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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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ÖGL zu Gast war, darunter bei den großen „Round-Table-Diskussionen“ 1965 und 1967 sowie mit einem Vortrag zum Thema „Stirbt der deutsche Roman“ (1967), zu einer kleinen Polemik veranlasst: „In der Gesellschaft für Literatur […] zeigte mir Wolfgang Kraus eine Liste der österreichischen Schriftsteller. Es ist eine lange und stattliche Liste. Auch Autoren, die seit dreißig Jahren im Aus- land leben und kaum noch in deutscher Sprache schreiben, hat man da sorgfäl- tig registriert. […] Schriftsteller, die möglicherweise […] nur Halb- oder Vier- telösterreicher sind, wurden von der Gesellschaft, wenn ich mich recht erinnere, auch berücksichtigt.“170 Unter diesen Voraussetzungen wollte sich Reich-Ranicki, so merkt er polemisch an, bei Kraus erkundigen, da es „nicht ausgeschlossen“ sei, dass „einer meiner Vorfahren aus dem k.  u.  k. Gebiet“ stam- me, ob er „unter diesen Umständen eventuell Chancen hätte, in das Verzeichnis aufgenommen zu werden?“171 Ein früher Versuch der von der ÖGL ausgehenden Kanonbildung – wobei dies speziell zur Orientierung für die jüngere Generation gedacht war, also einen Literatur- bzw. Lektürekanon, der „u. a. der kulturellen Sozialisation Heranwach- sender im Unterricht als Voraussetzungssystem“172 dient –, wurde 1963 in Koope- ration mit „Wort in der Zeit“ unternommen. An zahlreiche Schriftsteller und zentrale Persönlichkeiten des Literaturbetriebs wurde ein Formbrief ausgesandt. Interessant ist dabei auch, an wen sich die Institution hierbei wandte, denn durch die kanonische Auswahl einer Gruppe werden auch jene, die über die Deutungs- macht verfügen, sozusagen mitkanonisiert. Das Ansuchen der ÖGL erging u. a. an Hans Weigel, Rudolf Henz, Rudolf Felmayer, Heimito von Doderer, Johannes Urzidil, Andreas Okopenko, Wieland Schmied, Humbert Fink, Ernst Kein, Johann Gunert, Werner Riemerschmid, Fritz Habeck, Karl Bednarik, Kurt Klinger, Milo Dor, Felix Braun: [W]ir beginnen eine Aktion, in der wir bedeutende Autoren nach ihren Vorschlä- gen befragen, welche Bücher unseres Jahrhunderts als wesentliche Lektüre für jun- ge Menschen empfohlen werden sollen. Wir haben die Absicht, die Ergebnisse die- ser Umfrage auszuwerten, zu veröffentlichen und wollen damit auch den Deutschlehrern in den Schulen eine dringend notwendige Hilfe leisten. Wenn Sie zu den Werken unseres Jahrhunderts noch einige entscheidend wichtige Werke der 170 Marcel Reich-Ranicki: Wer hat Angst vor Hilde Spiel. In: Ders.: Über Hilde Spiel. München: dtv 1998, S. 9–15, hier S. 15. 171 Ebd. 172 Clemens Ruthner: Der Literaturkanon zwischen Ästhetik und Kulturökonomie: Theorien und Definitionen. In: Friedbert Aspetsberger (Hg.): Ein Dichter-Kanon für die Gegenwart! Urteile und Vorschläge der Kritikerinnen und Kritiker. Innsbruck, Wien, Bozen: Studien-Verlag 2002 (= Schriftenreihe Literatur des Instituts für Österreichkunde 13), S. 15–42, hier S. 19. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 127
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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