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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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„Staatsnation im Werden“ sei. Norbert Leser, der im Publikum saß, bemerkte, dass die „historische Gewissensforschung“ des Österreichers ausgeblieben sei, und Butschek wies auf den großen Nachholbedarf an liberalem Geist und ech- ter Toleranz im Land hin. Vogt, der als „‚Enfant terrible‘ des Abends […] alles geschichtliche [sic] unter den Tisch fegen und die Entwicklung mit dem Jahre 1950 beginnen lassen wollte“, wurde von Schulmeister, der „von der Zukunft Österreichs überzeugt“ war, entgegnet, „mit uns beginnt die Zeit null, das glaubt jeder, in seinem Alter merke man jedoch dann“, dass dem „doch nicht so“204 sei. Ein Requiem für die österreichische Literatur Neun Jahre nach Gründung der ÖGL dürfte sich aber an der Situation der öster- reichischen Literatur nichts verbessert haben, folgt man Hans Weigel, weshalb die 1970er Jahre mit einem „Totengedenken“ eingeleitet wurden: Weigel hielt am 15.  Oktober 1970 einen Vortrag mit dem Titel „Requiem für die österreichische Literatur. Eine Abrechnung“, in dem er den „auf dem Felde der Literatur gefal- lenen“,205 wie Paul Celan, Gerhard Fritsch, Marlen Haushofer und Herbert Zand gedachte – der 1964 aus dem Leben geschiedene Konrad Bayer blieb dabei uner- wähnt –, und mit der politischen Praxis der österreichischen Literaturförderung abrechnete. Eigentlich hätte Unterrichtsminister Leopold Gratz (von 1970/71) dem Vortrag beiwohnen sollen, denn „viele Wünsche und Beschwerden […] richteten sich direkt an das Ressort des Ministers“.206 Da Gratz krankheitshalber ausfiel, musste auch ein Programmpunkt ausfallen, der „so hatte man in Litera- tenkreisen gemunkelt, einen abschließenden Knalleffekt hätte bescheren sol- len“.207 Denn Minister Gratz hätte seine „Förderfreudigkeit dekretieren und somit höchstes amtliches Verständnis für die Notlage der heimischen Literatur an den Tag“208 legen sollen, deren Erfolge (man denke an Thomas Bernhard und Peter Handke) in deutschen Buchhandlungen und an Bühnen der Bundesrepublik keineswegs über „ihre triste Förderungssituation hinwegtäuschen“209 könnten. Weigel kritisiert, dass die „mehr oder weniger“ jungen österreichischen Auto- rinnen und Autoren, die sich nach Deutschland hin orientierten, Gefahr laufen, in das Spiel der „verschiedenen linken Richtungen in Redaktionen, Sendern und Dramaturgien eingeschaltet zu werden“ und schlussfolgerte, dass man als Schrift- 204 Ebd. 205 Vgl. Wochenpresse, 21.  Oktober 1970. 206 Ebd. 207 Ebd. 208 Ebd. 209 Ebd. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 137
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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