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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Gast hat dies bereitwillig getan, statt im Apo-Jargon [„Außerparlamentarische Opposition“, Anm. d. Verf.] zur Inbesitznahme der Produktionsmittel aufzuru- fen.“121 Ob auch ein gewisser Grad der „Autonomisierung“ des literarischen Feldes mit den Lesungen der Mitglieder der „Grazer Gruppe“ einherging, kann an die- ser Stelle nicht beantwortet werden. Wer sich sicherlich fördernd hinsichtlich dieser neuen Literatur auswirkte, war Otto Breicha, der auch immer wieder die geschäftlichen Korrespondenzen mit den Autorinnen und Autoren dieser Grup- pe führte und ab 1972 als Leiter des „Grazer Kulturhauses“ fungierte. Die „Wiener Gruppe“ in der ÖGL Ebenso kam die mittlerweile klassisch gewordene Wiener Avantgarde der 1950er Jahre in der ÖGL spät, aber doch zum Zug. Der „Cluster aus Wiener Gruppe, Wiener Aktionismus und Umfeld“, so hat Klaus Kastberger festgestellt, sei eine „weltweit einzigartige Erscheinung“ gewesen, weil „er aus einer Simultaneität von Avantgarde und Neoavantgarde“ bestanden habe.122 Die Gruppe erhielt ihren Namen darüber hinaus erst, als es sie eigentlich schon nicht mehr gab. Die „Wie- ner Gruppe“ wurde erst ab Mitte der 1960er Jahre breiter rezipiert, während das Echo, das sie in den 1950er Jahren hervorgerufen hatte, sehr negativ ausgefallen war. 1967 hatte Gerhard Rühm den Sammelband Die Wiener Gruppe bei Rowohlt herausgegeben, der Texte versammelte, die im Kollektiv entstanden waren; damit erst setzte eine breite Rezeption ein. Die „Wiener Gruppe“, zu der Rühm, Fried- rich Achleitner, H.  C. Artmann, Konrad Bayer und Oswald Wiener gezählt wer- den, hatte „von der Sprache her einen Anarchismus entwickelt, der nicht nur über sprachliche, sondern auch über gesellschaftlich-moralische Konventionen hinwegschreitet (literarische cabarets, poetische acte)“.123 Diese Aktionsform von Literatur, die bisweilen in Aktionismus und Happening bestand, wäre für eine Präsentation in der ÖGL eher ungeeignet gewesen. Abgesehen davon war bis Mitte der 1960er Jahre eine „sprachkritische, sinnliche, ‚destruktive‘ Kunst [...], die nicht mehr in den sanktionierten Bereichen einer höheren Welt des Guten, Wahren und Schönen verwies […], als kommunistisch, pathologisch, kriminell oder zumindest unfähig denunziert“124 worden. Dies hat auch mit dem Kalten 121 Hannes Schneider: Literarisches und Lustiges. Kolleritsch und Matejka lasen in der Literatur- gesellschaft. In: Kurier, 29.  Oktober 1969, S. 11. 122 Kastberger: Wien 50/60. In: Eder, ders. (Hg.): Schluss mit dem Abendland, S. 7. 123 Kristina Pfoser-Schewig: …keine Figur in einem gemeinsamen Spiel. Ernst Jandl und die Wie- ner Gruppe. In: Walter-Buchebner-Gesellschaft (Hg.): Die Wiener Gruppe. Wien, Köln, Wei- mar: Böhlau 1987 (= Walter-Buchebner-Literaturprojekt 1), S. 69–82, hier S. 79. 124 Kristina Pfoser-Schewig, Ursula Seeber: „…der spiesser fühlt sich auf sein wiener schnitzel Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 114 Die Österreichische Gesellschaft für Literatur (1961–1975)
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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