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Vor 1918
Umkämpfte Kirche - Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
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180 Ungarisch-Kroatisches Küstenland verfügten.33 Viele Bewohner wurden für militärische Zwecke in die Region mit Privilegien »gelockt« und dort angesiedelt  – so entstand eine ethnische und religiöse Vielfalt mit gleichzeitigen Ausgrenzungen und Überlappungen der Identitäten.34 In der Militärgrenze wurde die Religion immer mehr zum wichtigsten Unterscheidungsmerkmal, anhand dessen sich die Bewohner unterschiedlich verorten konnten. Hier lässt sich also  – als Gegentendenz zur Nationalisierung der Selbstwahrnehmungen  – eine »Konfessionalisierung« der Identitäten beobachten. Der Unterschied zwischen den »Kroaten« und den »Serben« drückte sich immer stärker nur konfessionell aus.35 Auch die ungarischen Volkszählungen machten keinen Unterschied zwischen kroati- scher und serbischer Sprache / Nationalität, daher wurde die Konfession zum einzigen Indikator für nationale Selbstverortung und Fremdwahrnehmung. Nach der Volkszählung von 1891 lebten 190.978 Menschen in der Gespan- schaft Lika-Krbava, wovon 93.313 katholisch und 97.649 orthodox waren.36 Nach der Eingliederung dieser Gebiete in die zivile Verwaltung von Kroa- tien-Slawonien (1881) verlor die dortige Bevölkerung ihre Vorrechte. Inso- fern war die Stimmung unter den früher militarisierten Bauern gegenüber den kirchlichen und zivilen Obrigkeiten angespannt: Im Jahre 1883 brach der erste Bauernaufstand nach der Eingliederung aus. Auch die spätere Auf- standswelle von 1897 war unter anderem von der Erinnerung an die weg- gefallenen Privilegien stark geprägt.37 Weil sich die Bewohner der ehemali- gen Militärgrenze als Kämpfer betrachteten, reagierten sie rebellisch, wenn ihnen Privilegien  – nach der Eingliederung der Militärgrenze in die zivile Verwaltung Kroatiens  – entzogen wurden.38 Alle Katholiken der Region waren  – im Gegensatz zu den anderen Teilen des Küstenlandes (Fiume / Rijeka, Istrien, Triest)  – kroatischsprachig: Eth- nisch-nationale Gegensätze polarisierten nicht die örtlichen Kirchengemein- 33 Horel, Die Entmilitarisierung der kroatisch-slawonischen Militärgrenze, S.  156. 34 Die unklaren, verflochtenen Strukturen und Identitäten wirkten in diesem Gebiet bis ins 21.  Jahrhundert, etwa infolge des Jugoslawienkrieges und der Vertreibungen, hinein; vgl. Bernhard Struck, Grenzregionen, in: Europäische Geschichte Online (EGO), hg. v. Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG), URL: <http://ieg- ego.eu/de/threads/crossroads/grenzregionen> (15.10.2019). 35 Kaser, Freier Bauer und Soldat, S.  608. 36 Daten aus: Országos Királyi Magyar Statisztikai Hivatal (Hg.), A Magyar Korona Országaiban az 1891. év elején végrehajtott népszámlálás eredményei. I. rész: Álta- lános népleírás [Die Ergebnisse der am Anfang des Jahres 1891 in den Ländern der Ungarischen Krone durchgeführten Volkszählung. Teil  I: Allgemeine Volksbeschrei- bung], Budapest 1893, S.  104f. 37 Petrungaro, Pietre e fucili, S.  44f. 38 Über die Auflösung der kroatischen Militärgrenze siehe Rothenburg, The Military Border in Croatia, S.  180ff.; Mirko Valentić, Vojna Krajina i pitanje njezina sjedin- jenja s Hrvatskom 1849–1881 [Militärgrenze und die Frage ihrer Vereinigung mit Kroatien 1849–1881], Zagreb 1981; sowie Horel, Die Entmilitarisierung der kroa- tisch-slawonischen Militärgrenze.
