufmerksam, dass die katholische Kirche vor Ort von allen nationalistischen Seiten, von »italienischen« wie auch »südslawischen«, herausgefordert und bekämpft werde: »Mons Flapp, der Bischof von Pola [Pula] und Parenzo [Poreč] ist von den Slawen gehasst, der Bischof von Triest [Mons. Šterk] ist von den Italienern gehasst und verfolgt…«162 Bischof Mahnič verstand sich und die Kirche infolgedessen nicht als »Täter«, sondern vielmehr als »Opfer« der »Nationalitätenkonflikte«. In diesem Sinne verurteilte der Triestiner Bischof Franz Xaver Nagl im  Februar 1903 mit einem Hirtenbrief an die Gläubigen den exklusiven (Sprach-)Nationalismus, der auch innerhalb der Kirche, unter einigen Priester und Kirchgängern, anzutreffen war: 159 Hirtenbrief vom Bischof Šterk (8.  April 1898), in: AAV, ANV, b.  692, fasc.  7 (XIII), fol.  199f. [übersetzt aus dem Italienischen von mir]. 160 Brief vom Bischof Šterk an Taliani (4.  April 1898), in: Ebd., fol.  181ff. [übersetzt aus dem Italienischen von mir]. 161 Bischof Mahnič an den Statthalter (28.  September 1899), in: AST, Luogotenenza, AP, b.  223, fasc.  4.1.5., 1899/2404. 162 Brief vom Bischof Mahnič an den Wiener Nuntius Taliani (23.  März 1899), in: AAV, ANV, b.  693, fasc.  7, fol.  373.
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Titel
Umkämpfte Kirche
Untertitel
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Autor
Péter Techet
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Abmessungen
15.9 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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