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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Zwei Jahre später, am 8.  Mai, fand eine Pressekonferenz mit vormittäglichen Lesungen anlässlich des 25. Hefts der „manuskripte“, im Palais Wilczek statt. Otto Breicha, der versuchte, der Zeitschrift positive Publicity zukommen zu las- sen,111 führte ein Gespräch mit Kolleritsch, die Lesung übernahmen Frischmuth und Hoffer. Die breitenwirksame Präsentation sollte dazu führen, dass endlich „mehr als bloß 50 Exemplare in Wien verkauft werden“.112 Kolleritsch wandte sich im April 1967 u. a. an die ÖGL, da gegen ihn eine anonyme Anzeige aufgrund des Abdrucks einiger Passagen aus Oswald Wieners die verbesserung von mitteleuropa erstattet worden war.113 Die Text-Auszüge wur- den vom Subventionsgeber, dem Land Steiermark, als pornographisch beanstan- det: „einige grazer kulturbeamte haben mich vorgeladen, sie wollten, daß ich mich wegen der literatur, die ich in den manuskripten veröffentlichte, rechtfer- tige. Es wurde eine subventionssperre angedroht, wenn ich nicht von dem weg abrücke, den ich eingeschlagen habe.“114 Kolleritsch bat um einige Zeilen, die bestätigen sollten, dass die in den „manuskripten“ publizierte Literatur „kein entarteter sonderfall ist, sondern der tendenz der modernen literatur ent- spricht“.115 Herbert Zand antwortet, dass von ausländischen Gästen oft zu hören sei, dass die „manuskripte“ als eine „sehr interessante österreichische Publika- tion gewertet werden“ und verteidigte die Zeitschrift mit der sozialen Stellung des Schriftstellers in der modernen Gesellschaft, der unter den „harten Bedin- gungen des technischen und übernationalen Zeitalters“ in der „Masse härter und aggressiver, oft auch unangenehmer“116 würde. 111 Otto Breicha: Der Literatur ein Bein stellen oder Drehen am Subventionshahn. In: Kurier, 13.  Dezember 1967, S. 13. Breicha weist in diesem Artikel darauf hin, dass die „manuskripte“ im Ausland starke Beachtung finden und sie in ihrem „Engagement, dem unbeschönigenden Dichten und Trachten der Zeit ein Forum und Sprachrohr zu sein“ in Österreich einzigartig seien, aber v. a. in Graz ignoriert würden: „Das hat sich nun mit einemmal geändert. Man blät- tert höheren Orts in den ‚manuskripten‘, aber nur, um sie umzubringen. Das Forum Stadtpark ist wieder einmal der Stein des Anstoßes. Ihm möchte man am liebsten den Subventionshahn abdrehen. Vor allem aber soll es den „manuskripten“ an den Kragen. Weil man angeblich gegen das Pornographiegesetz verstoßen hat, werden die Herausgeber vor den Kadi müssen. […] Was die ‚manuskripte‘ für die Propagierung österreichischer Nachwuchsautoren getan haben, muß ihren Herausgebern hoch angerechnet werden.“ 112 Ub: Das Wunder der „Manuskripte“. Jubiläum der Grazer Avantgarde-Zeitschrift im Palais Wilczek. In: Kurier, 8.  Mai 1969, S. 9. 113 Vgl. Holger Englerth: „In den Manuskripten kann man nicht blättern, man ist verurteilt zu lesen.“ Manuskripte (seit 1960), S. 20. http://www.onb.ac.at/oe-literaturzeitschriften/Manu- skripte/Manuskripte_essay.pdf [zuletzt aufgerufen am 15.1.2020]. 114 Alfred Kolleritsch an die ÖGL, 11.  April 1967. Zit. n. Schmidt: Die Geschichte der ÖGL. Doku- mentationsband, S. 314. 115 Ebd. 116 Herbert Zand an Alfred Kolleritsch, 12.  April 1967. Zit. n. Schmidt: Die Geschichte der ÖGL. Dokumentationsband, S. 315. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 112 Die Österreichische Gesellschaft für Literatur (1961–1975)
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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