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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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zu nehmen. Außenminister Mock hat dann meinen Vorschlag angenommen.‘“109 Bis 1991 entstanden fünf weitere Bibliotheken, in Bratislava, Krakau, Posen, Marburg und Udine. Es folgten weitere in Szeged, Sofia, Osijek, Sarajevo, Tallin und Lemberg. Sie fungierten als Begegnungszentren für Autorinnen und Auto- ren, Buchausstellungs- und Symposienräume, die fortlaufende organisatorische Betreuung erfolgte durch die ÖGL, das Österreichische Institut für Ost- und Südosteuropaforschung sowie das Außenministerium. Zu all diesen kulturpolitischen Ämtern und Funktionen kommt noch Kraus’ Tätigkeit als literarischer Juror, die Erstellung kulturpolitischer Konzepte sowie die Gründung von Literaturpreisen (vgl. Kapitel 4.3.2) hinzu. Kraus war nicht nur ein zentraler Akteur im Literaturbetrieb, sondern konnte durch seine zahl- reichen Funktionen im Hintergrund, gleich einer „grauen Eminenz“, die Fäden ziehen. Darüber hinaus gründete er Gesellschaften, die sich exklusiv einem Autor widmeten, wie z. B. die Franz-Kafka-Gesellschaft in Klosterneuburg oder die Manès-Sperber-Gesellschaft in Wien, die ebenfalls Preise vergaben. Als Juror war Kraus bei zahlreichen Literaturpreisen jahrzehntelang vertreten, u. a. als Jury-Mit- glied des Anton-Wildgans-Preises der österreichischen Industrieellenvereinigung, des Paula-von-Preradović-Preises, des Franz-Kafka-Preises und des Manès-Sper- ber-Preises. Temporär fungierte er als Mitglied bei staatlichen Literatur- und Kulturpreisen, wie z. B. dem Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik, dem Österreichischen Staatspreis für Literatur, dem Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur und 1984 als Juror beim Klagenfurter Ingeborg-Bach- mann-Wettbewerb. Darüber hinaus darf nicht vergessen werden, dass auch die Vergabe der Stipendien für die Förderung von Arbeitsvorhaben österreichischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller jahrelang über Kraus und die ÖGL lief. Angesichts dieser beachtlichen Anzahl von Positionen im literarischen und kulturpolitischen Feld verwundert es nicht, dass immer wieder gegen ihn oppo- niert wurde, zumeist aber ohne allzu große Auswirkungen (vgl. Kapitel 4.4). Hans Weigel bezeichnete Kraus anlässlich dessen 60.  Geburtstages als eine „Ins- titution […], [z]entral, die Außenstelle, die Inkarnation – nicht unserer Litera- tur, sondern unseres literarischen Lebens. Er ist umstritten – no na! – aber er ist unsagbar wichtig. Er ist unentbehrlich.“110 Die Zusammenarbeit mit den „Mächtigen“ gestaltete sich für Kraus jedoch nicht immer erfolgreich, sondern war mit persönlichen Rückschlägen und Enttäu- schungen verbunden (vgl. Kapitel 5.1). Kraus hatte direkten Zugang zu den Unterrichtsministern der ÖVP, darunter Heinrich Drimmel, aber auch SPÖ-Mi- 109 Gertraud Steiner: Bücher als Botschafter. In: Wiener Zeitung, 5.  April 1991. 110 Weigel: Ein Kolumbus namens Kraus. In: Wiener Journal, Nr. 41, Februar 1984. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Biographische Einführung 37
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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