Seite - 139 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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enthielt Bücher von H.
C. Artmann, Ingeborg Bachmann, Wolfgang Bauer, Tho-
mas Bernhard, Paul Celan, Erich Fried, Barbara Frischmuth, Peter Handke, Ernst
Jandl, Gert Jonke, Friederike Mayröcker sowie die von Gerhard Rühm heraus-
gegebene Anthologie Die Wiener Gruppe (1967). Ausländische Universitätsstäd-
te waren für mehrwöchige Lesetourneen der Autorinnen und Autoren gewon-
nen worden, Besucherinnen und Besucher dieser Veranstaltungen erhielten
Bücherspenden und Plakate, um Werbung für die österreichische Literatur zu
machen. Geplant war ein von der ÖGL organisiertes Symposion „Die österrei-
chische Literatur seit 1945“ in Rom, das „sich mit den zukünftigen Möglichkei-
ten der österreichischen Literatur im Ausland“213 befassen sollte, analog dazu
brachte die österreichische Zeitschrift „Literatur und Kritik“ ein Schwerpunkt-
heft zu diesem Thema heraus. Geplant war, dass Kraus das einführende Referat
bei dem sozusagen zum „Auftakt zum ‚Literaturjahr 1971‘“ stattfindenden Sym-
posion halten sollte, er dürfte aber an Kurt Klinger übergeben haben.214 Eine
Synergie wurde dabei insofern erzeugt, als das Österreichische Kulturinstitut
mit dem Italienischen Institut für Germanistische Studien zusammenarbeitete.
Die teilnehmenden Referenten standen in einem Nahverhältnis zu ÖGL. Klin-
ger eröffnete das Symposion mit einem Bericht, in dem er von der unmittelba-
ren Nachkriegszeit ausgehend, das Nebeneinander der verschiedenen Literatur-
strömungen charakterisierte, wobei er seine eigene Generation als „verhinderte
Weltbürger“ darstellte. Danach hielt Reinhard Urbach einen Vortrag zu „Sprache
als Thema“. Er ging auf die Literatur seit 1960 ein, und stellte die These auf, dass
seit dem Staatsvertrag die literarische Produktion stagniere und erst seit 1965
die jüngere Generation der nach 1940 Geborenen an die experimentelle Litera-
tur der „Wiener Gruppe“ angeschlossen habe. Dabei erwähnte er die verschie-
denen Möglichkeiten des Spielens mit traditionellen Literaturformen, wie Hei-
matroman und Trivialerzählung. Schließlich wurde mit Moos auf den Steinen
(1968) von Georg Lhotzky, nach dem 1956 erschienenen Roman von Gerhard
Fritsch, eine österreichische Literaturverfilmung gezeigt.215
Die kulturpolitischen Aktionen des Jahres 1971 zeitigten durchaus Wirkung,
glaubt man einem Bericht von Hans Haider, zu diesem Zeitpunkt Mitarbeiter
der ÖGL, der als Beilage eines Briefes an das Nationalkomitee für das Interna-
tionale Jahr des Buches der Österreichischen UNESCO-Kommission, nament-
213 H.[erwig Hösele]: Kulturpolitisches Jahr. In: Südost-Tagespost, Graz, 2. Februar 1971.
214 Vgl. N.
N.: Weitgespanntes Arbeitsprogramm. Die Veranstaltungen und Initiativen des Öster-
reichischen Kulturinstitutes in Rom in der Saison 1970/71. In: Wiener Zeitung, 16. Oktober
1970.
215 Vgl. N.
N.: Symposion in Rom: Die österreichische Literatur seit 1945. In: Tiroler Tageszeitung,
17.
Februar 1971; N.
N.: Symposion über österreichische Literatur in Rom. In: Wiener Zeitung,
12. Februar 1971.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 139
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Titel
- Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Autor
- Stefan Maurer
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-23312-1
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 452
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
- 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
- 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
- 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
- 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
- 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
- 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
- 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
- 3.6 Forum der Jugend 180
- 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
- 3.8 Resümee 190
- 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
- 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
- 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
- 7. RESÜMEE 399
- 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
- 9. PERSONENREGISTER 437