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Umkämpfte Kirche Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Titel
Umkämpfte Kirche
Untertitel
Innerkatholische Konflikte im österreichischungarischen Küstenland 1890–1914
Autor
Péter Techet
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35696-4
Abmessungen
15.9 x 23.5 cm
Seiten
310
Schlagwörter
Kirche, Religion, Österreich, Kaiserzeit
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Bemerkung zu den Personen- und Ortsnamen 11
  2. Danksagung 13
  3. Vorwort 15
  4. 1. Einführung: Konzept, Verortung, Methode 19
    1. 1.1 Thematische, räumliche und zeitliche Einordnung der Forschungsfrage 22
      1. 1.1.1 Forschungsfrage 22
      2. 1.1.2 Innerkatholische Gewaltmomente im Kontext der »Nationalitätenfrage« 23
      3. 1.1.3 Historiographie von Nation und Religion: Nationalismus oder nationale Indifferenz? 27
      4. 1.1.4 Räumliche Verortung 37
      5. 1.1.5 Zeitlicher Fokus 45
    2. 1.2 Methode und Konzepte 45
      1. 1.2.1 Mikrogeschichte mit vergleichender Kontextualisierung 45
      2. 1.2.2 »Identifizierung« 48
      3. 1.2.3 Gewalt 49
    3. 1.3 Quellenlage und Aufbau der Arbeit 52
      1. 1.3.1 Quellenlage 52
      2. 1.3.2 Aufbau der Arbeit 56
  5. 2. Imperium, Nation und Katholizismus in der Habsburgermonarchie 59
    1. 2.1 Imperium und Nation 61
      1. 2.1.1 Österreich als Rechtsordnung für seine Völker 61
      2. 2.1.2 Ungarn als Imperium der magyarischen Elite 66
    2. 2.2 Katholizismus und Nation 70
      1. 2.2.1 Unterschiedlicher Stellenwert des Katholizismus 71
      2. 2.2.2 Die Sprache der Liturgie: Glagoljica im oberadriatischen Raum 75
  6. 3. Österreichisches Küstenland 85
    1. 3.1 Konflikte um die Nationalisierung des kirchlichen Raumes in Istrien 88
      1. 3.1.1 Istrien: Ethnische Vielfalt und religiöse Homogenität 90
      2. 3.1.2 Konfliktgeschichten: Angegriffene Priester, zerstrittene Kirchengemeinden 96
      3. 3.1.3 Konfliktanalyse: Nationalisierbare Konfliktlinien 115
      4. 3.1.4 Historischer Kontext: Supranationales Selbstverständnis der Kirche 122
    2. 3.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Triest 126
      1. 3.2.1 Ricmanje: Slowenischsprachiges Dorf an der sprachkulturellen Grenze zu Triest 126
      2. 3.2.2 Konfliktgeschichte: Vom Kampf um die Pfarrei bis zum Kampf gegen die Kirche 130
      3. 3.2.3 Konfliktanalyse: Situative Identifizierungen auf mehreren Konfliktebenen 161
      4. 3.2.4 Historischer Kontext: Lokaler Widerstand gegen kirchliche Vereinheitlichung 165
    3. 3.3 Fazit: Konkurrierende und proaktive Selbstbehauptung ländlicher Katholiken 168
  7. 4. Ungarisch-Kroatisches Küstenland 171
    1. 4.1 Konflikte um und gegen die altslawische Liturgiesprache im Bistum Senj 174
      1. 4.1.1 Einführung der altslawischen Liturgiesprache in der ehemaligen Militärgrenze 174
      2. 4.1.2 Konfliktgeschichte: Lokaler Widerstand gegen die altslawische Liturgiesprache 182
      3. 4.1.3 Konfliktanalyse: Nationale Indifferenz oder antiserbischer Hass? 195
      4. 4.1.4 Historischer Kontext: Altslawische Sprache als nationales Thema 203
    2. 4.2 Kirchenstreit im ländlichen Hinterland der Hafenstadt Fiume / Rijeka 207
      1. 4.2.1 Drenova: Kroatischsprachige Gemeinde in einem multiethnischen Raum 207
      2. 4.2.2 Konfliktgeschichte: Abwehr kirchlicher Einmischungen 212
      3. 4.2.3 Konfliktanalyse: Nationalistische Erwartungen aus der Stadt 227
      4. 4.2.4 Historischer Kontext: Staat / Stadt-Kirche-Konflikt in und um Fiume / Rijeka 231
    3. 4.3 Fazit: Reaktiver Selbstschutz ländlicher Katholiken 236
  8. 5. Konfliktdynamiken: Nationale Nonkonformität und religiöse Peripherie 241
    1. 5.1 Nationalitätenkonflikt? 242
      1. 5.1.1 Intraethnische Konflikte 242
      2. 5.1.2 Nationale und / oder religiöse Indifferenz? 246
    2. 5.2 Erfolgschancen der lokalen Akteure 250
      1. 5.2.1 Interessenartikulation in Österreich und Ungarn 250
      2. 5.2.2 Antihierarchische (soziale) Gewalt 253
  9. Ausblick 257
  10. Quellen- und Literaturverzeichnis 263
  11. Archivmaterial 263
  12. Bibliotheken 265
  13. Zeitungen 265
  14. Digitale Sammlungen 267
  15. Zeitgenössische Literatur 267
  16. Sekundärliteratur 268
  17. Ortsnamen in den landesüblichen Sprachen 289
  18. Personen 295
  19. Verzeichnis von Abbildungen, Karten und Tabellen 297
  20. Abkürzungen 299
  21. Register 301
  22. 1. Ortsregister 301
  23. 2. Personenregister 303
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