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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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bleiben die Bilder – worauf Heinz Ludwig Arnold hinweist –, mit denen man den Literaturbetrieb zu zeichnen versucht, zwangsläufig „Vexierbilder“. Dennoch wird mit dieser Methodik eine Erweiterung des Literaturbegriffs erreicht und Literatur als soziales Phänomen verstanden, das aus kulturellen, sprachlichen, sozialen, politischen und ökonomischen Konstellationen resultiert. Demgemäß geraten die Institutionen des Betriebs in den Fokus der Aufmerksamkeit, die den Buchmarkt, das Verlagswesen, Zeitschriften oder Zensur umfassen. Es wird dadurch möglich Literatur aus ihren Produktionsbedingungen heraus zu begrei- fen, wodurch der „Komplex Produktion, Rezeption und Distribution“16 verdeut- licht wird, dass der „Text“, bevor er in gedruckter Form den Leser bzw. die Lese- rin erreicht, auch von sozialen, politischen und wirtschaftlichen Faktoren abhängig ist. Der Literaturbetrieb ist als Summe dieser vielfältigen Faktoren zu betrachten und konstituiert so eine „facettenreiche Plattform“.17 Nach dieser Definition des Literaturbetriebs, der die Summe aller Einrich- tungen, Organisationen und Personen eines Landes miteinschließt und dadurch als eigentlich offener Begriff gelten kann, da er mit der Herstellung, der Verbrei- tung und auch der Konsumption von Literatur zu tun hat, müssen die literatur- und kulturgeschichtlichen sowie politischen Kontexte berücksichtigt werden. Denn nach wie vor ist der „Literaturbetrieb“ mehr als ein bloßer Wirtschafts- faktor: „Als Spannungsfeld von Kunst, Markt und Öffentlichkeit, von staatlicher Förderung und ästhetischen Forderungen, von etablierten Hoch- und alterna- tiven Subkulturen, kritischem Provokationsgestus und populärem Massenge- schmack ist er Indikator sozialer und ästhetischer Veränderungen und sorgt in dieser Rolle stets für neue Diskussionen“.18 So sollte auch hinsichtlich einer Institution wie der ÖGL unterschieden wer- den, dass diese einerseits einen „Literaturbetrieb“ mit konstituierte, indem sie Lesungen, Buchpräsentationen, Diskussionen und Symposien veranstaltete sowie als Treffpunkt bzw. Schnittstelle zwischen Schriftstellerinnen und Schriftstel- lern, Funktionären des Kulturbetriebs, Verlegern, Redakteuren, Journalisten und der Öffentlichkeit funktionierte, andererseits natürlich in das „literarische Leben“ eingebunden, und um es mit Pierre Bourdieu zu formulieren, der inneren Struk- tur des literarischen Feldes und dessen eigenen Wirkungs- und Wandlungsge- setzen unterworfen war.19 Dies wird in der Folge z. B. bei der Einladungspolitik 16 Plachta: Literaturbetrieb, S. 12. 17 Ebd. 18 Armin Klein: Kulturbetrieb. In: Erhard Schütz (Hg.): Das BuchMarktBuch. Der Literaturbe- trieb in Grundbegriffen. 2., durchgesehene Aufl. Reinbek/H.: Rowohlt 2005 (= Rowohlts Enzy- klopädie 55672), S. 180–183. 19 Vgl. Pierre Bourdieu: Das literarische Feld. Die drei Vorgehensweisen. In: Louis Pinto, Franz Schultheis (Hg.): Streifzüge durch das literarische Feld. Konstanz: Univ.-Verl. Konstanz 1997, S. 33–148. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Biographische Einführung 47
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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