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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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139Kirchenstreit im ländlichen Hinterland keinen wesentlichen Unterschied kennen würden.219 Es gab Menschen, die nicht nur keinen Unterschied zwischen den Riten kannten, sondern über- haupt nicht wussten, worum es in dem, was sie unterschrieben, ging: Sie hät- ten nur mitgemacht, weil alle es getan hätten.220 Eine gewisse Maria Jabec rechtfertigte ihren Austritt etwa mit dem väterlichen Wille: »was mein Vater gewollt hat, das will ich«.221 Ein anderer Bewohner, Jožef Zohec, räumte ein, dass er nicht wisse, welcher Religion Bischof Drohobeczky angehöre, aber er sei der Einzige, der Boljunec einen Priester versprochen habe.222 Einen wichtigen Grund zum Übertritt stellte die Forderung nach einer eigenen Pfarrei, also der kompletten Verselbstständigung von Dolina dar.223 Die Verselbstständigung hätte die Dorfbewohner finanziell entlastet. Johanna Zohec beklagte sich vor allem über die jährlich an den Pfarrer von Dolina zu entrichtenden Beiträge. Sie musste zum Beispiel allein vom Wein jährlich 24  Liter an die Pfarrei abgeben. Außer der finanziellen Entlastung sah sie keinen Unterschied zwischen den zwei Riten.224 Einige, wie etwa Ivan Ota, erwähnten jedoch die Sprache als einzigen Unterschied.225 Wie ein gewisser Miha Žerjav sagte, kenne er nur den Unterschied, »daß der griech. Bischof, wie ich in Ricmanje gesehen habe, die Messe in slowenischer Sprache hielt«.226 Der Besuch von Bischof Drohobeczky in Ricmanje im  September 1901 beein- flusste also auch die Einwohner von Boljunec, wobei der Bischof die Messe in der Kirche nicht in slowenischer, sondern kroatischer Sprache las. Ähnlich diverse Motivationen ließen sich bei den Einwohnern von Ricmanje erkennen, die Anfang 1902  – nochmals  – ihre Austritte aus der rö- misch-katholischen Kirche anmeldeten.227 Die italienischsprachige, christ- 219 Protokoll der Bezirkshauptmannschaft Capodistria / Koper (23.  Januar 1902), in: AST, C.d. Capodistria, Culto, b.  170, fol.  48. 220 Zum Beispiel Jože Maver; vgl. Protokoll bei der Bezirkshauptmannschaft Capodistria / Koper (14.  Februar 1902), in: Ebd., fol.  32. 221 Protokoll der Bezirkshauptmannschaft Capodistria / Koper (23.  Januar 1902), in: Ebd., fol.  48. 222 Protokoll der Bezirkshauptmannschaft Capodistria / Koper (31.  Januar 1902), in: Ebd., fol.  50. 223 Zum Beispiel betonte Jozef Zerjal explizit, dass er keine andere Absicht mit dem Übertritt habe; vgl. Protokoll der Bezirkshauptmannschaft Capodistria / Koper (28.  Februar 1902), in: Ebd., fol.  36; Franc Lampe, vgl. Protokoll bei der Bezirks- hauptmannschaft Capodistria / Koper (7.  März 1902), in: Ebd., fol.  42; oder Andreja Žerjav, vgl. Protokoll bei der Bezirkshauptmannschaft Capodistria / Koper (7.  März 1902), in: Ebd., fol.  44. 224 Protokoll der Bezirkshauptmannschaft Capodistria / Koper (31.  Januar 1902), in: Ebd., fol.  52. 225 Protokoll bei der Bezirkshauptmannschaft Capodistria / Koper (14.  Februar 1902), in: Ebd., fol.  27. 226 Ebd., fol.  30. 227 Protokoll der Bezirkshauptmannschaft Capodistria / Koper (Januar / Februar 1902), in: Ebd., fol.  668ff.
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Titel
Umkämpfte Kirche
Untertitel
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Autor
Péter Techet
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Abmessungen
15.9 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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